Vorschau: Freedom is our Religion 2020

Es sieht derzeit so aus, als hätte die Demo „Freedom is our Religion“ eine Art unfreiwilligen staatlichen Support erhalten. Nun, das ist um die Ecke gedacht und bezieht sich auf die Drucksache 125/20 des Bundesrates, der in seiner Entschließung vom 15. Mai 2020 u.a. temporäre Fahrverbote fordert. Diese Nummer schwebt seitdem wie ein Damoklesschwert über der Motorradszene. Etliche Motorraddemos liefen bereits bundesweit ab und immer mehr Motorradfahrer haben für sich den 12.09.2020 als den Tag auserkoren, an dem man einfach für seine Freiheit auf die Straße gehen muss, um ein gemeinsames Zeichen des Protestes gegen staatiche Restriktionen zu setzen.

Für den 12. Seoptember ist erneut unter dem Titel „Freedom is our Religion“ ein Demonstrationszug in Berlin angemeldet worden!

Nun, der Impulsgeber von Freedom is our Religion war seinerzeit das Insignienverbot, sprich eine erhebliche Einschränkung der Vereinsfreiheit und hat auf den ersten Blick nichts mit einem zeitweiligen Fahrverbot zu tun. Bei genauer Betrachtung gibt es aber eine absolute Parrallele. Denn in beiden Fällen spielt Kollektivhaftung eine entscheidende Rolle, was bedeutet, dass die individuelle Verantwortung des Einzelnen unerheblich ist, damit das Schuldprinzip außer Kraft gesetzt wird. In beiden Fällen sieht man eine faktische Bestrafung alle Motorradfahrer vor. Letzteres natürlich nur dann, wenn es auch so kommt, wogegen sich ja massiver Protest regt..

Möglich, dass in diesem Jahr auch noch einige ob der Corona-Restriktionen zusätzliche Verdruss verspüren und Freedom is our Religion wie eine Art Ventil wirkt, jedenfalls halte ich es in Summe für durchaus denkbar, dass der Anteil an Motorradfahrern am 12.09 deutlich höher sein wird als in 2019, da nun auch immer mehr Motorradfahrer außerhalb der Clubszene erkennen, dass der Crime-Faktor überhaupt nicht notwendig ist, um massive staatliche Verbote durchwinken zu wollen. Der Lifestyle auf zwei Rädern reicht völlig, und dieses Mal sollen alle dran glauben. Nutten, Koks und Waffen wird ersetzt durch den Aspekt Motorradlärm, für mich heute schon das Unwort des Jahres.

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Der Sprachgebrauch der Presse in Bezug auf Motorradlärm ist m. E. nahezu indentisch mit der Berichterstattung über Anlässe in der Rockerszene. Headlines wie „Lärmgewaltiger Protest“, „Einschüchternder Auftritt“ sowie „Mit Lärm gegen Lärmverbote“ sollen dem Leser den Eindruck vermitteln, das Motorradfahrer notorische Gesetzesbrecher sind und von ihnen kein soziales Miteinander zu erwarten ist. Auch hier entdecke ich eine klare Parallelität. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass man den Clubs nicht mal im Ansatz die Verantwortung für das Begehren des Bundesrates in die Schuhe schieben kann, da diese völlig anders unterwegs sind und die relevanten Gebiete verstärkt von Freebikern vereinnahmt werden.

Na, wie fühlt sich das an, wenn man diskriminiert wird, obwohl man sich bisher zu den „guten Bikern“ dazu zählte und stets der Meinung war, man habe sich nichts zuschulden kommen lassen und Kollektivhaftung könnte einen daher nicht treffen. An sich müssten nun alle in dieselbe Kerbe hauen und sich neu reflektieren, doch leider führte die Drucksache 125/20 dazu, dass es in der Motorradszene zu Spaltungseffektiven gekommen ist. Zwar sind sich alle einig, dass Kollektivhaftung so gar nicht geht, aber anstatt das Instrument konsequent abzulehnen, was rechtsstaatlich völlig legitim ist, sucht man nun pauschal die Verursacher in den eigenen Reihen und stellt diese in den Foren immer wieder kollektiv an den Pranger. Das ist für mich eine Art vorbeugender Gehorsam!

Derzeit scheint sich in der Motorradszene eine Fokussierung auf Freedom is our Religion 2020 abzuzeichnen!

Damit erzielt der Staat einen Effekt, den er sicherlich sehr gerne in Kauf nimmt, denn Abgrenzung und Schuldzuweisungen verleihen dem Vorstoß des Bundesrates Legitimität, obwohl die angedachten Instrumente verfassungsrechtlich hochgradig bedenklich sind, worüber sich wie bereits erwähnt nahezu fast alle Motorradfahrer in Einigkeit üben. Warum haltet ihr nicht an der Ablehnung der Forderung fest? Macht euch doch nicht zum Steigbügelhalter der Poitik. Wenn ihr grundsätzlich Interese habt an Freedom is our Religion teilzunehmen, solltet ihr reinweg über die massive Einschränkung der Freiheitsrechte durch das Instrument der Kollektivhaftung nachdenken und euch nicht durch clubspezifische Aspekte oder den Vorwurf des Rowdytums in die Irre leiten lassen.

Auch ich sehe einige Vorfälle in der Szene als ultra kritisch an,  in meiner persönlichen Abwägung lasse ich es jedoch nicht zu, dass ich auf die Einforderung meiner Bürgerrechte verzichte, weil man mir eine Solidarität mit dem Anmelder oder vermeintlicher Verkehrsrowdys unterstellt. Ich solidarisiere mich mit dem Anliegen der Demo, nicht mit einem konkreten Club. That’s it! Abschließend einige Eindrücke von der letztjährigen Demonstration! Ich bin äußerst gespannt, wie sich die Teilnahme an Freedom is our Religion in diesem Jahr darstellt und hoffe doch sehr, dass Corona als Allzweckwaffe nicht plötzlich aus dem Hut gezaubert wird. My 5 Cents!

FREEDOM IS OUR RELIGION

Hier ein paar Eindrücke von der diesjährigen Motorrad-Demo "Freedom is our religion" in Berlin. Es werden jedes Jahr mehr Teilnehmer, die gemeinsam mit dem Motorrad für ihre Rechte und gegen die Abschaffung der Vereinsfreiheit auf die Strasse gehen.Der Termin für die nächste Demo im kommenden Jahr ist der 12.09.2020.

Publiée par Freedom is Our Religion sur Mardi 17 septembre 2019

Kontakt: https://www.facebook.com/freedomisourreligion

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.