Mit den Limited Booze Boys habe ich tatsächlich schon einmal auf derselben Bühne gestanden. Anlass war das 10th Anniversary des BTBW MC 1% Franken. Damals saß ich noch beim Wild Rock Project hinter der Schießbude und es war erst unser zweiter öfentlicher Gig. Logen waren die Ostrrocker der Headliner, wir sollten einfach nur als Support ein wenig Stimmung machen. Mit zwei Bremer Borns in der Kapelle war es seinerzeit ja quasi eine Art Heimspiel. Dachten wir jedenfalls.
Dummerweise standen die Limiteds so lange im Stau, dass sie uns darum baten, die Stagetime zu tauschen, da sie wegen eines Anschlussbookings direkt nach dem Gig zeitig wieder heimwärts müssten. Fuck, das aber jetzt echt mal Druck für uns. Leztztlich lief alles glatt, mir fielen nur einmal die Sticks aus der Hand und die Leute haben sogar getanzt sowie apllaudiert.
Das alles ist schon echt lange her. Noch weitaus länger liegt aber die Gründung der Limited Booze Boys zurück. 25 Jahre haben sie nunmehr bereits auf dem Buckel. Insofern kann man davon ausgehen, dass in deren Bandvita jede Menge Interessantes verpackt ist. Ich habe daher mal versucht, Tom und Köppi mit einem Mailinterview das ein oder andere herauszulocken.
Das Mailinterview! (nicht redigiert)
Die Limited Booze Boys gibt es nunmehr 25 Jahre. Wie fühlt man sich damit?
Antwort Tom:
25 Jahre, wie fühlt man sich… Ich fühle mich nach wie vor bei den Booze Boys wie bei meiner Familie. 25 Jahre schweißen zusammen, bringen tolle Erinnerungen mit sich. Viel lachen und auch Tränen. LBB sind und waren ein großer Bestandteil meines Lebens, hier konnten wir uns ausdrücken und Dampf ablassen. Ich möchte das nicht missen!
Kannst du mir etwas über die wichtigsten Stationen eurer Bandgeschichte berichten?
Antwort Köppi
Tja, wo fangen wir an?! Tom und ich kannten uns ja schon länger. Er war in der Ostdeutschen Rockszene zu Hause. Ich habe meine frühe Jugend im Blasorchester an der Trompete verbracht. Den Zerfall der DDR habe ich in den Reihen des Bezirksmusikcorps live miterleben dürfen. Aber dazu später. Gesagt getan, Koppi hat sich eine Gitarre gekauft und mit einem Finger auf dem Griffbrett ging es los. Zu viert haben wie dreimal die Woche geprobt. Anfangs recht chaotisch aber irgendwann wurde etwas Musik draus. Dann noch fix den Kalten an die Drumm‘s geholt und los ging die verrückte Reise durch Deutschland.
Bis dato lief alles recht unbeschwert. Der ein oder andere Besetzungswechsel brachte uns nicht um. Freunde kamen Freunde gingen. So war unser Musikerleben. Aber dann kam das Jahr 2011/2012. Auf einmal mussten wir uns mit der Vergangenheit einiger Bandmitglieder auseinandersetzen. Das klang erstmal nicht so schlimm, zeigte sich aber später als Zerreisprobe an der wir fast zerbrachen. Irgendwie haben wir es dennoch geschafft und weiter ging die Reise. Die Besetzungswechsel blieben nicht aus. Heute sind wir jünger denn je.
Was waren in puncto Live-Erlebnisse die geilsten Events, auf denen ihr gerockt habt?
Antwort Tom:
Ohhh, da gibt es so viele. Um die großen zu nennen: Motorcycle Jamboree ebenso wie Gigs in Italien, Polen (Lagow), Tschechien usw. Das waren natürlich immer Highlights in unserem Tourplan… Aber es gibt auch so viele MC’s, MF’s Freebiker und Rocker, die uns regelmäßig buchen und das sind so tolle Partys. Die vergisst man alle nicht.
In 25 Jahren erlebt man auch negative Dinge. Gab es bei euch auch echte Knackpunkte?
Antwort Köppi:
Negative Dinge sind meist auch traurige Dinge. Mich hat es jedes Mal traurig gemacht, wenn ein langjähriges Bandmitglied den Haufen verlassen hat. Als Henning gegangen ist, hatte das für mich persönlich auch seinen Grund und seine Richtigkeit. Hat aber an der ganzen Politscheiße nichts geändert. Ja auch ich muss mich heute dafür gerademachen, dass ich vor dreißig Jahren mit den falschen Leuten zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen bin! Klingt komisch, ist aber so. Da hilft es auch nichts, wenn man denkt, man trifft sich mal mit Vertreter*innen des politischen Etablissment‘s und redet mal über die ganzen Anschuldigungen. Das ist und bleibt ein Schuss in den Ofen und bedarf keiner weiteren Erwähnung. Das Musikalische interessiert dabei eh keinen.
Die Zeiten sind leider so geworden, dass man Leute lieber persönlich an den medialen Pranger stellt. Das ist einfacher und bedarf keiner persönlichen Debatte mehr. Schlimmer ist es dann, wenn Leute wie Wanze aus gesundheitlichen Gründen, die Band verlassen. Oder man muss Freunde zu Grabe tragen, die viel zu früh aus dem Leben gerissen worden sind. R.I.P. Harti! Lapidare Dinge wie der Besuch vom Fiskus, sind da immer noch unlustig, aber harmlos. Bringen mich aber trotzdem manchmal an dem Abgrund zwischen Sinn und Zweck des Ganzen.
Was motiviert euch weiterzumachen? Wird man nicht irgendwann müde?
Antwort Tom:
Klar ist man nach 25 Jahren auch mal „Bandmüde“. Das schwierigste ist es tatsächlich, immer wieder neue Ideen für die Shows und Songs zu finden. Da ist man manche Tage einfach ausgebrannt. Wir gehen ja alle auch die Woche über ordentlich arbeiten. Aber gerade da hilft es, wenn in unserer aktuellen Besetzung das bisschen frischer Wind weht. Und vorm Gig mal‘ne Schmerztablette für die alten Knochen…und danach ein kaltes Bier oder viele. Leider sind wir immer noch so trinkfest wie früher…lach
Welchen Bezug habt ihr zur Bikerszene?
Antwort Köppi:
Ganz klar, unsere musikalische und menschliche Heimat! Ich habe schon oft mit Tom drüber debattiert, wo wir wären, wenn Dies und Das anders gelaufen wäre. Ist es aber nicht und es ist deshalb auch nicht diskutabel. Wir spielen auf Bikertreffen bei Clubs, die genauso alt wie wir oder älter sind. Das erfüllt einen mit Stolz. Wir wurden immer herzlich empfangen, auch in schlechten Zeiten. Wir fühlen uns in der Szene gut aufgehoben. Selbst zu unseren Jubiläen bekamen wir als Band Geschenke der Clubs. Welche Band genießt schon dieses Privileg?! Selbst die Bikersnews, als damals größtes Printmedium der Szene, hatte ein offenes Ohr für uns und berichtete. Heutzutage ist das nicht mehr so einfach. Die Printmedien der Szene sind fast alle verschwunden und in anderen Medien möchte man lieber nicht stehen. Da kann man froh sein, dass es noch Portale wie „bike music and more“ gibt. Hier wird noch offen und ehrlich über die Szene berichtet.
Was genau ist Viking-Rock?
Antwort Tom:
Unsere Musikrichtung würde ich eher Hardfolk nennen! Grund dafür sind die Songs, die oft in Richtung der keltisch-gälischen Melodieführungen gehen. Ebenso findet man schottisch-irische Einflüsse in unseren Songs. Wir haben uns einfach über die vielen Jahre zu diesem Stil hin entwickelt. Am Anfang der Bandgeschichte war noch so viel Aggression in unserer Musik… Es wurde dann zunehmend ruhiger und melodiöser, obwohl es trotzdem noch ordentlich kracht bei uns.
Was ist euch noch wichtig zu erwähnen?
Antwort Tom:
Wichtig für uns ist es, einfach nach so vielen Jahren Danke zu sagen! Danke all den Wegbegleitern, den vielen Clubs, den Veranstaltern, die uns treu geblieben sind. Gerade in der heutigen Zeit ist es schön und wichtig zueinander zu stehen. Deshalb auch von Songs wie United, der den Zusammenhalt in der Bikerszene beschreibt… Danke und auf die nächsten verrückten Jahre…PS: es wird noch eine neue Scheibe von uns kommen!
Antwort Köppi:
Ich hoffe, dass wir noch ein paar Monde zusammen Musik machen. Das sind wir all jenen schuldig, die uns in den letzten 25 Jahren unterstützt haben. Ein fettes danke auch an unsere Familien, alle Freunde und unsere fleißige Roadcrew. Somit ist alles gesagt. See you on the road again! (Ende Mailinterview)
Anmerkerkungen!
Als die Limited Booze Boys vor etlichen Jahren von einigen Medien regelrecht auseinandergepflückt wurden, war ich zwar auch im Thema, habe mich aber öffentlich nicht dazu geäußert. Ich springe nicht über jedes Stöckchen, welches mir hingehalten wird und schon damals ging mir dieser politische Mainstreamwahn tierisch auf den Sack. Mit ihnen gesprochen hat nämlich so gut wie niemand! Berichterstattung nach dem Baukastenprinzip. Ich war mit Köppi damals im Austausch.
Die Limited Booze Boys haben die damalige Zeit mehr oder weniger gut überstanden. Sie taten intuitiv das richtige und konzentrierten sich auf ihre Musik. Und diese ist nach wie vor insbesondere im Osten äußerst beliebt. Auf der Bühne sind sie eine Macht, was sie bei ihrem Konzert auf dem letzten Motorcycle Jamboree erneut bewiesen, denn keinesfalls jede Band schafft es, dass der gesamte Vorplatz vor der Mainstage bei einer Stagetime von 17.15 Uhr rappelvoll ist.
Mich selbst fixt der von Tom benannte Hardfolk nicht zwingend an. Ich bin vermutlich zu stark vom New Wave of Heavy Metal der 80er geprägt. Aber ich erkenne durchaus, wenn eine Band ein eigenes Genre prägt. Und so unverwechselbar wie das Bands wie AC/DC oder Guns ‚N‘ Roses im Rockbereich geschafft haben, so muss man es den Limited Booze Boys national ebenso attestieren. Ihr Hardfolk ist unverwechselbar!
Die Männer sollen also mal schön noch defintiv viele weitere Monde zusammen Musik machen. Die Bikerszene wird es ihnen danken und wer weiß, evtl. ergbt sich ja die Gelegenheit, dass ich mit ihnen am Tresen nach einem geilen Gig ein zünftiges Blondes genießen kann. Längst überfällig! Respekt für 25 Jahre!
Galerie mit PIce in aktueller und ehemaliger Besetzung!
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