Szene-Medien: Huber Verlag insolvent!

Der Platzhirsch Bikers News wankt! Fällt er?

Die Nachricht schlug gestern wie eine Bombe ein. Nein, ich rede nicht von AKK und ihrem Rückzieher, ich spreche von der Insolvenzanmeldung des Huber Verlages, der u.a. Herausgeber der Bikers News sowie Veranstalter der Custom Bike Show in Bad Salzuflen ist. Als Mitbewerber, und das bin ich letztlich, müsste ich mich freuen, denn wenn ein Platzhirsch sein Angebot aufgeben muss, werden Marktanteile in Sachen Werbung frei. Aber freuen tue ich micht nicht. Im Gegenteil, ich sehe eine große Gefahr!

Ist die Bikers News wirklich nachhaltig in Gefahr?

Warum?

Wieviele Szenemedien kennt ihr? Stimmt, sind nicht so viele. Nächste Frage? Kann der Talk am Tresen in der Geisterstunde oder ein kurzer Plausch am Lagerfeuer mit den vermeintlichen Insidern ein fundiertes Hintergrundwissen derartiger Szenemedien ersetzen? Nein, kann er nicht. Viele Biker glauben das, aber dem ist nicht so. Auch regionale Biker-Magazine fangen das keinesfalls auf. Dazu fehlen ihnen oftmals gut ausgebildete Redakteure, die zum Beispiel wissen was ein Spannungsbogen ist.

Insbesondere die Clubszene braucht Szenemedien wie die Bikers News, die den Anliegen der Clubs wenigstens offen und ohne Vorbehalte gegenüber stehen und in der Lage sind fundamental darüber zu berichten. Wie schwer das ist, weiß ich aus eigener Erfahrung. Partyberichte kann jeder mit etwas Talent abliefern, aber spätestens bei schwierigen Inhalten trennt sich die Spreu vom Weizen. Egal, was ihr über die Bikers News denkt, das Magazin ist professionell gemacht und hat sich in der Szene fest etabliert. Punkt!

Warum dann die Insolvenz?

Die Gründe für den Insolvenzantrag liegen mit Sicherheit nicht darin, dass dem Magazin die Leser scharenweise weglaufen, weil es schlecht gemacht ist. Ja, manche springen ab, andere kommen neu hinzu, nein, sie liegen ganz wesentlich in der allgemeinen Entwicklung des Printmarktes, der durch das Internet gewaltig unter Druck geraten ist. Werbekunden setzen immer häufiger auf das Netz. Doch da sind es eher die Sozial Networks, derer man sich bedient. Sobald etwas Separates Geld kostet, winken viele ab, nichtsahnend, dass der Szene langfristig ein Teil des Fundaments entzogen wird. Oder berichtet ihr auch fortan über die Szene? Nein, nur über euch!

Die netten Kommentare der Kumpels wirken zwar im Fratzenbuch so schön positiv auf das Ego, doch wenn man ehrlich ist, gelingt es bei weitem nicht allen Anbietern mit dem Internet hohe Umsätze zu generieren. Schon gar nicht ohne Kaptalaufwand. Für ein Start Up oder ein Nebengewebe mag das reichen, für ein echtes Business nicht. Wer will mir denn erzählen, dass er mit 200 Abonenten langfristig Top-Umsätze generiert. Unmöglich, alles Ausreden!

Ist es für euch in der Tat vorstellbar, dass wir diese Covers nicht mehr sehen werden?

Und wenn ich schon höre, dass die Socials die absolute Nummer Eins sind. Ach ja, dann schaut euch mal an, wer in Punkto Reichweite Top1 und Top 2 besetzt hält. Print hat nach wie vor eine Berechtigung, weil diese Medien über Jahre eine treue Stammleserschaft aufgebaut haben. Jemand, der regelmäßig ein konkretes Medieum liest, sich inhaltich damit auseinander setzt, ist als potentieller Kunde viel interessanter, als derjenige, der nur reflexartig mal sein Like abgibt. Es braucht den Printsektor!

Denn hinzu kommt die Tatsache, dass uns das Internet mit Ausnahme der Bad News der Publikumsmedien an sich keine für Biker und Rocker interessanten Inhalte bietet. Die Bikers News präsentiert sicherlich nicht ständig Themen, die alle interessieren, aber das ist auch gar nicht möglich, da der redaktioenelle Ansatz gerade bei kontroversen Clubinhalten recht komplex ist und Rocker bekanntlich ohnehin stets die Deutungshoheit für sich reklamieren, selbst wenn sie keine Ahnung haben und das Thema auf  50% Interesse stößt. „Ich finde das scheisse, also ist das scheisse.“ Typisch Rocker!

Ob man eine Story über den Night Wolfes MC Russand oder Freedom is our Religion schlecht findet, hat ausschließlich etwas mit der eigenen Präferenz zu tun, Fakt aber ist, dass viele das eben anders sehen und derartige Themen von einem Großteil konsumiert werden. Und da muss jedes Medium letztlich den Markt bedienen. Das tut die Bikers News, nicht immer glücklich im Handling, aber mit einem Mix, der viele anspricht. Oder wollt ihr in Zukunft nur noch die vermeintlichen Lügenberichte von Bild & Co lesen, die Berichte, wo an sich jeder sagt, sie seien schlecht recherchiert und würden stigmatisiren?

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Die potentiellen Folgen?

Wenn in Deutschland das Wort Insolvenz fällt, ist das sofort mit einem Makel belegt. Klar, schön ist das nicht, bedeutet aber keineswegs, dass es die Bikers News fortan nicht mehr gibt. Im Gegenteil, die Insolvenz kann eine große Chance sein. Man sortiert sich neu und der Blick des Insolvenzverwalters kann durchaus neue Ansätze bringen, die man selber ggf. gar nicht mehr erkannt hätte. Die Mitarbeiter sind alle informiert, sie erhalten Insolvenzgeld. Darüber hinaus arbeitet man an einem Plan, um auch über den April hinaus das Business weiter professionell zu rocken.

Wenn jetzt natürlich alle Werbekunden den Schwanz einziehen und keine Aufträge mehr einreichen, insbesondere die, die von der Arbeit der Bikers News bisher massiv profitiert haben, dann wird die Luft dünn. Daher sollte sich jeder aus dem Business ernsthaft überlegen, ob er der Bikers News jetzt den Rücken kehrt. Fragt euch einfach mal, was die Alternative ist. Also, ich bin es nicht, denn das was die dort im Verlag rocken, wird ein Solotänzer oder Newcomer niemals auffangen. Medien wie meines sind eine Ergänzung, kein Ersatz!

Wenn es die Custom Bike Show nicht mehr geben sollte, wäre das für viele Im Biz ein ernsthaftes Problem!

Fazit!

Für 50 Leute geht es nun um die Wurst. Auf der Basis bisheriger Gespräche sehe ich aktuell jedenfalls eine gute Chance, dass die Verlagssparte nicht abgewickelt wird und es zu einer Neustrukturierung kommt, die den Geschäftsbetrieb auch der Bikers News dauerhaft aufrecht erhält. Sie ist wichtig, in einem möglichen Exit sehe ich ein fatales Signal für die Szene. Ich hoffe, Fips und seinem Team gelingt das richtige Feintuning!

Wenn ihr es ähnlich seht wie ich, kann man ja damit anfangen, dass man Neugründungen und Austritte bzw. den Rauswurf von Membern wieder dort bekannt gibt, wo es traditionell immer bekannt gegeben wurde. Denn ins Netzt gehört das nicht. Aber das ist nur ein Randnotiz im großen Ganzen!

Kontakt: https://www.bikersnews.de/

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.