EU-Strafzölle: Ins Knie gefickt!

Das hat sich Donald Trump doch ganz anders vorgestellt. Durch die Verhängung von Strafzöllen auf bestimmte Importwaren, wie zum Beispiel Aluminium und Stahl, sollte an sich die amerikanische Wirtschaft gestärkt werden, um neue Jobs im Binnenmarkt zu ermöglichen. Und kaum sind die im Gegenzug verhängten EU-Strafzölle in Kraft, teilt Harley Davidson mit, dass es unter dem Druck der deutlichen Verteuerung seiner Motorräder um umgerechnet 1.800 Euro pro Fahrzeug einen Teil seiner US-Produktion in das Ausland verlegt, um seine hohen Verluste auszugleichen.

Hintergrund ist laut Milwaukee der Umstand, dass man die erhöhten Kosten nicht an Händler sowie Kunden weiter geben möchte, da man bei einer ohnehin schwindenden Käuferschaft im Hauptmarkt USA auch noch Umsatzeinbußen in Europa befürchtet, man jedoch die aktuellen Milliardenverluste durch erhöhte Produktionskosten sowie die Strafzölle auf keinem anderen Weg kompensieren kann, als die Produktion aus den USA zu verlagern, was mit Sicherheit zu dortigen Entlassungen führen wird.

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Theoretisch ist es allerdings auch möglich, dass Harley Davidson dieses ohnehin vorhatte, die Strafzölle nur als Vorwand für ein längst beschlossenes Vorhaben nutzt. Wir bedenken, dass bereits Anfang des Jahres der Konzern die Ausweitung der Produktion außerhalb der USA angekündigt hat, also lange vor den Strafzöllen. Dieses darf jedoch als pure Spekulation angesehen werden und würde zudem vermutlich ein Eigentor darstellen, da der US-Konzern auf die emotionale Bindung der Kunden in den USA angewiesen ist, denn dort ist der Mythos entstanden, nicht in Asien oder anderswo. Verliert Harley den US-Markt, verliert man auf ganzer Linie. Wie dem auch sei, die Bikes kosten nun statt 6% satte 31% an Zollgebühr und die Ankündigung von Harley Davidson führt garantiert nicht dazu, dass potentielle Käufer mittelfristig mehr Vertrauen in die Marke entwickeln.

Privatfoto: Harley-Enthusiasten wie Michtho bleiben der Marke treu. Doch es fehlt an Erstkäufern!

Nach den hohen Einbußen in 2017, Harley hatte weit mehr als 10% weniger Käufer in den USA als Im Vorjahr, zeichnet sich auch in diesem Jahr ein weiteres Minus bei den Abverkäufen in den USA ab. Dem gegenüber sind die Zahlen in Europa recht gut. Noch spielt die demografische Entwicklung Milwaukee ein Käuferpotential in die Hände, doch  spätestens dann, wenn die geburtenschwachen Jahrgänge in den Fokus geraten, wird die Luft für die Big Twins ziemlich dünn. Die europäischen Händler sind daher sehr gut beraten, das vorhandene Klientel an Kunden sehr gut zu pflegen.

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Derzeit ist die aktuelle Marktentwicklung von Harley Davidson nicht gerade auf Rosen gebettet. Warten wir jedoch ab, was nach der aktuellen Ankündigung nun tatsächlich vom Konzern an effektiven Entscheidungen gefällt wird. Die Stammkäufer von Harley werden trotz der ab Herbst zu erwartenden höheren Preise der Marke sicherlich treu bleiben, doch ohne innovative Maßnahmen zur Gewinnung neuer Erstkäufer sehe ich bereits heute gesamtwirtschaftlich dunkle Wolken am Horizont anrücken.

In diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass in diesem Jahr von Classic Bike Berlin erstmalig ein Harley Truck auf dem Motorcycle Jamboree in Altes Lager präsentiert wird. Ich hatte mich schon immer gefragt, warum das in mehr als 25 Jahren bei einem Event mit klarem Markenschwerpunkt noch nie der Fall war. Vielleicht ist es an der Zeit, dass die Händler verstärkt in die Szene investieren, die der Marke maßgeblich den Mythos verschafft hat. Denn wenn es bergab geht, werden die Anzugträger sich vermutlich einen neuen Spielplatz suchen.

Privatfoto: Mit freundlicher Genehmigung von Michto

Presselink: https://diepresse.com/home/wirtschaft/unternehmen/5451638/Harley-sieht-wegen-EUVergeltungszoellen-ab-Herbst-hoehere-Preise?from=rss

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.