Presse: Das Beispiel einer fundierten Berichterstattung!

Eine hoch seriöse Presse?

Hinweis: Bitte lest zuerst den Artikel der BZ, der Kontakt ist nachfolgend eingepflegt. Kommt danach zurück in den Beitrag! Nur so wird es nachvollziehbar.

https://www.bz-berlin.de/berlin/rocker-kriminalitaet-in-berlin-mehr-haftbefehle-aber-weniger-ermittlungen

Als ich diesen Artikel der BZ vom 24. August las, hatte ich sofort das Gefühl, dass hier eine an sich alte Kamelle aufgewärmt wird. Der Inhalt kam mir absolut bekannt vor. Allerdings ist es bereits einige Jahre her, dass mir ein Artikel mit demselben Tenor auf den Tisch flatterte. Warum mich nun ausgerechnet dieser neugierig machte, kann sich jeder denken. Ihr müsst euch nur die darin genannten Clubs anschauen. Einer fixte mich besonders an.

Autor Axel Lier bezieht sich u.a. auf eine schrfitliche Anfrage des Mdb Tom Schreiber, Fraktion SPD, und stellt fest, dass die Anzahl der abgeschlossenen Ermittlungsverfahren deutlich zurück gegangen ist. Nun, faktisch wäre das ja eine Information, die man durchaus positiv bewerten könnte, immerhin ist es bezogen auf den Zeitraum von knapp acht Monaten ein Rückgang von fast 40% (144 Verfahren in 2019 : 12 x 8 Monate 2020), aber irgendwie passt das wohl nicht so wirklich zu der gewünschten Intention des Verlages.

Screenshot: Tom Schreiber, Fraktion SPD, hat sich das Thema Rocker auf die Fahne geschrieben!

Was macht man also? Nun, man geht runter bis in das Jahr 2016 und addiert sämtliche Verfahren plus die Anzahl der bisherigen Haftbefehle in 2020, schon bekommt man genau das Ergebnis, welches dem Leitmotiv der Medien vollends entspricht. Motto? Sie sind immer noch böse! Eine genauere Verifizierung ist nicht erforderlich. Warum sollte man auch danach fragen, wieviele Haftbefehle vollzogen oder verworfen wurden, welche Vorwürfe (Aspekt Delikteinordnung) den Verfahren zugrunde lagen, wieviele Verfahren überhaupt zu einem Urteil (Anteil in %) führten, welche Urteile das sind, usw.? Brauchen wir nicht, denn es würde das Ergebnis massiv abschwächen!

Dachte ich mir also, schaue dir mal die neueste kleine Anfrage des Tom Schreibers genauer an. Ups, auf der Page des Abgeordnetenhauses wurde ich in Bezug auf die letzten zwei Wochen nicht fündig, jedenfalls nicht in diesem Kontext, und auf der Page von Tom Schreiber selbst, niemand stellt in Bezug auf Rocker derart viele Anfragen, fand ich auch nichts für 2020. Sehr wundersam, denn seine schriftlichen Anfragen kommuniziert der selbst ernannte Rocker-Experte an sich sehr regide. Entweder bin ich zu doof, man hat die Anfrage noch nicht eingestellt oder man bezieht sich einfach auf eine alte Anfrage und erweckt den Eindruck von Aktualität. Letzteres ist durchaus wahrscheinlich.

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Was will ich euch eigentlich damit sagen?

Das ist genau die Art von Journalismus, die ich zutiefst ablehne, denn dieser Artikel soll es nicht dem Leser auf der Basis von repräsentativen und verifizierten Fakten überlassen sich eine eigene Meinung zu bilden, nein, er wirkt klar vorverurteilend auf den Leser ein. So ein Teil tacker ich euch in 10 Minten ferig. Axel Lier wird nun sagen, dass er faktisch alles korrekt dargestellt hat, dem würde ich nicht einmal widersprechen, die reinen Zahlen sind sicherlich korrekt, aber er geht nicht weiter in der Analyse, um am Ende das wirklich Substantielle (nachgewiesene) heraus gearbeitet zu haben. Und warum tut er das? Weil er es kann und nichts zu befürchten hat!

Merke, es geht mir überhaupt nicht darum die im Bericht erwähnten Protagonisten als Waisenknaben hinzustellen, aber von einer fundierten Recherche erwarte ich in diesem Kontext, dass die erwähnten Verfahren dann auch wenigstens den Clubs zugeordnet werden. Ich erwarte den Vergleich Verfahren zu Urteilen, denn dieser gibt u.a. Aufschluss darüber, wie fundiert die Ermittlingsbehörden gearbeitet haben. Der Journalist hat für mich die Aufgabe die belastenden und entlastenden Aspekte heraus zu arbeiten, so wie übrigens der Polizist und Staatsanwalt auch. Das nenne ich dann eine ausbalancierte und faire Berichterstattung.

Fazit!

Ich habe es mir längst abgeschminkt, dass die Verlage diesen Kurs ändern werden. Ok, man kann jetzt zwar die Meinung vertreten, dass es ja Anlässe gibt, die der Presse dieses Spiel überhaupt erst ermöglichen, aber aufgrund der hohen Verantwortung und den massiven Auswirkungen einer deratigen Berichterstattung erwarte ich von jedem Journalisten, dass er bestmöglich fundiert arbeitet. Und das passiert so gut wie nie. Journalisten haben Macht und wie sie damit umgehen, ist letztlich eine Frage von Charakter und Berufsethos. Seid kritisch und hinterfragt stets die Motive und das Ziel. My 5 Cents.

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.