Mein letzter Vorstoß in Sachen Rocker & Business hat Wirkung gezeigt. Unter anderem meldete sich Jan aka Küste vom Vanguards MC Stadland. Sicherlich ist er mir schon mal irgendwo über den Weg gelaufen, aber mehr als ein paar Worte haben wir nicht geschnackt. Ist letztlich egal, denn für die Rubrik ist es keinesfalls eine Voraussetzung, dass ich die Partner gut kenne. Steigen wir ein.
Rocker & Business!
Moin Küste. Seit wann sitzt du auf zwei Rädern und wie fing es bei dir an?
Mein Vater ist schon immer Harley gefahren und hat mich mitgenommen. Da wurde für mich klar, dass ich so schnell wie möglich den Führerschein machen möchte. Also habe ich mit 15 Jahren den Mofa-Führerschein gemacht, mit 16 Jahren dann 125er (man musste ja schneller werden) und mir dann mit Mitte zwanzig den Traum einer Harley erfüllt.
Wie ging es weiter?
Von Anbeginn bin ich mit meinen Kumpels unterwegs gewesen. Viele Motorradtouren und Treffen später bin ich vor 10 Jahren Mitglied in meinem MC geworden.
Was macht das Motorradfahren für dich aus?
Für mich ist Motorradfahren nicht nur der Moment der Freiheit, den wir uns in unserer Gesellschaft bewahren müssen, sondern auch das Ganze drumherum. Die Member, die nicht nur Freunde, sondern vielmehr Familie sind, gemeinsame Fahrten zu organisieren und den Zusammenhalt der Szene.
Du bist Clubmember. Magst du mehr darüber erzählen?
Ich bin 2014 als Hangaround beim Vanguard MC Germany im Motherchapter Hollen eingestiegen. Nachdem ich Member wurde, bin ich Ende 2015 zu unseren Nomads und habe dann 2019 das Chapter Stadland mitgegründet.
Das war natürlich mit viel Arbeit verbunden. Begonnen mit dem ersten Clubhaus in einer alten Kneipe, von der wir uns wegen Verkauf während der Corona-Pandemie trennen mussten, hin zu unserem heutigen Clubhaus auf dem Lande in Rüdershausen.
Was war denn bisher so die coolste und/oder längste Tour für dich?
Vor einigen Jahren sind wir nach Dänemark gefahren. Wir hatten beschissenes Wetter, waren alle nass bis auf die Knochen. Abends saßen wir gemeinsam am Feuer und die Klamotten zischten vom Trocknen und wir ließen die Tour Revue passieren. Da lernt man, dass man nasse Lederstiefel eher schlecht wieder anziehen kann. Das sind die gemeinsamen Erlebnisse die zusammenschweißen. Denn vom Abends auf der Couch liegen erzählt man später nix. Außerdem ist das Leben dass, was man erlebt.
Motorradfahren kostet Kohle, Club sowieso. Was machst du beruflich?
Seit 17 Jahren arbeite ich auf einem Werk. Vor meiner Amtszeit als Betriebsratsvorsitzender, das ich vor 3 Jahren übernommen habe, war ich auf 3-Schicht und Montage.
Macht dir dein Job Spaß?
Da nicht jeder Tag wie der nächste ist und man aus neuen Situationen, denen man sich stellen muss, immer dazu lernt, macht es meinen Job abwechslungsreich und interessant. Ohne Überzeugung gegenüber meiner Tätigkeit macht es auch sonst keinen Sinn.
Rocker werden stets im Bereich Crime verortet. Wie siehst du das aus deiner beruflichen Perspektive heraus?
Sowohl mein Arbeitgeber als auch die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen wissen über meine Mitgliedschaft Bescheid. Ich persönlich hatte hier noch keine Probleme.
Die Szene wird durch die Medien und Politik durch Vorurteile und Falschmeldungen ganz schön in den Dreck gezogen. Wir Rocker halten zusammen und feiern jedes Mal friedlich auf Partys und Treffen, da ist auf jedem Schützenfest mehr Stress, weil wir unsere Werte leben und Richtlinien einhalten.
10. Ist dir dein Clubleben den ganzen Aufwand wert?
Natürlich kostet es alles Kohle, Zeit und auch die Vorurteile nerven, aber wenn du dann mit deinen Brüdern unterwegs bist, ist es das alles mehr als wert. (Ende Mailinterview)
Anmerkungen!
Ein Mann großer Worte ist Küste nicht, halt nordisch by nature. Aber mir reicht das völlig und seine Tätigkeit als Betriebsratsvorsitzender hätte er sicher nicht bekommen, wenn die Vorurteile so stark ausgeprägt wären, dass Leistung mittlerweile weniger zählt. Tja, wieder so ein Protagonist, der es nie in die Bildzeitung schaffen wird, weil er eben an sich völlig normal durchs Leben wandert. Motto? It’s not bad, but real! Danke für das Mailinterview!