Biker Frank Nasner im Profil!
Delmenhorst ist nicht gerade dafür bekannt, dass wir hier ohne Ende populäre Schlagzeilen produzieren, im Gegenteil, das Kaff hat ein echtes Imageproblem. Umso cooler kommt es, wenn wir hier mal von einem Biker berichten können, der etwas Ungewöhnliches erreicht hat. Die Rede ist von Biker Frank Nasner, der sich auf der letzten Custom Bike Show mit seiner Triumph in einer beliebten Kategorie den ersten Platz holte.
Da Frank Nasner in meinem Kiez lebt, habe ich ihn besucht. Es war schon vorher klar, dass es mir nicht ausschließlich um sein Bike geht, nee, das hat nun schon ausreichend Fame kassiert, ich wollte vor allem den Macker und seine Motivation kennenlernen. Und wie sich herausstellte, hatte Frank derart viele geile Storys auf Lager, dass ich heute noch da sitzen würde, wenn ich keinen Cut gesetzt hätte. Let’s go!
Frank Nasner im Interview!
1. Frank, welche Kategorie hast du konkret bei der Custom Bike Show 2022 gewonnen?
Ich habe die Kategorie Best of Custom 2022 Leserwettbewerb gewonnen.
2. Was hat dich überhaupt bewogen, mit deinem Bike teilzunehmen?
Ich hatte die Anzeige auf irgendeiner Facebook-Biker-Seite gesehen und habe gedacht: „Ach,bewirb dich mal..
hab wohl eh keine Chance „..aber egal…
3. Wie waren die Eindrücke vor Ort?
Die Messe war ok. Ich hatte nur den Eindruck, dass die anderen Customizer mich nicht beachteten, sogar bis auf wenige nette Ausnahmen ignorierten,
4. Zum Bike selbst. Was ist die Basis und mit welcher Intention bist du an das Projekt herangegangen?
Die Basis war eine 71iger T120 TR6 Tiger, aber registriert als 48iger auf Grund des Rahmen-Heckteils, aber es war ein Haufen zusammengesetzter Schrott. Ich wollte eigentlich eine RATTE davon bauen, aber als ich das erste Teil in der hand hielt, es war der Vergaser, den ich polierte, ergriff mich wieder mal der Wahn. Für mich stimmte nix mehr an der Karre. Der Motor war Schrott, die Linie stimmte nicht, es war alles Scheiße. Dann sagte ich mir, daraus mache ich die beste Triumph von der ganzen Welt Punkt…lol..
5. Was inspiriert dich generell beim Schrauben?
Das beste aus gebrauchtem abgeranzten Schrott zu machen
6. Reden wir über dich. Seit wann fährst du Karre? Wie fing alles an und wie ging es weiter buis zum Heute?
Mein Vater hatte immer alte Kisten, NSU, DKW, Hercules, usw. Er setzte mich als Knirps auf den Tank vor sich und fuhr mit mir ein paar Runden, und schon war ich infiziert. Dann kam die erste Puch N. Die war mir auch nicht brachial genug, also umbauen, Bleche kürzen, breite Socken drauf, Pedalen weg, Lenker ausgebogen, frisieren usw., was dazu führte, dass ich immer mit Angst im Nacken mit 90 Km/h vor den Schutzmännern auf der Flucht war. Das war mir aber egal, den Spaß war es wert.
Dann die erste Kreidler mit Rennverkleidung und 125cc Zylinder, illigal natürlich wieder, aber da kam schon Rennfahrer-Feeling auf. Später in den USA die erste Harley, eine 57iger XL-Dirttrack, die so geschrottet war, dass ich fast aufgegeben hätte. Dank eines Freundes lernte ich einen Superschrauber, einen verurteilten Ex Hells Angel kennen, der mir den Motor, der sehr selten war,fertig machte. Es war ein 1100 Ironhead, der zum1300 Stroker wurde. Alles nur vom Feinsten. Da wurde dann der ganze Bock eine Showkarre.. ich saß in Hollywood in meinem Apartment, in der Badewanne und schliff die Teile ( Motor, Naben, usw. ) nass durch. Lange war diese Harley aber dann nicht bei mir. Ich musste sie dann aus finanziellen Gründen mit Tränen in den Augen verkaufen.
Später stieg ich dann auf US-Autos um.. Aber das war nicht dasselbe. Dann fiel mir eine Triumph in die Hände , ähnlich wie meine jetztige. Es war eine super Basis, die ich aufgrund meiner Lebensumstände ( Unfall ) nicht fertigstellen konnte. 10 Jahre später fing ich an zu träumen und sagte zu mir .. Ich will in meinem letzten Lebensabschnitt nochmal ein Bike bauen… etwas Besonderes… etwas , das mir Frieden gibt. Ich wollte…musste mir selbst noch was beweisen… Es musste aber eine Triumph sein..wollte zeigen, was möglich ist. Mit Hilfe meiner jetzigen Lebensgefährten ist es möglich geworden. Es war nicht leicht (lol)
7. Du hast auch schon in den USA gelebt. Wo und was hast du dort in Sachen BIkes alles erlebt?
Ja, habe 3 Jahre in Los Angeles West Hollywood gelebt und dort für Mercedes Benz Oldtimer restauriert . Das Leben dort ging für mich wie im Film ab. Bin in den Dunstkreis angesagter leute geraten, habe für Stars ihre Oldtimer restauriert, gekommen, Vip Partys, Privat-Partys, usw. Ich tauchte immer tiefer ein… eigentlich müsste ich mal ein Buch verfassen.. lach…Hab Billy Idol kennengelernt, Brian Setzer ( Stray Cats) Sly Stallone, Mickey Rourke und nicht nur flüchtig, sondern privat zuhause…habe auch Autos für Movie-Produktionen aufbereitet . Ich bin da immer gut durchgekommen, wahrscheinlich, weil ich immer einfach geblieben bin…nicht rumgesponnen und mich größer gemacht habe als ich bin… Ich fuhr ne alte Karre und hatte immer ölige Finger, aber alles zu erzählen, würde ewig dauern.
Was war denn bisher so die geilste und/oder längste Tour?
Um ehrlich zu sein, hatte nie sooo lange Touren, musste unterwegs oft schrauben..hab mir sozusagen meinen Weg zum Ziel geschraubt.
9. Wo trifft man dich denn überall so in der Szene an?
Überall wo Musik und Bikes sind.. Naja, alle Veranstaltungen schaffe ich nicht, aber ich versuche es. Bin auch viel im Ausland auf Rockabilly-Treffen und bald mehr in Italien, weil ich jetzt Member of Rockers Klan Europe bin und der wurde in Italien gegründet.
10. Du siehst dich als Oldschooler. Warum?
Weil ich es liebe einen alten Motor anzukicken und ich diese alte Scene ( Rocker 60ger 70ger Lange Haare Bart , rumfahren, Zelten, in die Bar einkehren . mit Brüdern einen Saufen und Spaß haben schon immer mochte.
11. Was ist für dich besonders wichtig?
Respekt und Anstand. (Ende Mailinterview)
Anmerkungen!
Ob Franks Bike nun die geilste Triumph weltweit ist, nun, das lassen wir einfach mal so stehen. Wenn das für ihn so ist, dann passt das schon. Und ob ihn andere Customizer auf der Custom Bike Show ignoriert haben, kann ihm letztlich auch latte sein, er hat gewonnen.
In Bezug auf seinen USA-Aufenthalt könnte ich hier das ein oder andere noch einwerfen, allerdings denke ich, Frank käme da nie wieder in den Inner Circle, in dem er offensichtlich drei Jahre recht gut und wild gelebt hat. Also behalte ich das mal für mich.
Mir ging es bei dieser Nummer nicht so sehr um das Bike selbst, mir ging es um den Typen und seine Passion. Ich denke, das ist gut herausgekommen, auch wenn ich Frank vorher bat, möglichst auf den Punkt zu kommen. Er redet nämlich gerne und viel. Aber das war mir alleine die Story über sein Partyerlebnis mit Guns N‘ Roses wert. Grins..
Impressionen von Frank Nasner!
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