Händler-Akquise: Kein Interesse!

Erst kürzlich erfuhren wir, dass die ZTK Erlebniswelt Motorrad GmbH Insolvenz angemeldet hat. Einem der größten Anbieter im Markt droht die endgültige Pleite. Klar hoffen auch wir, dass es eine Rettung für dieses Traditionsunternehmen gibt. Denn wenn wir Derartiges mal im Kontext zu der Gesamtentwicklung der Anmeldezahlen für Motorräder und den allgemeinen Tendenzen im Markt in Verbindung bringen, so erscheinen in durchaus sichtbarer Entfernung dunkle Wolken am Horizont.

Es wird also vermutlich auch noch andere treffen. Umso mehr erstaunt es mich, wie barsch, um nicht zu sagen unhöflich, manche Anbieter aus dem Biker Business mit redaktionellen Anfragen umgehen, selbst unter der Berücksichtigung, das vermutlich täglich Werberater der Fachmedien zu mindestens bei den großen Markenhändlern anrufen und ihre Dienstleistungen verkaufen wollen. Der erste Impuls ist Ablehnung.

Das passiert sogar noch dann, wenn man explizit darauf hinweist, dass redaktionelle Beitrage nicht berechnet werden. Gegen Bezahlung redet man nämlich von PR-Anzeigen, einem sehr attraktiven Instrument, aber eben kein redaktioneller Beitrag. Denn dessen Inhalt entscheidet der Verlag, nicht der Kunde. Kann es eventuell sein, dass viele Händler auch nur noch an Verkäufe denken und sich gar nicht mehr als ein Bestandteil der Szene ansehen und daher kein Interesse an Inhalten haben oder handeln sie nur noch reflexartig aus ihrer Abwehrhaltung heraus?

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Wie ich das sehe!

Das vorrangige Ziel jedes Verlages mus es sein Inhalte zu präsentieren, die den Leser interessieren. Denn nur dadurch generiert der Verlag eine Stammmleserschaft, die bestenfalls beständig wächst, völlig latte, ob in Print- oder Onlinemedien. Über die Inhalte entsteht die Bindung an das Medium und genau diese ist wiederum wichtig für die Werbewirtschaft. Das ist ein untrennbares Wechselspiel.

Alle Medien, die über die Szene berichten, egal ob spezifisch oder allgemein, leisten einen enorm wichtigen Beiträg zur Aufrechterhaltung der Motorradkultur. Nehmen wir einmal an, diese Medien würden von heute auf morgen allesamt eingestellt und die Szene hätte keinerlei Kommunikationsplattformen mehr, nun, ich garantiere dem Business, dass sich dieses erheblich und in kürzester Zeit negativ auf alle Händler auswirken würde.

Die Händler müssen nicht glauben, nur weil sie einen Facebookseite beteiben, können sie diesen Part selber leisten. Ja, es ist möglich in den Social Medias erfolgreich zu agieren, aber nur dann, wenn man genau weiß, wie das geht. Bei nur 200 Likes und kaum Interaktion kannste das schon einmal vergessen. Man wird von den Algorithmen nicht erfasst, notwendige Multiplikatoren unterbleiben somit.

In den meisten Fällen ist der Hinweis auf Social Media als dem Non plus ultra der eigenen Maßnahmen ohnehin ein Scheinargument. Wenn man mal etwas konkreter nachfragt, wissen die Händler oftmals nicht, wovon man spricht. Bouncerate? Returning Visitor? Verweildauer? Interessengebiete? Was interessiert mich das. Muss es nicht, aber dann wundere dich nicht darüber, dass sich auf Deiner Page nichts tut. Macht ja nichts, ist ja umsonst und ein gutes Argument gegen Verkäufer. Aha!

Wenn irgendein Medienvertreter sich meldet und sein Interesse bekundet, sollte man einfach mal genau zuhören. Der versierte Händler erkennt schnell, ob der Typ am anderen Ende der Leitung ein substantielles Anliegen hat oder an sich nur verkaufen will. Die zugesagte Gefälligkeitsredaktion kannste jedenfalls vergessen, denn außer der Familie und bereits bestehenden Kunden, holste damit nie das Maximum dessen heraus, was eine durchdachte Öffentlichkeitsarbeit ermöglicht.

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Also, einfach mal zuhören und mit dem Kollegen gemeinsam überlegen, wie man das angedachte Thema so gestalten kann, dass es nicht nur das Ego des Händlers bedient, sondern wengistens vom Ansatz her einen Breite erzeugt, die dann ggf. auch den Leser anspricht. Eine unreflektierte Abwehrhaltung hat dagegen schon so manche coole Story verhindert. Wie in allen Bereichen des Lebens braucht auch die Bikerszene Plattformen der Kommunkation. Also derartige Anfragen eventuell auch mal als einen Beitrag zur Szene betrachten.

Grundsätzlich ohne Kenntnis des Anliegens und der Substanz etwas abzulehnen, ist m. E. nicht der Weg, um in Zukunft negative Trends zu verhindern. Das Biker Business ist diesbezüglich ohnehin ein schwieriger Partner, aber Ignoranz oder ein unhöflicher Umgang hat noch niemanden nach vorne gebracht.

Schaut euch zum Beispiel Harley Davidson an. In seinem Kernland kriegen sie ihre Bikes nicht mehr los, es fehlt an Nachwuchs. Natürlich ist das Unternehmen so aufgestellt, dass man dem Paroli bieten kann. Nur sollte sich darauf der lokale Händler mal nicht verlassen. Er sollte selber Strategien entwickeln, wie er sich regional präsentiert. Und über Inhalte erreicht man das immer noch am besten. Einfach mal darüber nachdenken!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.