Ansichten: Der Weg in einen MC!

Von der Breite her betrachtet!

Egal, wie man zu ihnen steht, MC’s spielen nach wie vor in der Motorradszene eine äußerst prägende Rolle. Gemeint sind damit aber nicht die Bad News der sogenannten Leitmeiden, nein, ich spreche von ihrer Funktion und der immensen Integratioskraft einer selbst gewählten Bruderschaft. Außerhalb der Clubszene stehen viele jedoch auf dem Standpunkt, dass MC’s heutzutage eher ein Etikettenschwindel sind. Führerschein und Moped sind nicht so wichtig, es geht vordergründig um das illegale Business und die Möglichkeit mit einem MC im Rücken in diesem leichter Kohle zu machen. Das gibt es ohne Zweifel, ist aber keinesfalls repräsentativ für die Szene. Deshalb werde ich an dieser Stelle auch nicht sonderlich darauf eingehen, da es die Gesamtheit aller Clubs und deren Mitglieder völlig ungenügend wiederspiegelt. Clubmember sind nicht persé kriminell, was im übrigen sogar eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsens in Hannover festgestellt hat

Grundsätzlich ist der Weg in den MC heute schon ein anderer als früher. In den „guten alten Zeiten“ kannte man bereits viele der späteren Member über Jahre, war mit deren Historie vertraut, wusste um ihre Stärken und Schwächen. Niemand war dort, weil man im TV berieselt wurde. In einigen Fällen hatten manche der Clubfreunde einen so hohen Stellenwert, dass es gar nicht mehr notwendig war, sich dem Club anzuschließen. Man gehörte einfach dazu und jeder Member hätte sich für den Kumpel ohne Patch gerade gemacht. In Einzelfällen gibt es das immer noch, auch heute gilt: „Lieber ein guter Freund, als ein schlechter Member!“

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Dennoch wird einem auch heutzutage das Patch nicht geschenkt. Auch hier lasse ich gelegentliche medienwirksame Außnahmen als repräsentativen Faktor nicht gelten. Du wirst Hangeround, dann Prospect und wenn du Pech hast oder dich einfach zu wenig einbringst, kann das bis zum Fullmember durchaus Jahre dauern. Wechselst du den Club ist es zwar möglich, das man dir direkt den Prospect-Status verleiht, weil Du schon in der regionalen Szene bekannt bist, ein Persilschein für eine frühere Aufnahme als vollwertiges Mitglied ist das aber mitnichten. Im Gegenteil, wer glaubt alles zu wissen und zu können, der landet schnell auf dem Abstellgleis oder fliegt raus.

Tja, und so musst du halt als Hangeround und Prosepct die Scheißhäuser der Klubbude sauber machen, die Member bedienen, Besorgungen erledigen, du bekommst regelmäßig wenig Schlaf, bist ständig auf dem Sprung, hast ggf. noch hier und da mal einen Beef mit einem besoffenen Szenegänger bei einem anderen Club und drückst dafür auch noch ordentlich ab, aber all das integriert dich immer mehr in die Familie, deren vollwertiges Mitglied Du letztlich ja werden wilst. Das läuft so und es ist gut so! Wen das überrascht, der hat sich nicht ausreichend informiert und sollte gehen.

Die Clubszene hat sich notgedrungen politisiert. Motorraddemos gab es früher nur selten.

Einflüsse?

Natürlich werden die zukünftigen Member der Clubs viel stärker durch die neuen Medien und die Bad News geprägt. Einerseits zieht das zwar durchaus die Charaktere an, die sich vielleicht gerne in der Rolle des Bad Boys sehen, andererseits erkennt man Eigenarten der Clubs auch weitaus schneller. Somit kann der interessierte Biker gezielt genau die Fragen stellen, deren Antworten für ihn wichtig sind, um sich da selber nochmals zu reflektieren, bevor er vorspricht. Daher halte ich persönlich auch gar nichts davon, wenn die Leute nach einem Besuch zum offenen Abend und einem netten Plausch am Tresen direkt vorsprechen. Da gibt es von mir grundsätzlich ein Nein!

Durch die permanent negative Berichterstattung sind die Behörden heute weitaus aktiver und sensibler, als noch zu der Zeit, wo man mit dem Kontaktbeamten des zuständigen Reviers ein lockeres Gespräch über dem Gartenzaun führen konnte. A.C.A.B ist sicherlich in der Clubszene eine durchaus verbreitetere Einstellung zur Polizei, aber das hat Gründe. Ein Blick in das Strategiepapier Rocker macht das schnell deutlich, denn die Devise lautet oftmals „Sämtlichen Rahmen ausschöpfen, immer stringent vorgehen“. Das hat Spuren hinterlassen. Gepaart mit der einseitigen Berichterstattung führt es eben zu einer ablehnenderen Haltung, was aber keineswegs damit einhergeht, dass man die Verfassung ablehnt, generell gegen Gesetze verstößt oder zum Beispiel die jüngsten Polizistenmorde gutheißt. Rocker sind halt schroff und hemdsärmelig, doch wenn man ihnen korrekt gegenübertritt, dann sind sie auch korrekt zu dir.

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Fazit!

Das Leben in einem MC gibt einem Perspektive, Anerkennung, Respekt und Ehre, es intergriert dich in eine Bruderschaft mit klaren Wertevorstellungen, deiner selbst gewählten Familie. Es kann aber auch gnadenlos sein. Meistens lag es dann an dem jeweiligen Member, viel seltener an Fehleinschätzungen des Clubs oder dem Egotripp eines Presis. Da kann es somit schon mal passieren, dass man dir das Patch nimmt und dich zum Prospect runter stuft. Spätestens dann zeigt sich aber, wie stark die Bindung ist oder ob die ersten Stationen nur ein Schaulaufen waren.

Natürlich kann man auch den leichten Weg wählen, irgendeiner macht immer mal ein derartiges Angebot, aber dieses ist dann in der Truppe ja auch bekannt und ob die Akzeptanz intern dann genauso hoch ist, wie die vermeintliche Akzeptanz extern gegenüber dem Patch, das steht auf einem anderen Blatt. Und die interne Akzeptanz zählt, nicht die vermeintliche Bewunderung durch Diritte. Alle kennen den Spruch „Nicht die Kutte macht den Mann, sondern der Mann macht die Kutte“. Das war früher so, das ist auch heute so.

Die Clubszene ist nicht tod, im Gegenteill, sie lebt und der Weg des Clubmembers ist aktuell vielleicht eine der wenigen echten Perspektiven für eine Lebensform, in die der Staat eben nicht permanent hineinregieren kann. Mcler sind nicht besser als Freebiker, sie sind halt anders und denken weitaus stärker über die Gemeinschaft. Glaubt also nicht jeden Mist, der euch erzählt wird. Lernt die Leute wirklich kennen und bildet euch dann ein Urteil. Die Einschätzungen der Bild, BZ oder der Mopo oder von einem Typen, der nie Member war nachzuplappern, bringt euch jedenfalls niemals das ein, was wir doch letztlich alle anstreben. Anerkennung!

Wer mir jetzt mit rockerähnlichen Gruppierungen oder dergleichen kommt, der ist selber schon derart von den Medien angefixt, dass er meine Intention nicht verstanden hat. Macht eure eigenen Erfahrungen!. Auf zum nächsten offenen Abend!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.