Biker & Business: About Jörg Weinfurtner!

Meine Magazinarbeit bringt es mit sich, dass ich häufig im Netz surfe. Und ab und an halte ich bei bestimmten Usern inne. Irgendetwas fixt mich an. Im Falle von Biker Jörg aka Joe Munich war es der Umstand, dass er offensichtlich überwiegend solo mit dem Bike am cruisen ist. Das aber sehr oft und stets an durchaus idylischen Orten. Zudem erinnert mich sein Outfit stets an die Rockertruppe aus Mad Max 1. Keine Ahnung warum, aber es ist so.

Schnell war mir klar, dass Jörg an sich ein idealer Aspirant für meine Rubrik Biker & Business ist. Es dauerte allerdings eine Weile, bis ich ihn darauf ansprach, Er nickte das Thema sofort ab und war tatsächlich der erste, der mir eine ausführliche Mail zusandte, noch bevor ich meine Fragen an ihn übersandte. Und so habe ich diese einfach integriert und die Fragen seinem Text angepasst.

In der Rubrik Biker & Business stelle ich heute Jörg aka Joe Munich vor.

Das Mailinterview!

Servus Jörg! Seit wann bist du in Sachen Zweirad infiziert udn wie hat sich dein Motorradleben entwickelt?

Ich werd jetzt 62. Seit ich 16 bin, sitze ich auf motorisierten Zweirädern.Angefangen mit der schnellsten Zündapp KS50 im ganzen Münchner Westen.Mit 18 dann den 1er Schein gemacht und sicher gewesen, dass ich nie Auto fahren würde. Nach vier Münchner Wintern waren die Stirnhöhlen dann so verseucht, dass ich doch noch den 3er gemacht und gelegentlich Winterautos gekauft hab.

Mein allererstes Motorrad war eine räudige Bultaco Sherpa, ein Trial Bike!, billig geschossen vom Wirt der Billardkneipe ums Eck. Aber schnell ging’s zu den großen Vierzylindern aus Japan. Höhepunkt eindeutig die 900er Bol d’Or mit weißer Giulari-Sitzbank. Auch eine Guzzi V7 hab ich mir mal eingebildet, trotz meiner 1.93. Wunderschöner Café Racer, aber deutlich zu klein. Nach einem Wochenende in den Alpen mit einem Drittel Körpergewicht auf dem Stummellenker konnte ich die Fäuste nicht mehr öffnen und schließen .. Karpaltunnelsyndrom.

Jörg hat einen Faible für Kulissen. Aber die Frisur?

Seit gut 10 Jahren bin ich bei Triumph hängen geblieben und fahre eine klassische Bonneville, zwei mächtige Thunderbird Storm.Und aktuell der 1200er Scrambler-Umbau … mean & lean. In den viereinhalb Jahren seit Erstzulassung hab ich bald 90.000 Kilometer drauf gefahren.

Ok, das war ausführlich. Was gefällt dir am Bikerleben, was fixt dich an?

Ich denk, die Verbundenheit mit dem Motorrad kommt von dem Spirit von ‚wild & free‘. Im Herzen immer ein bisserl Punk, ein bisserl Rocker. Vielleicht haben auch Filme wie Mad Max oder Stone beigetragen.

Mit knapp 20 hab ich mich auch einem wilden MC im Münchner Outback angeschlossen. Nach zwei Jahren war ich Full Member, aber irgendwie war bald danach die Luft raus. Da hatte sich damals in der Szene viel verändert. Ich hatte keine Lust, im Zuge von ‚Gebietserweiterungen‘ andern Clubs nebenan mit dem Bügelschloss auf den Kopf zu hauen, mit deren Membern ich zur Schule gegangen war. Der Ausstieg war damals ein einigermaßen vernünftiger, weit entfernt von Bad Standing oder so. Den MC gibt’s eh nimmer.

On the Road in Portugal. Algarve?

Heut geh ich immer noch gern in Clubhäuser, werd auch zu Rides oder sonstigen Veranstaltungen eingeladen. In München waren das Freundschaften zum Gremium, zu den Road Eagles, zum Trust, zu den Sons of Silence … hier in Ba-Wü sind es die Lobos und die Black Devils, wo sich feste Bindungen geknüpft haben. Auch das 81er Black Forest Charter fahre ich immer wieder an. In den Jahren, in denen ich noch öfter in Hamburg war, hatten Harry und Nathalia im Other Place immer einen Platz am Tresen. Free Biker Patches a la Lone Wolf, no Club find ich albern, aber ich hab mir im ganzen Wesen immer was ‚Rockerhaftes‘ nach alter Schule bewahrt.

Hattest du in der Vergangenheit beim Cruisen auch schon Kontakt mit dem Asphalt?

Jörg ist immer noch regelmäßig bei den MC’s unterwegs.

Über Jahrzehnte bin ich ohne ernsthafte Blessuren gefahren. 2017 und 2019 hat’s mich dafür dann umso heftiger erwischt. Einmal von einer Linksabbiegerin abgeschossen worden, einmal auf der Autobahn bei 130 aus dem Sattel geräumt worden. Beide Thunderbirds Totalschaden, ich beinah auch. Unter anderem war der linke Fuß quasi ab, ich bin heute stark verkrüppelt und geh am Stock. Aber solang ich noch das Bein über den Sattel geschwungen krieg, solang fahr ich auch.

Was haben die Ladys zu deinem Lifestyle denn so gemeint?

Partnerinnen haben die Motorradliebe mitgetragen. Entweder sie sind schon selbst gefahren oder haben den Schein gemacht.

Bist du ein klassischer Solofahrer?

Ich bin sehr gern mit dem Motorrad allein auf Tour. Südeuropa, Nord-/Ostsee, Atlantik.

Kommen wir mal zum Businss! Was kannste mir darüber erzählen?

Na, trau dich und kippe den Sprit hinein.

Kaufmännische Ausbildung, BWL-Studium, 27 Jahre Siemens. Klingt entsetzlich öde. Stimmt. Aber ich hab das alles irgendwie in Balance gehalten. Projektleiter-Meetings in schwarzem Leder, scheiß der Hund drauf. Kein Dress Code, kein Maulkorb. Es gibt auch ein Leben nach 19 Uhr.

Trotzdem war irgendwann die Luft raus. Mit 50 bin ich weg von Siemens, hab mich als Veranstalter selbstständig gemacht. Geile Zeiten, Musik & Motorrad … irgendwann noch den Veranstaltungsfachwirt dazustudiert, um auch an lukrativere Events ranzukommen.

Vor sieben Jahren der Liebe halber München hinter mir gelassen und an den Rhein gezogen. Gleich nach der ersten Vogesentour gab’s den Horror-Crash, der mich für lange Zeit von den Beinen geholt hat. Seither gab’s ’ne Reihe von zwangsläufig reinen Schreibtischjobs, und in diesem Sommer kann ich mit meinem Krüppelstatus offiziell den Renteneintritt feiern. Und ab dann heißt es „Anker auf ohne Limit!“ (Ende Mailinterview)

Anmerkungen!

In der Rubrik Biker & Business bzw. Rocker & Buisness geht es um ganz normale Biker (Rocker) und deren Jobs, egal, ob sie als Patchholder oder Freebiker unterwegs sind. Ja, manche lesen nur allzu gerne die Bad Storys in den üblichen Gazetten, aber das spiegelt eben nicht das breite Spektrum der gesamten Bikerszene wieder und ist somit auch keinesfalls repräsentativ.

Biker wie Jörg sind es, die ich als Partner suche, denn die Rubrik sieht sich als klares Pendant zu den verbalen Räuberpistolen. Natürlich ist das wenig spektakulär, aber es ist halt unser Leben und Geschichten von Bikern präsentiere ich allemal lieber, als irgendeinen Beef zwischen Rockern, wo jeder an sich mittlerweile wissen müsste, das vieles nicht so heiß gekocht wurde, wie es sich liest.

Ich danke Jörg für seine Zeit und das Mailinterview!

Kontakt Jörg: https://www.facebook.com/profile.php?id=100000586161690

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.