Der Bodensatz: Mobile Akuthilfe vs. Stadtbild!

Am letzten Donnerstag erhielt ich einen Anruf aus dem zuständigen Bremer Senat. Der freundliche Herr kam recht schnell auf den Punkt und gab mir zu verstehen, dass der Senat ein Problem mit unserer mobilen Akuthilfe in der Bremer City hat. Es ergab sich trotz des Vorhaltes ein durchaus sachliches Gespräch, in dem er die Problematik konkret erläuterte.

Das Problem?

Die Geschäftsleute in der Bremer City sehen die Zunahme der Platten in der Fußgängerzone mit Sorge. Ohnehin stets ein Reizthema, kollidiert dieser Zustand mit dem Bestreben der Stadt und der Kaufmannschaft die Fußgängerzone und die eigenen Geschäfte attraktiv zu gestalten, um die Kauffreude der potentiellen Kunden zu steigern.

Das Problem kann ich sogar nachvollziehen, denn der abgerockte Berber mit seiner Platte direkt im Eingangsbereich wirkt keineswegs einladend. Fakt ist, die Anzahl der Platten hat deutlich zugenommen und spätestens dann, wenn es zu Lockerungen kommt und die Geschäfte wieder mehrheitlich öffnen dürfen, wird das vermutlich durchaus Ärger geben, spätestens dann, wenn die Geschäfte ihr Hausrecht durchsetzen werden und die Berber die Plätze räumen müssen. Menschlich betrachtet eine äußerst schwierige Nummer!

Solche Bilder sieht man in der City nicht gerne! Spätestens nach neuen Lockerungen wir das ein Problem!

Versuchen wir dennoch mal uns dem Problem reinweg sachlich zu nähern. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Städte immer stärker versuchen die Obachlosigkeit aus der City heraus zu halten. Dieses Bestreben ist keinesfalls neu, auch nicht in Bremen. Seit Jahren patrouliieren dauerhaft Polizei, Ordnungsdienst und Security der Deutschen Bahn in direkter Bahnhofsnähe. Aschenbecher vor dem Hauptbahnhof wurden demontiert, es gibt immer mehr Gefährdungsansprachen sowie Platzverweise der Polizei, Bußgelder werden verstärkt verhängt, die Security der DB ist auch nicht immer zimperlich, nun, all das hat tatsächlich mittelfristig zu einer Verdrängung geführt. Während sich früher alles auf den Bahnhofsbereich konzentrierte, hat sich die Szene nunmehr notgedrungen teilweise verteilt.

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Hilfsangebote gibt es reichlich, auch bzw. gerade in Bahnhofsnähe. Der Dachverband der Wohlfahrtsverbände bietet viele Angebote an, es gibt zum Beispiel die Suppenengel, den Kältebus, und auch die privat organsierten Akuthilfen sind nahezu täglich am Cinemaxx in direkter Bahnhofsnähe vorzufinden, dort, wo auch der Bodensatz bis Ende 2018 seine Winter-Akuthilfe anbot, bevor er sich entschloss, diese zugunsten von mehr Aktionen in der Arena am Kulturzentrum einzustellen. Die Arena liegt zirka 1 KM vom Hauptbahnhof entfernt. Aufgrund des Charakters unserer Aktionen, werden diese trotz der Entfernung sehr gut angenommen.

Die mobile Akuthilfe sucht die Obdachlosen derzeit alle 14 Tage an ihren Platten auf.

Infolge der Corona-Restriktionen dürfen wir jedoch derzeit dort aktuell nicht tätig sein und so wuchs, genervt durch die Untätigkeit, in mir der Gedanke, die mobile Aktuhilfe ins Leben zu rufen, die heute zum vierten mal stattgefunden hat. Das Angebot kommt an, da wir die Obdachlosen direkt besuchen, im Gegensatz zu den stationären Akuthilfen, diese aber halt nicht von allen Obdachlosen aus verschiedenen Gründen angenommen werden. Und so marschieren wir also in die City und bieten Suppe, Snacks und Heißgetränke direkt an den Platten an und geben damit Anlass zur Klage, weil dieses die Obdachlosen in der City hält. Hier steht Akuthilfe vs. Stadtbild!

Aus Sicht des Senats ist die Ansprache nachvollziehbar, möchte man ja die Obdachlosen aus der unmittelbaren City raushaben, deren Präsenz lieber in die Randbereiche verlagern. Daher bündelt man auch die staatlichen und paritätischen Angebote außerhalb der Fußgängerzone, was durchaus Sinn macht, aber eben uns Private bisher kaum erfasst. Wird sich das nun ändern?

Maximal zwei Leute begleiten die Tour, die uns bewusst in die City führt.

Der Bodensatz – Biker & Friends helfen Obdachlosen, ohnehin auch gerne mal kontrovers unterwegs, geht also in die City und fördert damit den Umstand, die Platte für ein Hilfsangebot nicht verlassen zu müssen. Man würde uns daher wohl lieber dezentral sehen. Tja, die Leute sind aber nun mal da und das waren sie auch schon ohne uns. Und jetzt im Winter sollte jedes Angebot willkommen sein.

Die anderen privaten Initiativen müssen nun nicht denken, dass sie nicht auch irgendwann von der städtischen Sichtweise erfasst werden, nur weil sie stationär arbeiten. Man muss sich nur die Propjektierungen im Bahnhofsbereich anschauen, dann kann man sich selber ausmalen, wie lange die Schlangen von Bedürftigen in direkter Bahnhosnähe am Cinemaxx noch geduldet werden.

Positiv ist, das der Mann vom Senat anbot, dass man meinen Kontakt an die Sachbearbeitung im Senat weiter gibt, diese mich zeitnah kontaktet, und wir dann gemeinsam ausloten, wie man die beiseitigen Interessen evtl. auf eine Ebene bringt, die beiden Seiten dient, aber vor allem den Obdachlosen selber nicht zum Zankapfel werden lässt.

Unser Angebot beschränkt sich auf eine absolutes Minimum!

Es gibt keinen Grund sich dem zu verschließen, im Gegenteil, ich habe zu dem Thema ohnehin einiges auf dem Herzen und würde das gerne mal live am Tisch erörtern. Die jetzige akute Winterphase sollte daher genutz werden, um gemeinsam Perspektiven für die Zeit ab dem Frühjahr zu besprechen. Ich halte die Community weiter auf dem laufenden!

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Bevor nun die große Entrüstung folgt, müsst ihr wissen, dass der staatliche Auftrag an sich darin besteht, die Leute von der Straße zu holen. Es gibt zudem genügend Notunterkünfte und Anlaufstellen, nur werden diese von einem Teil der Obdachlosenszene nicht regelmäßig angenommen, jetzt unter dem Einfluss von Covid-19 von diesem Klientel sogar noch weniger, da die Leute mit ihren Vorerkrankungen Angst vor einer Infektion in den Sammelunterkünften haben.

In der Arena am Schlachthof können wir derzeit wegen der Restriktionen nicht aktiv sein.

Der Aspekt Obdachlosigkeit ist derart komplex, dass er immer wieder heftige Kontroversen auslösen wird, je nach Blickwinkel. Für Der Bodensatz steht der Mensch im Fokus, nicht das System. Obn wir nuns alle 14 Tage eine mobile tour machen oder nicht, wird die Grundprobleme keinesfalls lösen. Dennoch stehen wir einem Gespräch offen gegenüber.

Wenn ihr in Bremen hilfsbedürfte Obdach- und Wohnunglose antrefft, kann man euch hier weiter helfen.

Link Buten & Binnen: https://www.butenunbinnen.de/videos/winter-obdachlose-kaelte-streetworker-100.html?fbclid=IwAR1g3F6XUG9Lc6oNKM2EBDfFakMQXb-7kCK-h-NCOQFgwmqxOvNI8VplTHQ

Vorhaben der EU: https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20201119STO92006/parlament-will-obdachlosigkeit-in-der-eu-beenden

Kontakt: https://www.facebook.com/groups/Bodensatz

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.