In den letzten Jahren haben verschiedene Veranstalter aus der Bikerszene mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage sind, den hohen Mobilitätsfaktor der Bikerszene für Motorraddemos zu wecken. Allerdings müssen wir konstatieren, dass sich das Interesse zur Teilnahme mittlerweile merklich verringert hat. Es scheint sich ein Ermüdungsfaktor eingestellt zu haben.
Vermutlich liegt es daran, dass Forderungen wie zum Beispiel nach einem temporären Fahrverbot für Motorradfahrer (Drucksache 125/20 Bundesrat) oder der Ausweitung von Streckensperrungen nach StVO nicht vom Tisch sind. Dadurch entsteht bei etlichen Szenegängern offensichtlich der Eindruck, dass die Bikerproteste letztlich ins Leere laufen und keine politische Wirkung entfalten. Nun, man könnte aber auch die Meinung vertreten, das sie die Durchsetzung der Forderungen bisher verhindert haben.
Für mich persönlich ist es irrelevant, wie hoch die Chancen stehen, um einen Protest letztlich zum gewünschten Erfolg zu führen. Es zählt das Anliegen, mit dem ich mich identifizieren können muss. Darum war ich zum Beispiel in Berlin bei FioR am Brandenburger Tor, in Papenburg oder auf den beiden Demos in Vechta am Start. Was clubspezifische Anliegen anbelangt, komme aber auch ich nicht umhin festzustellen, dass es bisher nich gelungen ist, den Großteil der MC’s zu mobilisieren. Der gesamte Mittelbauch fehlt.
Nun, hier greifen szenetypische Wechselwirkungen, zudem kommt es gar nicht gut, wenn bestimmte Clubs aufgrund eigener Interessen und Betroffenheit eine Versammlungsfahrt mit vorheriger Veranstaltung anberaumen und die eigenen Member das Thema so gut wie gar nicht unterstützen. Auch das habe ich bereits erlebt. Warum sollen sich also Nichtbetroffene für deren Zwecke engagieren, wenn es offensichtlich noch nicht einmal von den Betroffenen selbst unterstützt wird?

Demos wie seinerzeit in Vechta mobilisierten tausende Biker, aber danach gab es keine weiteren Anschlussaktivitäten und der Mobilitäsfaktor verpuffte schnell.
Der o. g. Umstand gilt jedoch nicht für die sonstigen Demos, die an sich jetzt mobilisiert werden müssen, da mit dem neuen Schuldenpaket der Klimafonds satte 100 Mrd. Euro Kapitalaufstockung erfährt und sich jeder denken kann, was sich an Ungemach dahinter verbirgt. Denn letztlich werden konkrete Investitionen von politischen Rahmenbedingen flankiert und die, so meine Prognose, werden sich in den nächsten Jahren verschärfen. Das temporäre Fahrverbot ist m. E. realer geworden. Das typische Grünen-Bashing wird das jedenfalls nicht verhindern.
Das massive Proteste eine Wirkung entfalten können, haben die Proteste der Landwirte gezeigt, wenigstens in Teilen. Allerdings sind die auch in Summe so aufgetreten, dass die Demos der Biker im Vergleich dazu wie ein Gebetskreis herüberkamen. Nun erwarte ich nicht, dass wir Barrikaden errichten und halbe Innenstädte in Schutt & Asche legen, aber in Sachen Rhetorik muss man weitaus offensiver agieren und stetig dazu auffordern, das zum Beispiel das Verbrennerverbot zurückgenommen wird. Und mit dieser Ansicht steht man ja nun wahrlich nicht alleine da.
Fazit Bikerprotest!
Ich begrüße nach wie vor jede Aktivität in Hinblick auf den Bikerprotest, bin allerdings kritischer geworden. Wenn ich das Gefühl habe, es wird reiner Aktionismus betrieben, wird mein Engagement im Magazin bestenfalls verhalten ausfallen, wenn Anliegen und Rahmen passen, gebe ich erneut Gas.
Auch ein Bikerprotest muss geplant sein. Ich sehe ihn ähnlich wie die Gründungsphase einer Firma in drei Stufen, 1. Stufe? Vorbereitung, Marketing, Einschwören und klare Definition der Ziele 2. Stufe: Durchführung und Formulierung der Forderungen 3. Stufe: Mediale Nachbearbeitung und Einbindung der Teilnehmer in den Gesamtprozess. Letzteres ist oftmals ein Manko. Ich bin gespannt, was in 2025 passiert. wie ich hörte, ist das bereits etwas im Anmarsch.
Externer Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Protest