Der Rocker Talk 3: Der Status Quo!

Und wenn ich euch noch so sehr damit auf den Sack gehe, wenn ich sage, dass ich die Nummer möglichst transparent darstelle, dann mache ich das auch so. Zudem kann ich mich noch bestens daran erinnern, welchen Aufwand ich zum ersten Rocker Talk leisten musste, damit ich am Tag der Veranstaltung mit den Talkgästen nicht alleine in der Lokation sitze. Nu, dass ist auch im dritten Rocker Talk nicht zu befürchten, aber derzeit liegen die Anmeldungen unter meinen Erwartungen.

Woran könnte das liegen?

Potentielle Gründe gibt es viele. Manch einer geht davon aus, dass dieses Format nichts bewirken kann, ein anderer hat eine persönliche Abneigung gegen den ein oder anderen teilnehmenden Club, andere schreckt die derzeitige Nachrichtenlage ab, doch die meisten denken vermutlich, es geht sie nichts an, weil sie eben nicht betroffen sind oder sich nicht betroffen fühlen. Zu guter Letzt noch der Gedanke, wie eine Anwesenheit beim dritten Rocker Talk von wem auch immer bewertet werden könnte.

Da der Rocker Talk aber ins Netz geht, kann man sich die Nummer zudem ja auf der heimischen Couch reinziehen und dann im Fratzenbuch sein Statement abgeben. Das sind dann oftmals diese Typen, die garniert mit Parolen nette kleinen Bildchen von Brotherhood, Respekt und dem viel beschworenen Zusammenhalt der Szene posten, die man aber in den Clubhäusern nicht sieht, wo sie dann nämlich für ihre Posts klare Kante zeigen müssen und ernsthaft hinterfragt werden!.

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Ok, wenn man auf Basis der Clubs denkt, dann ist eine gewisse Skepsis nachvollziehbar. Aber um die geht es vordergründig gar nicht. Der Ansatz für den dritten Rocker Talk ist ausschließlich die Sicht auf die aktuelle politische Lage und das Bestreben des Staates die Rockerszene in ihrer Gesamtheit zu kriminalisieren. Doch selbst wenn man die Position des Staates teilt, so muss sich doch jeder die Frage stellen, warum man vermeintlich nur bestimmte Clubs meint, aber Gesetze erlässt, die alle treffen bzw. treffen können.

Anscheinend ist es vielen noch nicht klar, dass eine einzelne Verbotsverfügung in einem Bundesland gegen ein konkretes Chapter oder Charter zu einem Insignienverbot nach VereinG führt. Dagegen kann man sich auf dem Rechtswege wehren, nur ist das extrem aufwendig und kostspielig, ändert letztlich aber auch nichts an der Tatsache, dass die Kutten erst einmal abgelegt werden. Denkt mal zurück an das Jahr 2014, in dem das erste Kuttenverbot ausgesprochen wurde. 2015 hat der BGH dieses kassiert. Ich habe mir die Urteilsbegründung angeschaut.

Die darin angeführten Aspekte gelten auch heute noch. Nun müsst ihr aber nicht glauben, dass der Staat dieses aufgenommen hat und das nunmehr geltende Kuttenverbot nach VereinG unter Berücksichtigung des damaligen Urteils rechts-sicher gemacht wurde. Im Gegenteil, die Anhörung im Innenausschuss des Bundestages und die vielen Aussagen von anerkannten Juristen belegen klar, die Nummer ist mehr als wackelig und wird als verfassungswidrig bezeichnet. Das hat den Bundestag nicht interessiert. ein selbstkritisches Hinterfragen der eigenen Position fand nicht statt. Warum auch, wenn es politisch so gewollt ist und man sich einig ist. Eine wirklich fundamentale Debatte habe ich jedenfalls nicht gehört.

Stattdessen mussten wir uns zum Beispiel reinziehen, dass der Blick in die Augen eines Schauspielers aus der US-Serie Sons of Anarchy die Gefährlichkeit eines Rockers dokumentiert. Ich weiß jedenfalls bis heute nicht, was mir der MdB der Unionsfraktion in der zweiten Lesung im Bundestag anderes damit sagen wollte, finde es nur seltsam, das er den Talk mit einem Schauspieler in die Debatte wirft, sich aber selber als Fan der Serie outet. Ist das die Souveränität des Staates, mit der Gesetze verabschiedet werden, die eindeutig den Aspekt der Sippenhaftung erfüllen und die Bürgerrechte einschränken?

Um es klar zu sagen, selbst die kriminellen Handlungen von einzelnen MC-Mitgliedern führen nicht dazu, dass diese Ihre Bürgerrechte verlieren. Jeder hat das Recht auf ein ordentliches Verfahren und es ist keine Schande, sich einen guten Anwalt zur Seite zu stellen. Gibt es kein Urteil, so ist der Drops gelutscht. Auf zum nächsten Gefecht, aber bitte mit den Instrumenten, die längst vorhanden sind und die Individualität berücksichtigen. Wenn ihr mehr Cops benötigt, um das zu leisten, dann stellt sie ein und gebt ihnen die Technik.

Stattdessen geht man den Weg über das VereinG, um selber in der Debatte festzustellen, dass die Gesetzesverschärfung nicht zu einer Verringerung der strafbaren Handlungen führt, diese dann aber wenigstens nicht in Kutte ausgeführt werden. (siehe zweite Lesung). Na toll, die totale Symbolpolitik. Rocker werden instrumentalisiert, um eine Sicherheitspolitik zu führen, die letztlich etwas völlig anderes bezweckt als das, was man dem Bürger Glauben machen will, so meine Überzeugung.

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Es ist doch bezeichnend, das keiner der von mir kontaktierten Befürworter des Insignienverbotes sich darauf einlässt, am dritten Rocker Talk teil zu nehmen. Die zwei betroffenen Clubs haben jedenfalls den Wunsch geäußert, dass wir uns ernsthaft darum bemühen. Haben wir, leider bisher ohne Erfolg. Das ist nicht unerwartet. Wenn jetzt die Szene selber sich aber auch noch passiv zeigt, muss ich mir echt langsam die Frage stellen, ob die Nummer noch Sinn macht.

Wo sind eigentlich die ganzen Szenemedien aus den sozialen Netzwerken, die jeden Tag die Bad News teilen? Bisher null Anfragen. Sehr seltsam! Na, dann teilt mal schön weiter die Publikumsmedien und erfreut euch an den Likes, die ihr dafür bekommt. Mit Substanz und aktiver Szenarbeit hat das nichts zu tun! Ich jedenfalls bewerte das Interesse am Rocker Talk auf der Basis der aktiven Teilnehmer und bedanke mich bei all denen, die sich nunmehr schon angemeldet haben.

Es ist zu wünschen, dass ich in meiner aktuellen Einschätzung völlig falsch liege und viele aus dem Stand By-Modus nunmehr aktiv werden. Ganz oben auf der Startseite ist der Modus für den dritten Rocker Talk fixiert. Da steht alles drin. Wenn ihr Fragen habt, dann stellt sie mir. Moderator Stiebel und ich erstellen derzeit das Briefing mit den Themenbereichen für unsere Talkgäste. Weiterhin informiere ich Clubs direkt und werde auch punktuell persönlich vorstellig. Dranbleiben lautet das Motto!

Hope to see you!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.