Roamers MC Germany: Tortour de France!

Aus der Szene, für die Szene!

Der Roamers MC Germany schloss sich der Tortour de France des Lobo MC Pforzheim an. Roamers-Member Bonzo übersandte mir den folgenden Erlebnisbericht, den ich sehr gerne 1 zu 1 an euch weiter gebe, da ich es als abnorm wichtig erachte, dass wir auch nach Außen weitaus mehr darüber sprechen, was unsere Szene so bunt und auch vielschichtig macht. Darauf haben wir im Gegensatz zu den Bad News der Publikumsmedien nämlich Einfluss!

Der Erlebnisbericht von Bonzo!

Freitag nachmittags um kurz nach 15.00 Uhr, machten sich Peter und ich (Bonzo) auf den Weg nach Pforzheim. Die Tortour de France vom Lobo MC Mother Chapter stand bei uns fürs Wochenende auf dem Programm. Bedingt durch den freitags Feierabendverkehr, kamen wir erst kurz nach 9 am Abend an unserer Unterkunft an und genehmigten uns erstmal was zu Essen und Kaltgetränke auf der Terrasse des Hotels Krone in Niefern-Öschelbrunn, direkt vor den Toren von Pforzheim. Wo wir auch den Abend ausklingen ließen.

Samstag ab 9:00 sollten sich die Teilnehmer am Treffpunkt, einem großen Firmenparkplatz im Gewerbegebiet am Rande von Pforzheim, einfinden. Von der Unterkunft waren es nur 7 km, also hatten wir noch mehr als genügend Zeit, vorher in Ruhe unsere Mopeds voll zu tanken, bevor wir den Treff ansteuerten. Trotz verfrühtem Eintreffen, waren wir nicht die ersten. Einige andere hatten sich auch schon zeitig auf den Weg gemacht und schlugen mit uns vor 9:00 am Parkplatzgelände der Firma Stöber auf.

Am Sammelpunkt in Pforzheim

Die mobile Barista-Bude war denn auch gleich der Sammelpunkt für alle, die eintrudelten. Selbst am Vormittag suchten einige den Schatten. Es war schon ziemlich warm und sollte später, laut Wettervorhersage, über 30 Grad werden. Also nicht schon beim Start unnötig schwitzen. Alle waren gut drauf und in kleinen Gruppen wurde sich locker unterhalten. Kurz vor dem Start erklärte Marco Grassel noch kurz den geplanten Ablauf. Dann ging es auch schon los. Ich hatte mich im Vorfeld schon einige Male gefragt, wie man für 200 km einen ganzen Tag brauchen könnte? Schließlich befahren wir ja auch auf unseren EURO RIDES und RIDE OUTS vom Roamers MC Landstraßen im Pack. Zwar nie und nimmer mit mehreren 100 Bikes, aber da sind auch schon mal 400 km Tagesetappen am Start, wo wir dann den ganzen Tag für brauchen. Wir waren also neugierig. Der Tross setzte sich gegen 10:30 in Bewegung. Alles ganz gesittet und unaufgeregt. Wie wir im Gespräch erfuhren, waren auch recht unerfahrene Teilnehmer am Start, die erst seit kurzem den Führerschein besaßen. Da merkte man bei einer Fahrerin, die direkt vor uns im Pack fuhr aber überhaupt nichts von. Hinterher fahrend wäre man nicht auf die Idee gekommen, dass es sich um einen Newbie handelt.

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Mit zunehmender Stunde, wurde es immer wärmer. Die Temperaturanzeige für die Außenluft pendelte sich bereits nach kurzer Zeit vor der 30 Grad Marke ein. Dann ein Stau in bebautem Gebiet…fast kein Vorwärtskommen. Das Thermometer ging rauf bis auf 48 Grad. Inmitten des Packs und der heißen Abwärme der Motoren natürlich. Jetzt erahnte ich, was es mit der „Tortour“ auf sich hat. Vorher hielt ich es für einen griffigen Namen, dass 200 km Landstraße – selbst im Pack – zu einer echten Tortour werden können, konnte ich mir bis dahin nicht wirklich vorstellen. Ein Blick auf die zurück gelegten Kilometer und die Uhr zeigte, seit ca. 2 Stunden vom Treffpunkt aus on the road und irgendwas um die 50 km zurück gelegt. Oh ha…

Mit der Fähre über den Rhein

Kurze Zeit später erreichten wir einen Fähranleger um an dieser Stelle den Rhein zu überqueren. Durch die Größe des Packs passten nicht alle auf einmal auf die Fähre und so hatte die erste Truppe nach Ankunft am gegenüber liegenden Ufer genug Zeit zum Trinken und Pinkeln, während man auf die anderen wartete. Die Sonne brannte und an den Gesichter des ein oder anderen konnte man sehen, dass die Tortour wortwörtlich begonnen hatte. Ansage: wenn die letzten mit der Fähre eintreffen, gibt es einen rollenden Start, so dass sich die Nachzügler nahtlos beim Verlassen des Decks ans Pack anschließen können. Wir rollten also alle wieder. Der nächste Stop sollte ein Tankstop werden. Geplant wurden die Tankstopps ca. alle 80 km. Nun also der erste von zweien. Da wir uns noch auf dem Weg zum Treffpunkt mit dem 2. Teil des Packs befanden, ging dieser auch recht zügig über die Bühne. Die Proben standen an den Säulen bereit und betankten am Stück alle Bikes, die es nötig hatten. Wer nicht tanken musste, nutzte die überdachte Pause für eine Erfrischung. Die Eis- und Getränkekühltruhen der Tankstelle wurden regelrecht geplündert.

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Nachdem alle mit dem nötigen Sprit versorgt wurden, ging es auch schon weiter. Es folgte eine sehr schöne Strecke auf der Weinstraße bis zum Weintor. Bei der Anfahrt, sahen wir schon die Masse an weiteren Bikes, die dort bereits geparkt standen. Vom Weintor aus sollte es also im kompletten Pack weiter gehen. Die nördlichen Chapter des Lobo MC hatten sich mit ihren Gästen von Pirmasens aus zum Treffpunkt am Weintor begeben. Dort stand nun auch das traditionelle Gruppenfoto an. Vom Weintor aus von Rebel auf die darunter stehende Meute geschossen. Danach aufsitzen und weiter. Diesmal mit einem gefühlt mindestens doppelt so großen Pack. Es werden vielleicht über 300 Bikes gewesen sein, die genau Zahl wird man wohl noch bekannt geben.

Kurze Zeit später dann der Schock: das Pack kommt abrupt zum Stillstand und von der steilen Böschung in einer Kurve vor uns, steigt eine Staubwolke auf. Da musste jemand abgeflogen sein. So war es dann auch. Die Verunfallte war zum Glück noch ansprechbar und rief nach Wasser. Die Böschung ging steil ca. 4 Meter abwärts. Moped und Fahrerin lagen nun dort unten. Da es auf dem Abschnitt recht eng war, mussten alle erstmal Platz für den gerufenen Notarzt machen und die Bikes ganz an den Rand stellen. Bei Temperatur, die seit längerem schon über 30 Grad lagen, wurde das Unfall-Moped mit Gurten die Böschung hoch gezogen. Ein echter Kraftakt. Man entschied, bis auf ein paar Leute, die bei der Verunglückten blieben, weiter zu fahren. Der nächste Etappenstopp sollte zur Verpflegung dienen.

Pause mit Verpflegung

Am Versorgungspunkt angekommen, warteten kühle Getränke, Würstchen und Kartoffelsalat auf die Teilnehmer. Dort erfuhren wir dann auch von Öhli, dem President des Chapters Mönchengladbach, dass sich die Verunglückte wohl einen Schlüsselbeinbruch zugezogen hatte und auf dem Weg ins Krankenhaus sei. Vor der Weiterfahrt noch die Ansage, dass der letzte Tankstopp in etwa 25 km folgt und es danach noch ca. 40 km bis zum Ziel seien. Also weniger als ein Drittel der Tour lag noch vor uns. Wir wussten schon, dass diese letzte Betankung bei der Anzahl der Bikes recht lange dauern würde und entschieden uns mit Blick auf unsere Tankuhren und den vermeintlich verbleibenden 40 km erst morgen auf unserem Rückweg zu tanken. Die angefahrene Tankstelle wurde binnen kürzester Zeit komplett von den Teilnehmern vereinnahmt, der kleine Shop um die kühlen Getränke gebracht und Marco ließ es sich nicht nehmen, die Leute auf dem Tankstellengelände mit einer Ladung Wasser aus dem Schlauch zu erfrischen. Diese Abkühlung tat auch allen – die keine Schminke trugen – richtig gut ?

Schlange vor dem letzten Tanken
Erfrischung an der Tanke

Zeitgefühl hatte ich keins mehr. Wie lange es dauerte, bis wir von der Tankstelle weiter fuhren? Keine Ahnung. Zeit spielte eh keine Rolle mehr. Man war im Flow mit dem Pack und ließ sich treiben. Treiben ließen sich wohl auch die Leute vor uns, die irgendwann an jeder Kreuzung und an jedem Kreisverkehr geradeaus fuhren. Ich hatte das Ziel beim letzten Halt ins Navi eingegeben und wunderte mich schon, dass die km zunahmen. Na ja, vielleicht ist das ja die schönere Strecke, dachte ich noch, als von hinten irgendwann einer der Roadblocker an uns vorbeischoss und uns wenig später einbremste. OK, wir waren dann wohl den Leuten gefolgt, die nicht wussten, wo es lang geht und einfach immer weiter geradeaus gefahren sind. Kurzes Sortieren und die Roadblocker führten das Pack letzten Endes sicher zum Ziel – einem idyllisch gelegenen Naturcampingplatz direkt am See. Die meisten waren bereits angekommen und hatten auch schon ihre Zelte aufgebaut.

Am Ziel
Mopeds und Zelte

Also erstmal Stellplatz für unsere Mopeds suchen und dann weiter sehen. Kurzer Check der Lage und der Wettervorhersage brachte uns zu dem Schluss: Zelt lassen wir eingepackt, wir pennen neben unseren Karren. Also direkt unter die Leute mischen und Nahrung/Getränke aufnehmen! Durch das gelbe Flat-Rate Armband, welches am Startpunkt in Pforzheim oder bei der ersten Verpflegungs-Rast gekauft werden konnte, waren diese über das gesamte Event hinweg inklusive. Es wurden wieder mal gute Gespräche mit alten Freunden und neuen Bekannten geführt. Die Stimmung auf dem Platz war absolut relaxt und familiär, so wie wir es auch von anderen Lobo Events her kannten. Die Zeit verging wie im Flug, da hörten wir schon die erste der beiden Live Bands aus dem großen Holzhaus tönen. „Recharged“ hatte sich Rock Cover auf die Fahnen geschrieben. Der Sound klang gut, die Stimme der Sängerin drückte den bekannten Klassikern ihren eigenen Stempel auf. Nach dem ersten Set folgten ein paar Lobo Auszeichnungen und später auch Member Taufen.

Die Terrorwölfe übernehmen die Bühne

Vor dem zweiten Set von Recharged betraten aber erst noch die „Terrorwölfe“ die Bühne und verbreiteten mit ihrer Mischung aus altbekannten Songs wie „Aber bitte mit Sahne“ oder „Mit 18“ im Hardcore / Trash Metal Stil…anders kann ich es nicht beschreiben…nicht Terror, sondern gute Laune. Es wurde auf den Bänken getanzt und laut mitgesungen. Obwohl ich die Band und insbesondere einige ihrer Mitglieder schon länger kenne, war es für mich die erste Gelegenheit, sie mal Iive zu hören. Sie waren für mich das persönliche, musikalische Highlight des Abends.
Vielleicht waren sie auch der Grund, warum ich mich kurze Zeit später entschloss, doch nicht neben dem Moped zu pennen, sondern ich mich auf einer Holzbank direkt am See wiederfand und bei den Tönen des zweiten Sets von Recharged dort dann einnickte. Die Nacht verbrachte ich also überwiegend sitzend auf dieser Bank und kann wohl heute von Glück sagen, dass ich beim Einnicken nicht nach vorne in den See gekippt bin…

Zwischen 4:00 und 6:00 herrschte einigermaßen Stille. Nur ein paar wenige hatten die komplette Nacht zum Tag gemacht und saßen noch vereinzelt in Unterhaltungen vertieft auf den Bierbänken. Als mir klar wurde, dass wir gleich den knapp 500 km Ritt nach Hause antreten würden wurde mir bewusst, dass ich den wohlverdienten Schlaf erst zuhause bekommen würde. Peter wurde auch langsam wach und erhob sich von seiner Isomatte jenseits seines Mopeds. Kurzer Schnack…Frühstück? Jau, eine Kleinigkeit und für Peter seinen Kaffee und wir brachen auf. Peter hatte schließlich nicht nur die Rückfahrt bis zu sich nach Hause vor der Brust, sonder wollte in einem Rutsch bis nach Fehmarn in den Urlaub düsen. Je früher wir also auf die Straße kommen würden, desto besser. Erster Stopp zum Tanken an einer der in Frankreich verbreiteten aber dafür auch sonntags geöffneten Automaten Tankstellen. Oh man, ich fühlte mich noch richtig groggy…also erstmal alles schön langsam angehen lassen.

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Die Weiterfahrt Richtung Saarbrücken, wo wir dann auf die deutsche Autobahn wollten, war landschaftlich herrlich. Jetzt, in der Frühe und zu zweit, konnte man die Aussichten auf sich wirken lassen. Ab Saarbrücken ging es dann deutlich zügiger weiter. Bis wir dann im Hunsrück von einer Kaltfront mit Sturm und Regen überrascht wurden. Die Temperaturen sanken bis auf 15 Grad. Aber bei dem eisigen Wind und dem Regen, fühlte es sich deutlich kälter an. Oder lag es doch an unseren Sommerklamotten? Wahrscheinlich an beidem. An einer Autobahntankstelle kauft ich mir erstmal „Winter Arbeitshandschuhe“ und wir wechselten unsere Klamotten. Ich hatte nicht so die Auswahl. Die Jeanshose war schon die wärmste Hose, die ich mit hatte und die dünne Sommerlederjacke musste auch reichen, wenn ich noch nen Hoody drunter ziehe. Der Regen ließ nach, aber kalt war mir immer noch. Erst nachdem wir die Eifel hinter uns gelassen hatten und Richtung Bonn kamen, wurde es wieder etwas wärmer. Kurz vor Köln trennten sich dann unsere Wege. Ich ritt noch 150 km weiter Richtung Münsterland und Peter nahm die direkteste Route nach Fehmarn. Platt, aber zufrieden endete für uns ein Mega-Wochenende, was ganz nach dem Geschmack der Roamers war: viel fahren, viel lachen, viel erleben! Unser Dank an alle, die diese Tortour de France ermöglicht haben. Es war spitze!

Mein Senf dazu!

Was Bonzo hier beschreiben hat ist nichts Spektakuläres, aber es ist unser Lifestyle. Karre fahren, Benzin- und Szenetalks, eine coole Zeit mit den Brüdern und Gleichgesinnten verbringen. Daher würde ich es sehr begrüßen, wenn auch andere sich ermutigt fühlen, mir hier und da Ihre Tourberichte zuzusenden. Denn so entsteht langfristig ein weitaus realistischer Blick auf das, was der Szeneneuling never ever aus der Presse erfahren wird, weil es die Verlage einen Furz interessiert, wofür zig Tausende Biker und Rocker stehen. Danke an Bonzo!

Kontakt: www.roamers-mc.de

 

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.