Freedom is our Religion 2020: Eine Mogelpackung?

Persönliche Einschätzung!

Unmittelbar nach Freedom is our Religion 4 wurden erste Stimmen laut, dass es bei der Demo nicht primär um die temporären Fahrverbote, sondern in erster Linie um das Insignienverbot ging. Einige Motorradfahrer fühlten sich vorgeführt. Wer sich für die Demo jedoch ernsthaft interessierte fand im Netz genügend Infos, die absolut klar aufzeigen, wo das Hauptanliegen des Hells Angels MC Nomads Germany zu verorten war und weiterhin ist.

Auf seiner Page hat er die temporären Fahrverbote so gut wie nicht thematisiert. Ich erinnere mich an lediglich einen Post des Admins selber, in dem er eine Verbindung zu der Drucksache 125/20 erstellte. Das ist so auch völlig ok, denn er folgte damit konsequent seiner Linie der letzten drei Jahre. Für mich ist damit an dieser Stelle dem Hells Angels MC Nomads Germany kein Vorwurf zu machen. Es ist auf der Basis seiner eigenen Intention nicht sein Aufgabe etwas klar zu stellen, was jedem an sich hätte klar sein können.

Wechselwirkungen?

Man könnte an dieser Stelle den Deckel drauf machen und die Verwirrung als das Ergebnis ungenügender eigener Informationseinholung abhaken. Ganz so einfach ist es aber dann doch nicht. In diesem Kontext spielt die Facebook-Gruppe „Biker for Freedom – Wir sind gegen die Diskriminierung von Motorradfahrern“ (BifF) eine m. E. tragende Rolle. Freedom is our Religion war die erste Fremdveranstaltung, die von den Admins eingestellt wurde. In einem persönlichen Gespräch mit einem ehemals führenden Admin hatte ich nach 30 Sekunden die Bestätigung dafür, dass der Name der Gruppe eine Synergie zu Freedom is our Religion darstellt. Völlig ok und für Szenekundige auch erkennbar.

Da die Gruppe nach der Entschließung des Bundesrates als erste aktiv war, erlebte sie eine regelrechten Boom. In kürzester Zeit wuchs die Anzahl der Mitglieder. Derzeit sind es über 50.000. Sehr schnell wurde klar, dass es ein Gemisch aus Szenekundigen und Szeneunkundigen (Aspekt Clubszene) ist und das die Motivlage der Mitglidschaft sehr eindeutig bei dem Protest gegen das temporäre Fahrverbot anzusiedeln ist. Somit war auch klar, das die Mehrheit das Insignienverbot bzw. die Einschränkung der Vereinsfreiheit gar nicht auf der Agenda hatte.

Dieser Fokus ergab sich erst nach dem 04. Juli und die Admintruppe selber hat diesen klar gesucht, ohne das Anliegen von Freedom is our Religion konkret zu beschreiben. Immer wieder wurden die Mitglieder auf den 12. September eingeschworen, völlig ok und nachvollziehbar. Doch entweder war man sich darüber im klaren, dass eine transparente und fundierte Vorankündigung zu der Intention von Freedom is our Religion potentielle Teilnehmer kostet oder man hat es selber einfach nicht auf dem Schirm gehabt. Letzteres wäre ein Zeichen dafür, dass den Admins fundierte Kenntnisse über potentielle Wechselwirkungen fehlen, im ersten Fall wäre es Ignoranz oder tatsächlich eine bewusste Verschleierung.

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Eine derart große Gruppe zu führen ist eine Mammutaufgabe und mit unendlich viel Arbeit verbunden. Dennoch, es fehlt an echter Substanzarbeit. Sachliche Stellungnahmen der gesamten Admintruppe zur Drucksache 125/20 finden an sich nicht statt, die inhaltliche Position der Gruppe ergbit sich rein zufällig aus den Postings der Mitglieder. Schon vor Monaten habe ich das angeprangert und der Gruppe dringend empfohlen endlich eine eigene Position zu erarbeiten, auch mit dem Risiko, das man Mitglieder verloren hätte. Love it or leave it!

Als das gemeinsame Positionspapier vor knapp zwei Wochen in die Gruppe ging und es zu einer deutlichen Kritik hinsichtlich des Verweises auf das dritte Reich bezüglich des Instrumentes der Kollektivhaftung kam, hat sich niemand aus der Führung positioniert, obwohl die Gruppe das Papier selber unterzeichnet hat. Da fühlte ich mich komplett verarscht und es bestätigte sich mein Eindruck, das man alles vermeidet, was das eigene Standing irgendwie gefährden könnte. Motto? „Die Deckung verlässt man nicht, um keine Angriffspunkte zu bieten!“ Menschlich nachvollziehbar, taktisch unklug.

Status Quo!

Die Sachlage ist nunmehr völlig klar und wem jetzt noch nicht bewusst ist, wofür Freedom is our Religion steht, dem ist nicht zu helfen. Nun haben wir aber das nächste Problem. Die Ressentements gegenüber der Clubszene sind wieder deutlich geworden. Die meisten Motorradfahrer können nichts mit uns anfangen. Daher frage ich mich, für wen ich da oben gestanden bin und für wen nicht.

Es sind genau die Leute, die aufgund einer negativen Einzelerfahrung oder pauschal Pech und Schwefel über der gesamten Clubszene ausschütten. Nein, für die bin ich nicht angetreten und somit entsteht für mich der Konflikt, dass ich mich entscheiden muss, ob ich den Protest gegen das temporäre Fahrverbot auch in Zukunft in Kooperation mit Gruppen wie BifF suche oder mich vollends auf meine eigenen Möglichkeit beschränke. Letzteres würde meine Nerven jedenfalls erheblich schonen, denn diese Rumgeeiere tut schon fast körperlich weh!

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Fazit!

BifF wäre gut beraten, jetzt mal endlich Tacheles zu sprechen. Der letzte Videobeitrag des Gründers war richtig. Das reicht aber nicht. Leute, ich erwarte von Euch Statements zu dem, was der Staat auf der Agenda hat, eigene Positionen dazu. Wenn ihr das nicht bringt, kann ich euch als Anschieber des Protestes nicht ernst nehmen und gehe davon aus, dass euch einfach die Sachkenntnis fehlt. Der BVDM e.V. hat sie, nur ist seine Position auf den politischen Mainstream ausgerichtet und damit nicht meine. Er grenzt mit seinen Forderungen Männer wie mich aus.

Ob ihr das wollt oder nicht, ihr habt eine Vorreiterrolle eingenommen und diese müsst ihr annehmen. Tut ihr das nicht, dann prophezeie ich euch, dass diese Gruppe mittelfristig zum Scheitern veruteilt ist. Was passiert jetzt mit dem Positionspapier? Wie steht es um die Vereinsgründung? Wozu nutzt ihr die Mitgliedsbeiträge? Nehmt die Leute mit und werdet transparenter. Wenn das beim Rocker Talk funktionierte, dann funktioniert das auch bei Euch!

Ich habe die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen, ich mache Fehler, siehe mein spontaner „Fotzen-Post“ in der Gruppe, aber meine Meinung resultiert aus dem Erlebten. Die Motorradszene ist keine homogene Community, das beweisen die Postings ja nun eindeutig. Ergo muss man sich für eine Position entscheiden. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass BifF nunmehr aus der Führungsebene heraus das Insignienverbot, die Einschränkung der Vereinsfreiheit und die temporären Fahrverbote stärker thematisiert, denn in allen Fällen geht es um die Diskriminierung von Motorradfahrern.

Solltet ihr daduch 10.000 Mitglieder verlieren, ist das irrelevant, denn die Teilnahmeanzahl am Samstag hat klar domumentiert, dass ihr nicht im Ansatz eure Mitglieder wie gewünscht erreicht habt. 3% von 50.000 sind weniger, als 10% von 30.000. Angekommen? Krone richten und weiter machen. Vielleicht sollte ich mal einen Biker Talk unter dem Aspekt der Diskriminierung zu genau diesen beiden Themen machen. Hm?!

Kontakt: https://www.facebook.com/groups/689588975158610/about

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.