Das Dilemma mit den Proben!

Immer wieder beobachte ich, dass Proben bereits nach kurzer Zeit in den MC aufgenommen werden. Die Diskussion darüber, wie lange eine Probe denn nun laufen soll, wird auch in 10 Jahren zu keinem Ergebnis führen, denn letztlich hängt es ja von dem Mann selber ab, sprich davon, wie er sich in der Gruppe positioniert und engagiert. Ich habe schon Proben kennen gelernt, die haben sich echt den Arsch aufgerissen und trotzdem hat es nicht gereicht, weil sie es nicht geschafft haben, ein eigenes Standing zu vermitteln oder immer nur auf Ansage marschierten. Sie schwammen einfach in der Masse mit.

Machen wir uns nichts vor, die Zeiten in denen ein Prospekt sogar stolz darauf war, die Probezeit volle 2 oder mehr Jahre durchgezogen zu haben, ist doch längst vorbei, da es kaum noch einen MC gibt, der diese Anforderungen an seine zukünftigen Brüder stellt.

Ich stehe fest auf dem Standpunkt, dass man einen unbekannten Mann in sechs Monaten nicht so kennen lernen kann, dass er für den MC oder das jeweilige Chapter auch wirklich passt. Selbst bei Leuten, die man vermeintlich durch vorherige Bekanntschaften gut kennt, ist dieses kaum möglich, da sich in der Regel die Begegnungen auf das gemeinsame Freizeitverhalten beschränkt haben, also den gemeinsamen Fun. Und der findet nun einmal ohne die klaren Ansagen statt, die nicht selten dem Befehlston eines Feldwebels ähneln und wo plötzlich dessen Ausführung durchaus unfreiwillig erfolgen kann. Damit kommt nicht Jeder klar.

Auf unsere Facebook-Seite ließe sich über das Thema wunderbar diskutieren!

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Ansichten

Schon immer vertrat ich die Ansicht, dass bereits im Vorfeld die Weichen für die Auswahl der zukünftigen Hangerounds und Prospekts gelegt werden sollten. Nur weil ein Typ vermeintlich gut drauf ist und zweimal auf einer Party war, muss er noch lange keine Ansage machen dürfen. Ich meine, was weiß man von ihm? Das er saufen kann und gerne am Tresen von der Rocker-Szene plaudert. Das tut jeder Zweite. Wenn einer wirklich interessiert ist, so wird er auch regelmäßig kommen, er wird unweigerlich die ganze Truppe kennen lernen, weil die Member seine Hartnäckigkeit sehr wohl registrieren und schon aus eigenem Interesse heraus den Mann zur Seite nehmen und ihn abklopfen. Er wird auch dann noch kommen, wenn er bereits klare Signale gesetzt hat und man ihm unmissverständlich zu verstehen gab, dass es noch nicht passt.

Auch die Interessierten selber sind doch gut beraten, wenn sie sich vorher ein genaues Bild machen. Es kann ja wohl nicht wichtig sein, ob heute oder erst in drei Monaten die Zeit für diesen so verdammt wichtigen Schritt reif ist. Und manchmal ist es besser, einfach nur ein guter Freund zu sein.

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„Lieber einen guten Freund, als eine schlechte Probe!“

Das mag ja von Außen alles nett aussehen. Gruppe, Party, Karre und Kutte. Aber um den Rules einer wahren Brotherhood zu entsprechen, muss der Mann eben auch die Dinge mitbringen, die visuell von keinem außerhalb der Truppe wahrgenommen werden können. Ich rede von Vertrauen und Einstellung. Diese Attribute sind weitaus wichtiger, als jedes Weekend die Bude sauber zu halten. Letzteres gehört einfach dazu, ist aber beileibe kein Ausdruck von Individualität. Und genau darum geht es doch!

Wenn dann noch dazu kommt, dass die Probezeit relativ schnell abgehakt wird, weil es evtl. gerade wichtig ist, einen neuen Mann zu präsentieren, dann sollte man sich nicht wundern, wenn er als Member plötzlich ein Gesicht offenbart, wo sich alle anderen Brüder nur noch beläppert anschauen.

Wie kommt es dazu, dass ein Member seine Brüder um Kohle bescheißt oder sogar lügt? Wenn er aus dem richtigen Holz ist und die Rules verstanden hat, dann weiß er, dass er jederzeit in der Sitzung eine Ansage machen kann und es wird ihm geholfen. Stattdessen hört man immer wieder, dass es interne Streitigkeiten wegen Geld und Frauen gibt. Hätte man anfänglich genauer hingesehen, so wäre einem diese negative Emotion ggf. erspart geblieben. Natürlich gibt es Männer, die sich einfach nur gut verkaufen können. Aber das in einer komplexen Gruppe hinzubekommen, ist weitaus schwieriger, weil du halt nicht nur von einer Person beobachtet wirst.

Das hat alles auch nichts mit Business zu tun. Dort verstärkt es sich vermutlich nur oder die Beträge sind höher. Ich will damit sagen, dass derartige Probleme keinesfalls eine reine Errungenschaft des Milieus sind.

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Konsequenzen

An einem runden Tisch wird man dieses Problem nicht regeln können. Die Authonomie der Clubs, sogar der jeweiligen Chapter, würde dies kaum zu lassen. Tatsächlich aber kann ich mir absolut vorstellen, dass bestimmte Voraussetzungen einfach global für alle MC’s gelten müssen:

1. Keine Karre, keine Ansage!

2. Mindest-Probezeit: Ein Jahr, auch wenn diese im Status als Prospekt beginnt, weil die Leute ggf. vorher auf der Support-Ebene oder erkennbar in anderen Clubs aktiv waren.

Das ist nur ein Gedanken-Ansatz. Ich bin mir auch darüber im Klaren, dass die Anforderungen in einem großem MC mit vielen Chaptern weitaus höher sind, als eventuell in einem MC ohne andere Chapter. Aber eine generelle Regelung hätte eine psychologische Note. Die Szene würde mal wieder etwas Gemeinsames auf die Reihe bekommen und sich zudem gewisse Leute vom Leibe halten, die auf den Blues an sich gar keinen Bock haben und nur mal eben schnell die Juppe abgreifen wollen.

Denkt, ich bin von Gestern und die Realität hat mich längst eingeholt. Das mag sein, aber muss ich mich deshalb damit abfinden?

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.