Die erste Aktion von “ Der Bodensatz“!
Zugegeben, es hat eine ganze Weile gedauert, bis die erste Aktion für Obdachlose in die Tat umgesetzt wurde. Und vielleicht hat sich deshalb auch schon der ein oder andere Unterstützer gefragt, was wir mit seiner Spende anstellen. Doch das hatte einen guten Grund. Nichts ist mehr zum Scheitern verurteilt, als wahlloses und selbstverliebtes Agieren. Insbesondere, wenn der Impuls zur Hilfe aus der Biker-Szene kommt.
Zu oft werden die Benefiz-Aktionen von Rockern und Bikern als reine PR abgetan, die letztlich nur zum Aufpolieren des eigenen Images dienen, aber keine nachhaltigen Ansätze bieten. Deshalb war es wichtig, sich im Vorfeld mit der Zielgruppe enger zu befassen, sich Leute mit ins Boot zu holen, die aufgrund ihrer praktischen Arbeit genau wissen, wovon sie reden, wenn es um die Belange von Obdachlosen geht.
An dieser Stelle kam Jonas, Streetworker aus Bremen, ins Spiel, mit dessen Unterstützung wir das erste Frühjahrsgrillen für Obdachlose am Karfreitag in der Arena vom Kulturzentrum Schlachthof wuppten.
Was ging ab?
Alle Helfer standen pünktlich um 11 Uhr auf der Matte. Dazu gesellten sich eine Handvoll Obdachlose, die mit anpacken wollten. Ruck zuck war die Arena für die Premiere vorbereitet. Immer mehr Obdachlose, fast ausnahmslos Männer, steuerten den Schlachthof trotz leichtem Mieselregen an. Darunter waren auch einige Szenegänger, die zwar noch ein Dach über dem Kopf haben, sich aber überwiegend in der Obdachlosen- und Junkie-Szene aufhalten. Diese grenzten wir nicht aus.
Punkt 12.00 Uhr war die Arena richtig gut besucht. Das Grillgut war fertig, es bildete sich eine lange Schlange. Die Obdachlosen warteten geduldig, von Futterneid oder Platzgerangel keine Spur. Nach der ersten Rutsche Bratwurst, Frikadunse und Salat, stellte ich das Projekt kurz vor und spielte mit Hessi einige Songs des Wild Rock Projects.
Was soll ich sagen, zum ersten mal verspürte ich echtes Lampenfieber und hatte Texthänger. Die Gäste nahmen das kleine Spezial dankend an, klatschen und johlten. Einer von ihnen, ein Ex-Junkie, holte sein Textbuch und sang seinen eigenen Song über das Leben mit dem Heroin. Ein bewegender Moment.
Fazit!
Das Frühjahrsgrillen war ein top Einsteiger. Entgegen meiner Erwartung wurde es in der Obdachlosen-Szene selber fett kommuniziert, obwohl es einige Obdachlose gab, die unsere Aktion als Verarschung werteten, weil sie es sich nicht vorstellen konnten, dass Biker so etwas auf die Beine stellen. Selbst ganz unten an der sozialen Leiter ist die Stigmatisierung von Rockern angekommen. Das Denken über Rocker ist bei vielen Tippelbrüdern tendentiell negativ belegt. Sie konsumieren halt auch die üblichen Presse-News und glauben den Mist.
Ich bin mir absolut sicher, dass wir dieses Denken mit unserer defensiven Vorgehensweise bei vielen ins Gegenteil verkehrt haben, denn mehrheitlich wurde der Wunsch nach weiteren Aktionen laut. Die Leute haben sich wohl gefühlt, hatten eine relaxte gemeinsame Zeit, es entwicklete sich ein Wir-Gefühl. Sie waren dankbar. Das reicht uns.
Das Projekt „Der Bodensatz“ hat keine hohen Ambitionen. Kleine Aktionen mit wenig Aufwand und geringem Kapital-Aufwand sollen ggf. andere Rocker und Biker dazu motivieren, in ihrem Kiez ein eigenes Proejkt an den Start zu bringen, welches dann von Bikern aus dem dortigen regionalen Umfeld untersützt wird. Bremen war so gesehen nur der Anfang. Das Ding hat schlappe 100 Euro gekostet.
Unter dem Strich bin ich froh, dass ich das urpsrüngliche Vorhaben einer Xmas-Feier als Opener in die Tonne getreten habe, denn 1. hat es null nachhaltige Substanz und 2. wo sind eigentlich die ganzen Leute, die seinerzeit glänzen wollten hin? In der Gruppe finden sie nicht mehr statt.
Nun wisst ihr, was wir mit der Kohle machen. Wer mehr über das Projekt erfahren möchte, steigt direkt hier ein: www.facebook.com/groups/1520934951566238/?fref=ts
Spenden sind jederzeit wollkommen, lest euch aber bitte die Ausführungen in der Facebook-Gruppe genau durch. Weitere Aktionen werden folgen. Ich bedanke mich bei allen Helfern und dem Kulturzentrum Schlachthof für die Unterstützung. Gerne kommen wir wieder. Bitte teilen!
Nachtrag 28. März 2016!
Der Bodensatz ist absolut unpolitisch. Deshalb begrüßen wir in keinster Weise den Umstand, dass unsere Aktionen im Kontext mit der aktuellen Flüchtklings-Diskussion Verwendung finden. Wir machen das nicht, wil es Flüchtlingen gibt, wir machen das, weil es Obdachlose gibt. Und mir ist es völlig latte, welcher Nationalität diese sind.