MC Klubhaus? Nein Danke!

Ihr habt eine eigene Bude, seid bestenfalls Eigentümer und dadurch besteht Planungssicherheit? Na, dann dürft ihr euch echt glücklich schätzen! Denn sobald ein MC oder Chapter ein neues Domizil sucht, wird es aufgrund von Paragraphen, Auflagen und Vorbehalten echt schwierig. Als erstes stellt sich jedoch die Frage nach dem Wohin! Wir spielen an dieser Stelle einfach mal einige Aspekte gedanklich durch und schauen, was dabei herauskommt.

Das Klubhaus in einem Wohngebiet?

Nun, dass kann man an sich persé vergessen. In der Regel findet man in einem Wohngebiet keine Objekte, die aufgrund von Lage und Beschaffenheit den Ansprüchen eines MC genügen würden. Doch selbst wenn, dann stößt man häufig in der Nachbarschaft auf Ablehnung und große Skepsis. Überall in der Republik machen die Bürger mobil, wenn nur der leise Verdacht einer MC-Ansiedlung entsteht. Die Medienberichterstattung hat in der Mitte der Gesellschaft Ängste gegenüber der Motorrad-Kultur hervor gerufen, die faktisch nicht zu blegen sind. Motorradclubs definieren sich durch eine starke Gemeinschaft und einen gemeinsamen Lebensweg. Ein klarer Vorteil für Vermieter, da diese in Punkto Mietzahlung wesentlich besser planen können. Zudem gelten MC’s als Vereine mit guter Zahlungsmoral!

Monitär gesehen sind sie damit an sich erste Wahl. Selbst wenn das einzelne Mitglied in Verzug ist, so kann die Gemeinschaft dieses auffangen und man regelt die Sache intern und für alle Beteiligten human. Diese klaren Vorteile werden jedoch von der rein hypothetischen Möglichkeit verbotener Handlungen oder einer eventuellen Unruhe durch lautes Motorengedröhne im Kiez so stark in den Hintergrund gedrängt, dass die Objektinhaber fast immer auf eine Vermietung an einen MC verzichten. Statistiken und handfeste Belege die das belegen können, gibt es dafür jedoch nicht. Belegbar aber ist der Umstand, dass in vielen konkreten Fällen die Kleinkriminalität deutlich sank und die Bürger sich durch die Ansiedlung eines MC mittelfristig wesentlich sicherer fühlen!

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Fazit: Die Ansiedlung in einem Wohngebiet ist wie ein Kampf gegen Windmühlen!

Das Klubhaus in einem Gewerbegebiet?

Warum ich immer wieder davon höre, dass Vereine, also auch die meisten MC’s, sich nicht in einem Gewerbegebiet niederlassen dürfen, ist mir völlig schleierhaft. Die Mitglieder der Clubs sind häufig selbständige Unternehmer in technisch Berufen oder dem allgemeinen Handwerk., insbesondere der Kfz-Branche. Sie haben eine erhöhte Affinität zu allem was Handwerk ist und sind damit allesamt mögliche zukünftige Anlieger für ihr eigenes Business in einem Gewerbegebiet. MC’s achten sehr stark darauf, was in Ihrem Kiez los ist. Damit nehmen sie sogar eine Schutzfunktion ein. Alleine die Tatsache, dass sich ein MC in einem Gewerbegebiet niedergelassen hat, führte bei potentiellen Diebesbanden schon häufig zu der Erkenntnis, dass man von Objekten in der Nähe des MC doch besser die Finger lassen sollte. Die haben dann einfach Schiss vor den möglichen Konsequenzen.
Ich ziele damit nicht auf irgendeine kriminelle Energie der Besitzer ab, sondern auf die Bereitschaft sich gegen Einbrecher zu wehren, was durch den § 127 StPO erlaubt ist. Biker werden nämlich in aller Regel nicht auf die Polizei warten und der Rennleitung bestenfalls das geschnürte Paket übergeben, worüber die dann immer sehr froh sind.

Deshalb sind Anlieger in Gewerbegebieten in der Regel sogar für eine Ansiedlung eines Motorrad-Clubs. Sie passen mit ihren Maschinen in das Gesamtbild, können in der Zukunft als Tipp-Geber sogar sehr nützlich sein und das Sicherheitsgefühl steigt. Freie Objekte im Gewerbegebiet werden durch die Clubs weiter gegeben, da die Szene intern sehr kommunikativ ist und man an sich immer jemanden kennt, der gerade ein geeignetes Gewerbe-Objekt sucht. Damit haben die Clubs sogar eine Marketing-Funktion und der ein oder andere Eigentümer spart erhebliche Inserationskosten in den Medien.

Apropos sparen!

Jeder MC möchte ein attraktives Klubhaus haben. Gerade Objekte, die aufgrund ihrer schlechten Beschaffenheit in einem Gewerbegebiet nicht zu vermarkten sind, stellen für den MC eine Herausforderung dar. Die gemeinsamen Arbeiten haben eine hohe soziale Funktion, sie stärken die Gemeinschaft. Zudem ist man mit der geballten Manpower in kürzester Zeit in der Lage, diese Objekte wieder in einen marktfähigen Zustand zu versetzen, was sich extrem postiv auf den zukünftigen Marktwert der Immobilie auswirkt und damit das Gewerbegebiet attraktiver macht! Davon haben schon etliche Eigentümer profitiert. Das dadurch eingesparte Kapital kann in neue Gewerbebetriebe oder dringend benötigten Wohnraum investiert werden. Zudem erhält der Eigentümer monatlich eine Miete und sofern er in wirtschaftlich schwierigen Situation staatliche Hilfen in Anspruch nehmen muss, zum Beispiel ALG 2,  wird die Miete auf den Bedarf angerechnet und erspart dem Steuerzahler Ausgaben!

Die Behörden sind daher gut beraten, den Status als Verein nicht alleine als Ablehnungsgrund zu bewerten. Ein MC ist nicht mit einem Kegelverein oder einem Fußball-Club zu vergleichen! Seine Strukturen sind wesentlich fester und immer auf Dauer ausgelegt. Eben Brotherhood. Und selbst wenn ein MC sich als störend erweißt, so verfügt die Behörde über ausreichende Möglichkeiten, um über Auflagen oder den Weg der Gefahrenabwehr die Störung zu beseitigen.

Gewerbegebiete am Standtrand halte ich für ideal!

Gewerbegebiete am Standtrand halte ich für ideal!

Die Baunutzungverordnung gibt zwar vor, dass nur in Ausnahmefällen Flächen in Gewerbegebieten für soziale und kulturelle Zwecke zur Verfügung gestellt werden dürfen, aber die Behörde ist gut beraten, immer im Rahmen einer Einzelfallprüfung, die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen. Sonst landen die Clubs wieder in den Wohngebieten, wo sich die Anlieger durch Motorengeräusche belästigt fühlen, was in einem Gewerbegebiet niemanden stört, da diese Areale ja eigens für die Ausgrenzung lärmintensiver Branchen geschaffen wurden.

Fazit: Die Gewerbegebiete sind an sich der ideale Standort für einen MC. Schwierig, aber möglich. §8 der Baunutzungsverodnung macht es defintiv möglich! Selbst Nutzungänderungen sollten aufmerksam von der Behörde geprüft werden. Da das Klubleben an sich immer Abends stattfindet, findet durch den MC insbesondere in der Zeit Akktivität statt, in der die anderen gewerblichen Anlieger ihre Leute in den Feierabend schicken und damit die Gefahr von Einbrüchen erheblich steigt. Es gibt also etliche faktische Vorteile!

Das Klubhaus auf dem Land?

Die Ansiedlung auf dem Land ist heutzutage keineswegs mehr so einfach, wie noch vor 20 Jahren. Dennoch hat sie Vorteile. Die Menschen kennen sich noch, der persönliche Kontakt untereinander zählt oft mehr, als das was in der Zeitung steht. Hier und da steht mal ein Gasthof leer, den kein Gastronom aufgrund geringer Frequenzwerte mehr führen möchte und plötzlich erweist sich der MC als Retter in der Not. Jedenfalls dann, wenn er dort bereits ansässig ist. Kommt er jedoch aus der Großstadt und fehlt ihm der lokale Stallgeruch, dann führt dieses oftmals zur Ablehnung. Was der Bauer nicht kennt, dass frisst er nicht.

Sowas findet man an sich nur auf demLand!

Sowas findet man an sich nur auf dem Land!

Torzdem gibt es auf dem Land noch einige Objekte mehr, die vor allem bezahlbar sind. Stellt sich halt nur die Frage, ob der MC aus der Großstadt auf das Land will, denn wer gibt schon gerne seine Stadt auf. Man hat Beziehungen und Kontakte aufgebaut und die lokale MC-Szene entscheidend geprägt. Ein solcher Schritt wird dann ja auch immer von den Gerüchten belgleitet, wer denn jetzt vor wem wegläuft.

Fazit: Kohlemäßig eine Option, aber auch mit Nachteilen verbunden. Längere Anfahrtswege führen dazu, dass die Member seltener zur Sitzung kommen und treue Freunde des MC sich auch kaum noch sehen lassen werden. Man verliert Kontakte. Hinzu kommen natürlich club-taktische Überlegungen, wo eine Ansiedlung überhaupt noch Sinn macht und auch gerne gesehen wird.

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Generelles Fazit!

In der Bewertung aller drei Optionen komme ich zu der Erkenntnis, dass die Ansiedlung eines Stadt-MC in einem Gewerbegebiet am sinnvollsten ist. Das hat für alle Beteiligten viele Vorteile. Gerade die noch zum Teil in den Gewerbegebieten befindlichen teilgewerblichen Objekte mit Wohnanteil für Mitarbeiter oder Inhaber, bieten sich für diese Zwecke an, da sie für die Großindustrie an sich ungeeignet sind. Natürlich weiß auch ich um Aspekte wie den Bestandsschutz, aber die Baunutzungverordnung gibt dem Bauamt einen Freiraum, um im Rahmen der Einzelfallbeurteilung alle Fakten gegeneinander abzuwägen. Persönliche Befürchtungen, im Nachhinein die falsche Entscheidung getroffen zu haben, sind unbegründet, da in Deutschland kaum ein Bereich so stark reglementiert ist, wie der Bausektor und zudem ein Gewerbegebiet nicht so stark von unbegründeten Emotionen begleitet wird, wie Objekte in einem Wohn- oder Mischgebiet, wo viele Private leben. Ich bin mir sicher, dass wenn man in einem Gewerbegebiet die Anlieger konkret befragen würde, was sie von einem solchen Ansinnen halten, die Mehrheit die Ansiedlung eines MC sogar begrüßen würde. Wetten!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.