Biker Business via Facebook, Instagram & Co?

In spätestens 10 Jahren werden „echte“ Szeneinhalte in der Bikerszene medial so gut wie keine Rolle mehr spielen, so meine Prognose. Schon heute stelle ich fest, dass nicht nur biker-spezifische Themen selten vollständig gelesen werden. Es geht ohnehin nicht mehr ausschließlich darum, die Wahrheit bzw. die eigentliche Substanz nachhaltig zu vermitteln bzw. zu erfassen, sondern an sich nur noch darum den ersten Thread zu setzen und zu konsumieren. Und wenn man am Puls der Zeit sein will, muss man mitziehen. Die Inhalte selbst bleiben da oftmals auf der Strecke. Das ist die Realität! Auf Facebook & Co finden wir täglich zig Beispiele dafür.

Must Have für das Biker Business?

Für die allermeisten Produkte und Dienstleistungen im Biker Business sind die Social Media Kanäle nahezu unerlässlich geworden. Sie sind derart dominant, dass man auf einen potenziellen Marktanteil verzichten würde, wenn man sie nicht bedient. Das Führen dieser Kanäle erfordert natürlich Zeit und Manpower, denn ohne konstante Pflege der eigenen Seiten schläft die Nummer schnell ein und erzeugt keine Impulse mehr. Diesen Part können viele nicht leisten, manche wollen es einfach auch nicht.

(Sreenshot) Quelle: Statista / 3. Quartal 2021

Wenn man in den Bereich einsteigen will, so gibt das Ranking der am stärksten genutzen Kanäle natürlich zunächst einmal Aufschluss darüber, welche Dienste überhaupt relevant sind. Das bedeutet aber keineswegs, dass zum Beispiel Instagram für die eigene Zielgruppe oberste Priorität hat. Daher braucht es auch die Angaben über die Altersstrukturen und die jeweilige Relevanz in den verschiedenen Altersgruppen in Bezug auf Produkt und Dienstleistungen.

Ich höre immer wieder, Facebook sei auf dem absteigenden Ast. Nun, die oben eingesellte Statistik von Statista aus 2021 spiegelt das aber keineswegs wieder. Fakt ist aber, dass rund 70% der jüngeren Nutzer unter 24 Jahre seit 2018 nicht mehr dominant auf Facebook agieren, sondern sich vornehmlich auf Instagram und TikTok tummeln.  Wenn also in diesem Altersbereich meine Kernzielgruppe liegt, kommt man an Instagram nicht vorbei, selbst wenn man selber Facebook persönlich cooler findet. Ist das nicht der Fall, so sollte man nicht einfach ungeprüft das nachplappern, was andere einem vorgaukeln, schon gar nicht geschäftliche Schlüsse daraus ziehen.

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Liegen die Kunden eher über 24 Jahre, so hat Facebook nach wie vor einen höheren Marktanteil, wobei das Bedienen beider Kanäle in Summe am meisten Sinn macht, um eine höhere Streuwirkung zu erreichen. Technisch ist das mittlerweile ja kein Problem mehr. Man muss die Daten aber richtig deuten, daher vollständig analysieren. Das Netz gibt an sich jeglichen input dazu her, auch unabhängigen.

Wichtig ist, dass ihr die Parameter und euer eigenes Geschäft gut einzuschätzen wisst. Ein Video kann auf Facebook der totale Rohrkrepierer sein, auf Instagram voll punkten und umgekehrt. Es kommt halt auf den Inhalt an. Um das beurteilen zu können, müsst ihr den eigenen Markt gut kennen. Hier sind viele aber bereits völlig überfordert, können auf einer halben Seite A4 nicht mal die eigene Firma beschreiben, so meine vielfache Erfahrung in der redaktionellen Arbeit. Somit agieren viele Anbieter fast ausnahmslos auf der emotionalen Ebene, was nicht immer verkehrt ist, aber das eigentliche Potenzial in Punkto Vertrieb und Resonanz gar nicht erfasst.

(Sreenshot) von bikesmusicandmore aus Google Analytics. Stand: 09.08.2022.

Ich selber vernachlässige Instagram. In Punkto eigenes Leserspektrum (siehe obige Grafik) ist das natürlich zunächst ein Widerspruch, da der aktuelle Anteil mit 27,50% von allen Altersgruppen am höchsten ist. Aber, die Verweildauer der Nutzer pro Sitzung im Onlinemgazin ist hier auch am geringsten. Das Konsumverhalten dieser Altersgruppe ist weitaus kurzweiliger und eher auf den kurzen Blick ausgerichtet. Ab 24 Jahre ändert sich das, ab 35 Jahre dann deutlich. Hier geraten die Inhalte wieder mehr in den Fokus und da ich Publizist bin, setze ich verstärkt auf die Nutzer, die sich erfahrungsgemäß immer noch mehr Zeit für das Lesen nehmen.

Ich wüsste auch gar nicht, wie ich die Intention einer Motorraddemo auf Instagram darstellen könnte, auf Facebook in Kombination mit dem Magazin gelingt das einfach weitaus besser. Beim Flyer für die Motorrademo sieht das dann wieder anders aus. Hier kann Instagram neben Facebook ein guter Multiplikator sein, um die Demo anzukündigen. Leider habe ich als Solotänzer nicht die Zeit, um das alles unter einen Hut zu bekommen. Aber, und das räume ich ein, es ist ein Manko. Ich suche da noch nach der richtien Lösung für mich als Publizist und probiere mich gerade aus.

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Fazit!

Die gesamte Kommunikation in der Gesellschaft hat sich durch die sozialen Kanäle rapide verändert. Es wird einfach nicht mehr wirklich nachgedacht, oftmals nur noch reflexartig agiert. Der Höher.-Schneller-Weiter-Effekt führt ja sogar schon dazu, dass man zum Beispiel ein Bad oder Good Standing eines Members nur noch in den sozialen Kanälen veröffentlicht, anstatt die lokale Szene direkt zu informieren oder einfach zunächst gar nichts sagt. Ab und an bekomme ich da eine geschwollene Halsschlagader, was in Punkto Szene alles völlig unreflektiert rausgehauen wird.

Was das Business anbelangt, so kommt man an sich am Thema Social Media Kanäle nicht mehr herum. Kleine Start Ups im Biker Business nutzen diese ohenhin sehr gerne, schon alleine deshalb, weil sie keine Kohle investieren müssen und sich die Posts der Kumpels auch noch gut anfühlen. Bestenfalls bringt es auch noch Kunden. Spätestens wenn man dann aber in die Vollexistenz einsteigt, wird man schnell merken, dass man viel zu einseitig agiert und das eine eigene Homepage immer noch total sinnvoll ist, zum Beispiel dann, wenn Zuckerberg auf die Idee kommt, zukünftig für die Businessseiten richtig Geld zu verlangen und man das nicht bezahlen kann. Fakt ist, ein breites Spektrum bietet mehr Flexibilität.

Wir dürfen nicht verlernen uns auf Inhalte einzulassen. Ein gutes Gespräch hat nach wie vor mehr Substanz und erreicht eine Tiefe, die man mit einem Post i. d. R nur selten erreicht. Mir kann jemand jeden Tag tolle Fotos und Videos von sich oder seinen Produkten zusenden, wenn er den ganzen Tag nur Müll labert und/oder ich ihn für einen Idoten halte, nervt es mich nur. Mit einem guten Text oder einem soliden Gespräch könnte er meine Meinung aber durchaus ändern. Doch egal, was ich schreibe, am Ende werden die meisten sich von ihren Gefühlen leiten lassen. My 5 cents.

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.