Rocker & Business: Kai-Uwe vom Rider’s Cafe!

Ein Leben für den Rock ‚N‘ Roll!

Nicht wenige bezeichnen das Rider’s Cafe in Lübeck als legendär. In jedem Fall aber ist es in der norddeutschen Musikszene eine Institution. Das belegte auch mein langes Telefonat mit dessen Betreiber Kai-Uwe Meyer, aus dem es in Punkto Anekdoten nur so heraus sprudelte. Als er mit mir über sein Baby sprach, merkte man schnell, mit welcher Leidenschaft er bei der Sache ist. Diese authentisch zu beschreiben, traue ich mir nicht wirklich zu, deshalb habe ich mit Kai-Uwe ein Interview geführt. Steigen wir direkt ein!

Das Rider’s Cafe ist als klassischer Bikertreff gestartet und hat die lokale Musikszene stets gefördert.

Das Interview!

1. Das Riders Cafe ist eine Institution in Lübeck. Seit wann gibt es das Cafe überhaupt?

Das Riders Cafe wurde 1985, inoffiziell im Februar 1986 mit Konzession gestartet. Zu Beginn als Biker-Treffpunkt, tagsüber für die Kunden aus dem von mir seit 1982 auf gleichen Grund geführten Motorradladen. Hier trafen sich Biker aus ganz Schleswig Holstein, Hamburg, Niedersachsen und West Berlin. Live-Musik ist seit der ersten Stunde ein fester Bestandteil des Clubs, das Spektrum der Genres war früh vielfältig. Neben den Standards Blues und Rock, auch mit internationalen Bands, entdeckte später auch die Metal Szene, Pop- oder Jazz-Fans die Lokation.

Ab 1993 kam die Dj.- Szene mit Trance/ Techno dazu, was bei Bikern erst einmal sehr kontrovers diskutiert wurde, doch sehr schnell durch die lebendige Party Szene, sowie die Akzeptanz dieser Musik-Szene zusammen wuchs, vor allem etwas wirklich besonderes in der Techno Welt darstellte. Mit all den verschiedenen Musik Richtungen sowie dem Biker-Treff erreichte das Riders Cafe damit ein Alleinstellungsmerkmal.

Betreiber Kai-Uwe brennt für die Musik und bekennt sich eindeutig zur Szene!

2. Wie hoch ist Euer Radius im Bereich Konzerte/Events. Woher kommen die Leute?

Gut und gerne 150 km, erfreulicherweise nach Grenzöffnung 1989 auch tief in den Osten hinein.

3. Nach welchen Kriterien triffst Du die Entscheidung hinsichtlich des Bookings von Künstlern?

Für mich sind drei Elemente wichtig: Newcomer, Legendäres und zeitaktuelle Musik. Hinzu kommt, von Jung bis Junggebliebene alle Altersbereiche ansprechen zu wollen. Von Blues über Rock und Metal bis hin zu Rap ist alles dabei. Ich beobachte die Szene, höre, lese viel darüber wo die Meinungen, Leidenschaften liegen, buche danach. Übrigens, Dj. gehört für mich ebenso zur Musikszene und zu guter Feier- Kultur. Mir liegt viel daran, die verschiedensten Szene anzusprechen, mit interessanten Bookings zu überraschen, vielfältige Gäste zu überzeugen, zum immer Wiedersehen zu bringen. Das gilt ganz klar auch für die Künstler und klappt immer besser. Dieses Jahr hat das Riders Cafe den Kulturpreis der Lübecker Nachrichten und der Sparkasse Lübeck durch die meisten Leserstimmen bekommen.

In Rider’s Cafe wurde schon immer viel experimentiert. Kai-Uwe bietet ein breites Musikspektrum!

4. Wer stand schon an namhaften Musikern bei dir live on Stage?

Wow, eine sehr schwere Frage, da so viele schon hier waren. Für die einen der Megastar, für die anderen „Kenn ich nicht wirklich“. Da möchte ich respektvoll gegenüber allen Bands und Dj’s bleiben und niemanden herausheben. Vielleicht kann man es ja so beantworten, dass bei ziemlich allen großen Festivals verschiedenster Musikstile Namen von Bands und Djs. im Line Up sind, die im Rider’s Cafe schon gespielt haben oder noch spielen werden. Teils sehr groß geschrieben, teils kleiner. Im Rock Palast, oder auf Rap-Portalen, auch in Elektro/Techno-Magazinen sind immer wieder Namen dabei, die im Riders Cafe aufgetreten sind.

Neben dem ursprünglichen Bikertreff lief in den 80ern noch Kai-Uwes Motorradladen auf dem Gelände!

5. Mal zu Dir selber, was fährst Du für ein Bike?

Eine CVO Dyna Glide und meine Leidenschaftsharley, eine Wide Glide mit Baujahr 84 sowie Kicker-Viergang. Leider komme ich bedingt durch die Arbeit sehr viel weniger zu Cruisen, jedenfalls im Vergleich zu früher.

6. Was war denn so die bisher coolste und /oder längste Tour?

In den 80er Jahren 55.000 km in einem Jahr. Eine Strecke in 8 Tagen fast 6.000 km, damals mit der CBX 6 Zylinder. Cool waren stets die Shovelhead-ouren zu den Free Wheels mit einem Abstecher in den Grand Canyon, de Verdon und Ardeche, Stets ein Highlight.

55.000 KM in einem Jahr! Heute lässt das der Time Table nicht mehr zu!

7. Welche Beziehung hast Du zur Rockerszene?

Sehr viel, denn so hat es angefangen. Nach der Mofa, Veddel-Lederhose, Erdmann-Lederjacke, dicke Gürtelschnalle und Buckknife. Easy Rider, Wilde Engel, Mad Max und natürlich Rocker prägten die jungen Jahre, gepaart mit passender Musik. 1977 habe ich den Rebels MC mit gegründet, bin Anfang der 90er raus, habe dann einen Motorradladen mit gebrauchten Teilen und Bikes eröffnet, mein erstes Motorradtreffen mit fast 1.000 Gästen 1978 organisiert. Die Kontakte und Freundschaften, entsprechend der Szene weit verteilt, halten bis heute. Die Bikers News ging lange vor dem Zeitschriftenladen- Verkauf nur für Clubs bei mir über den Tresen.

8. Gibt es da auch Verbindungen zum Riders Cafe?

Klar, ich habe viele Clubs und freie Biker kennengelernt, aus ganz Europa, teils aus Übersee. Da gibt es eben das bestimmte etwas, was miteinander verbindet, klar ob im Club oder als freier Biker, modern Netzwerken genannt, aber eben ohne auf seinen eigenen Vorteil bedacht, sondern weil die Chemie einfach stimmt. Das gibt es in vielen Szenen, ganz klar sehe ich Parallelen in der Musikszene. Feiern, Spaß haben, auch mal Rücksicht nehmen, wenn dein Gegenüber nicht so gut drauf ist.

Die Signierstunde mit Sonny Barger ist für Kai-Uwe noch heute ein Highlight in der Vita des Rider’s Cafe!

Zu Beginn fand jedes Jahr im Winter ein Motorrad Weihnachts-Basar statt. Hauptsächlich Harley-Treiber räumten ihrer Garagen, Händler ihre Gebrauchtlager und man verkaufte am Tag gemeinsam. Was bis zum Abend an Geld rein kam, wurde Nachts wieder in Flüssiges umgesetzt. Die Shops waren noch klein, die Szene kannte sich. Im Sommer gab es Car and Bike Meetings und in der Stadt eine große Bike Show, die vom Rider’s Cafe organisiert wurde. Durch Bands wie Canned Heat oder Dr. Feelgood war die Biker/Rocker Dichte ziemlich groß. Und Hamburg war nah, zu Membern des Hells Angels MC und weiteren Clubs aus Hamburg bestand teils Kontakt vor dem Rider’s Cafe .

Man traf sich ab und an im Riders Cafe aus Hamburg, Schleswig Holstein, Niedersachsen, Berlin, später auch Meck Pom. Als die Idee einer Book- Signing-Tour Sonny Barger in Europa aufkam, fragten mich Blues und Facko aus Hamburg, ob ich Lust hätte einen Termin im Riders Cafe mit zu veranstalten. Keine Frage, dass ich zustimmte. Das Buch war in den Charts, das allgemeine Interesse vorhanden, meins sowieso. Es war ein besonderer Tag, der bis heute in sehr guter Erinnerung ist. Kein Stress mit der Polizei, ein wirklich vielfältiges Feld an Besuchern weit über die Biker Szene hinaus.

Das dieser Event für Gegner der Szene Wasser auf die Mühlen war, „das wäre ja ein Rockerladen, da geht man nicht hin“, war mir egal. Zwei Wochen zuvor hatte ich eine Abi Party, eine Woche später eine Techno Party. Die überwiegende Mehrzahl fand es gut legendär, gerade in der Mischung besonders gut, denn machen wir uns nichts vor, jede Gruppe, die nur etwas anders ist, aber die Grundrechte akzeptiert, wünscht sich einfach „Leben und Leben lassen“, sein Ding der Freiheit zu leben.

Auf der Bühne des Rider’s Cafe werden auch zukünftig viele geile Gigs abgespult! Hier Jimmy Cornett & The Deadmans, der vor seinem letzten Gig ein cooles Interview mit Kai-Uwe führte! (siehe unten)

9. Wie siehst Du die aktuelle Szene im Vergleich zu früher?

Sie ist vielfältiger geworden. Auch wenn der eine oder andere meint das klingt komisch, finde ich sie toleranter, sonst wären nicht so viele verschiedene Charaktere heutzutage in der Szene. Die einen haben sich etwas mehr zurück gezogen, andererseits die anderen eben auch. Große Bike Events sind ziemlich perfekt, die Kleineren halt noch Rock´n Roll. Perfektion war eigentlich nie, so glaube ich, der Wunsch der Ur-Szene, denn was fertig ist, muss von vorn beginnen.

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10. Was hat sich Deiner Einschätzung nach durch die Medien verändert?

Eigentlich, was die alten Medien angeht nicht viel. Die Schlagzeilen sind geblieben. Was die neuen Medien angeht jedoch eine Menge, denn das Internet hat vieles näher gebracht, manches sogar so nah, dass man es filtern muss. Ich habe noch nie in einer Blase gelebt, lese vieles, anspruchsvoll und umfangreich, weit über meine Szene hinaus, denn Meinungen interessieren mich. Aus der Schule habe ich behalten, man darf die Schlagzeilen des Boulevards gerne lesen, um sich eine Meinung zu bilden langt es niemals. Übrigens mache ich deshalb auch gern mal eine Lesung im Riders Cafe.

Biker? Everytime Welcome!

11. Was erwartet uns in 2020. Kannst du da schon etwas zu sagen?

Oh ja! Gute Live-Musik und Partys, mit vielen guten Namen. Vom 23.5. – 28.5. das SUPER RALLY PIT STOP SERVICE BAR & BARBECUE anlässlich der 50. Super Rally in Schweden statt. In der Vergangenheit, wenn die Rally für die Gäste aus dem Süden auf den Weg in den Norden lag, gab es stets diesen Service. Nichts großes, einfach ein geöfnetes Riders Cafe zum treffen , grillen, eine Auffrischung nehmen und um bei Bedarf Hilfe fürs Bike zu organisieren, auch Übernachtung zu vermitteln.

Das Riders Cafe macht normal keinen Barbetrieb mehr, ist nur noch zu Veranstaltungen geöffnet. Für diesen Anlass allerdings täglich ab Nachmittags. 2020 arbeite ich mit der TT Linie zusammen, sie räumen Bikern einen Rabatt bei frühzeitiger Buchung ein, freut mich sehr, der Rabatt und die Zusammenarbeit. Eine große Sache erwartet alle ab 2020, es beginnt die Suche nach einer Nachfolge für den Club, ohne Hast und Zeitdruck, aber bestimmt in den nächsten 5 Jahren. Dann sind 40 Jahre genug. (Ende Interview)

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Ich empfinde echten Respekt für Leute, die sich in Sachen Musik-Lokation so reinhängen wie Kai-Uwe und dann noch so eine langfristige Performance hinlegen. 35 Jahre, das ist ein Brett! Und das er sich für seine Nachfolge bis zu 5 Jahre Zeit nimmt, belegt m. E. klar, dass er das Rider’s Cafe nur in gute Hände abgibt, damit der Spirit erhalten bleibt.

Was sein Spezial im Mai zum großen Jubiläum der Super Rallye in Schweden anbelangt, so beackere ich dieses Feld separat. Bis dahin vergeht ja noch viel Zeit. Und so wie ich Kai-Uwe kennen gelernt habe, wird er diese dazu nutzen, um den Bikern wie schon immer eine coole Zeit am und im Rider’s Cafe zu ermöglichen.

Impressionen!

Kontakt: https://www.facebook.com/RidersCafeforyou/

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.