Live eingefangen!
Auf meine Anfrage zu einem Live-Interview auf dem Motorcycle Jamboree reagierte Oli, Gründer und Presi der Krieger Germania, zwar erfreut, aber dennoch erkennbar überrascht. Kann es sein, dass sich bei den kleineren Clubs noch nicht durchdringend herumgesprochen hat, dass wir insbesondere Ihnen eine Plattform bieten möchten und nicht ausschließlich die Belange der großen Clubs darstellen wollen. Wen dem so sein sollte, so nehmt dieses Interview bitte als erneuten Beleg dafür, das wir möglichst breit aufgestellt sein möchten und wir mit jedem sprechen, der uns ein interessantes Thema bietet. Die Balance ist uns wichtig!
Die Intention mit Oli zu sprechen, basierte reinweg auf der Wahrnehmung im Fratzenbuch, in dem er immer mal wieder seinen Club in meinem Empfinden positiv präsentierte. Natürlich kann ich deshalb einen Mann und seinen Club nicht 100%ig einschätzen, aber um mehr hinter die Fassade blicken zu können, führt man ja ein Interview.
Das Interview!
Oli, erzähle mir doch mal etwas über deine persönliche Entwicklung zur Clubszene hin. Wie fing alles an?
Ich bin durch meinen Vater und meinen Verwandtenkreis schon immer mit der Szene verbunden gewesen. Seinerzeit war der Hardcore MC in der Region Braunschweig einer der größten Clubs und mit 12 saß ich das erste mal auf einem Bike hinten drauf. Mit 15 gründete ich eine Mofagang, mit um die 18 bin ich dann in die Hooliganszene eingestiegen.
Nach dem Erwerb des Mopedführerscheins war ich dann knapp 10 Jahre Member in einem der größten MC’s in Deutschland. Das hat mich allerdings nicht so erfüllt, wie ich es mir anfangs gewünscht hatte. Somit bin ich ausgetreten, haben zwei Jahre Pause gemacht, um dann die Krieger Germania zu gründen.
Ok, wie ging es dann weiter?
2015 habe ich mit der Vorbereitung zur Gründung der Krieger Germania begonnen. Ein guter Freund von mir ist bei den Borns und hat mir damals gute Tipps gegeben, wie ich die Nummer am besten voran bringe. Auch heute ist er noch ein wichtiger Ratgeber.
Bist du seinerzeit alleine an den Start gegangen?
Nein, ich hatte damals eine Basis von Leuten, denen ich echt vertraut habe. Leider hatte mich meine Menschenkenntnis seinerzeit verlassen, weil einige von denen anfänglich echt nur Scheiße gebaut haben, so dass wir von ca. 10/11 Membern auf drei Member abgesackt sind. Es gab natürlich Gedanken alles hinzuschmeißen, aber letztlich obsiegte das Motto: „Jetzt erst recht!“ und so habe ich weitergemacht und wir haben uns von dem Dilemma erholt.
Wie kann man euch Kennenlernen und was erwartet den Neuling?
Weil ich aus dem MC-Bereich komme, haben wir uns an der MC-Szene orientiert. Bei uns geht man allerdings nicht über mehrere Jahre Prospect. Trotzdem suchen wir uns die Leute sehr genau aus. Es muss einfach alles passen, der Mann, das Umfeld der Familie, der Wunsch so oft wie möglich Karre zu fahren.
Kennenlernen kann er uns dann bei einem regionalen Stammtisch, den ich gegründet habe und der für alle Biker offen ist. Marken-technisch sind wir völlig frei, solange das Bike 500ccm hat und vorzeigbar ist. Ein Clubhouse haben wir nicht und Gebietsansprüche stellen wir de facto auch nicht. Wir treffen uns bei Bedarf in einer Garage oder der Kneipe „Treuer Husar“ in meinem Kiez in Braunschweig, in der auch der Stammtisch läuft. Und dieser hat sich richtig gut entwickelt.
Wenn ich das so höre, hört sich das alles nach Oldschool an. Anderseits hast du die Nummer im Fratzenbuch angeschoben. Wie hast du es hinbekommen, dass dir nicht dauernd die Poser die Bude einrennen?
Ich bin oft auf die Schnauze gefallen. Doch mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl. Das macht sich bereits bemerkbar, wenn die Leute dich anschreiben. Wenn da einer gleich von einer Mitgliedschaft spricht, ist er quasi vom Start weg nicht geeignet.
Der Stammtisch ist genau die richtige Option uns live zu treffen, mit uns zu quatschen. Der Rest ergibt sich. Insofern ist das Fratzenbuch nur der erste Kontakt. Für mehr reichen meine Kenntnisse ohnehin nicht. Mein Sohn ist fünf Jahre und kennt sich besser aus als ich. Grins….
Seht ihr euch als MF?
Nein. Diesbezüglich hatten wir durchaus eine Diskussion, u. a. auch mit den Braunschweiger und Wolfsburger Borns. Uns gibt es jetzt aber erst seit zwei Jahren. Von daher müssen wir uns erst einmal behaupten und in der Szene etablieren und uns den Respekt verdienen. Wir haben unser Patch auf dem Rücken und in unserem Kiez genießen wir durchaus Sympathien. Wir wollen das so beibehalten und alle Clubs kennen lernen. Der Rest ist Zukunftsmusik. (Ende Interview)
Natürlich habe ich mit Oli nach dem Interview noch über andere Aspekte gesprochen. Aber das Gewesene über seine Mitgliedschaft im ersten MC oder familiäre Aspekte gehören hier einfach nicht hin. Auf mich vermittelt Oli den Eindruck eines Mannes, der sich nicht permanent als toller Hengst profiliert, sondern durchaus bereit ist, persönliche Fehler zu erkennen und sich nicht scheut, den Rat von erfahrenen Membern einzuholen.
Vielleicht ist das genau die richtige Art, um die Krieger Germania fest in der Clubszene zu etablieren. Von daher bin ich sehr gespannt, wohin der weitere Weg geht. Ich bedanke mich für das Interview, welches ich von mir aus in die Rubrik Clubszene gestellt habe, da ich die Krieger Germania ja nun keinesfalls als Freebiker ansehen kann.