Die Harley Days Hamburg 2022!

Mehr Bike, mehr Style, mehr Harley!

In 2019 haben insgesamt 400.000 Besucher**innen die Hamburg Harley Days besucht und zirka 7.000 Biker**innen an der großen Parade durch die Elbestadt teilgenommen. So jedenfalls berichtete es seinerzeit die an sich stets gut informierte Harleysite (Bericht vom 30.06.2019). Die letzten Harley Days vor der Pandemie waren damit ein großer Erfolg.

Mit großer Spannung wurden nun nach zwei Jahren Pause die diesjährigen Hamburg Harley Days erwartet. Nach so langer Zeit der Restriktionen und den damit verbundenen Freizeiteinschränkungen ging ich an sich davon aus, dass dieses Megaevent mit Sicherheit erneut gut besucht werden würde.

Persönliche Einschätzung!

Um es vorweg zu nehmen, ich selber war nicht vor Ort. Noch nie! Dennoch erlaube ich mir auf Basis der etlichen Kommentare und Videos ein Urteil, zumal im Vorfeld so einige Dinge öffentlich wurden, die man zumindestens hinterfragen sollte. Selbstverständlich habe ich im Vorfeld einige Biker kontaktet, die mich über die drei Tage hinweg vom Event aus ordentlich mit Futter versorgt haben. Dafür Danke!

Leere Bänke sah man außerhalb der Prime Time auch. Vor allem Freitags!

Besucher!

Laut einem NDR-Bericht waren mehr als 50.000 Besucher**innen in der Stadt und es nahmen rund 4.000 Biker**innen an der Abschlussparade teil. Im Vergleich zu 2019 fallen diese Werte natürlich deutlich ab, womit aber noch längst nicht feststeht, dass die Harley Days 2022 ein wirtschaftlicher Reinfall waren. Aber es ist ein Indiz dafür, dass meine Erwartungshaltung falsch war. Ich hatte mit mindestens 100.000 Besuchern gerechnet. Wie das diesjährige Event bilanztechnisch ausfällt, weiß nur der Veranstalter, wenn er seine Zahlen ausgewertet hat. Ich gehe davon aus, dass bestenfalls der Break Even Point erreicht wurde.

So wirkt eine Händlermeile schon weitaus gefälliger! Samstag und Sonntag ging deutlich mehr.

Eintritt/Händler!

In einem Interview, welches ich unten eingestellt habe, erklärt Veranstalter Uwe Brinkman, den im Vorfeld stark kritisierten Eintritt in Höhe von 10 Euro pro Tag bzw. 18 Euro für Freitag/Samstag, der dieses Jahr erstmals erhoben wurde. Ein Grund ist laut Brinkann u. a. der Umstand, dass 1/3 weniger Händler vor Ort waren. Diese Aussage hat mich amüsiert, denn es ist bekannt, dass mindestens zwei freie Customizer trotz einer vorherigen Teilnahmezusage von der Company letztlich in der Ausstellerliste gestrichen wurden.

Beide Unternehmen, USM Customizing sowie H-Town Customs, haben sich dazu in den sozialen Medien mit einem Statement Luft verschafft. Sofern sie bereits Aufwendungen zur Teilnahme geleistet haben, könnten sich aufgrund der nachträglichen und sehr kurzfristigen Ausladung durch die Company Regressansprüche ergeben, die sicherlich auch geprüft werden.

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Zu dem Motto „Mehr Bike, mehr Style, mehr Harley“ passt sowas ganz unabhängig von der dreisten Art ganz sicherlich nicht. Die Company gibt es nur, weil vier Motorrad-Enthusiasten in 1903 den Grundstein für den nachfolgenden Mythos legten, an dem auch etliche freie Customizer ordentlich mitgeschraubt haben und die zusammen mit der Community und den Clubs die Marke auch in schweren Zeiten nicht im Stich ließen.

Es ist durchaus möglich, dass sich Harley Davison in einem immer stärker umkämpften Markt überlegt hat, dass man die freien Customizer reinweg als Konkurrenten sieht, die eigenen Customangebote mehr fokussieren wollte, aber es passt einfach nicht zur DNA von Harley und zudem stellt sich die Frage, warum die Bookingangentur das nicht wusste und freie Customizer dann noch akquiriert hat und ihnen eine Teilnahmezusage zustellte. An dieser Stelle ist das mal so richtig schlecht gelaufen!

Statements Customizer!

Musikangebot!

Musikalisch ist das Event an sich immer gut aufgestellt. Auch in diesem Jahr gab es ein gefälliges Angebot. Basslegende Marco Mendoza, ich sage nur Whitesnake, Thin Lizzy sowie The Dead Daysis, war hier sicherlich der gößte Name auf internationalem Parkett, wobei Jimmy Cornett & the Deadman und Ski KIng aufgrund ihrer nationalen Bekanntheit in der Bikerszene vermutlich vergleichbar viele Besucher anlocken konnten. Etliche weitere gute Acts komplettierten das Line Up. Das hat absolut gepasst!

Die Parade!

4.000 Teilnehmer sind eine Ansage, aber eben auch weitaus weniger als in anderen Jahren. Klar, wenn keine 100.000 Besucher das Event selbst besuchen, wirkt sich das auch auf die Parade aus. Im Verhältnis kann man jedoch festhalten, dass die Parade in Relation zum gesamten Besucheraufkommen eine bessere Resonanz erhielt, als zum Beispiel das Aufkommen auf dem Großmarkt. Ich vermute, dass etliche Biker einfach nur dabei sein wollten, um ein gemeinsames Standig abzugeben, den Großmarkt selber aber gar nicht auf dem Zettel hatten, eher die Reeperbahn favorisierten, die aber halt nicht zum Eventgelände selbst gehört.

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Fazit!

„Love it, or hate it“. Das wird für die Hamburg Harley Days wohl immer gelten. Mal mehr Love, mal mehr hate it. In 2022 war es m. E. viel hate it, wofür die Company echt selbst gesorgt hat. Zwischen Selbstbewußtstein und Arroganz liegt halt nur eine schmaler Grat und Harley überschreitet diesen zu oft. In Zeiten, in denen die Händler ihre Kunden kaum noch mit Bikes und Teilen bedienen können, sollte man sich genau überlegen, was man tut und wie man sich darstellt. Da darf die Company mal etwas Feintuning betreiben, nein, sie muss es sogar.

Möglich ist, dass die Stadt Hamburg selbst das Thema allerdings ohnehin abräumt, denn die Zukunft der Hamburg Harley Days ist ungewiss. Ob es nämlich eine Vertragsverlängerung gibt, ist mehr als fraglich. Da wirken starke Kräfte und der aktuelle politisch Diskurs spielt dem Veranstalter nicht gerade die Karten in die Hand. Die heftigen Kontrollen jedes Jahr helfen da auch nicht besonders.

So gesehen sollte man vielleicht nicht zu scharf mit den Hamburg Harley Days ins Gericht gehen, denn es ist immer noch ein Event, welches eine große Anziehungskraft hat und für die Stadt Hamburg jahrelang ein Aushängeschild war. Dennoch, mit dem Eintritt wurde das Event nicht aufgewertet, es wurden Mindereinnahmen ausgeglichen, die man teilweise durchaus selber zu verantworten hat.

Was mich persönlich echt anpisst, ist der Umstand, dass die Company derartige Events nicht nutzt, um die Basis in Punkto Fahrverbote und Streckensperrungen sowie der Diskussion um Klappenauspuffanlagen zu unterstützen. Ok, es ist ein Lifestyle-Event, es geht um Fun, aber gerade die Channels auf youTupe sind bestens dafür geeignet, das man auch solche Themen endlich mal pro aktiv anpackt, zumal es ohnehin regelmäßig kräftigen poltischen Gegenwind und massive Kontrollen gibt.

Galerie!

Kontakt: https://www.facebook.com/HamburgHarleyDays

Fotos: Biker Christoph, Biker Siggi

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.