Nicht mehr im Buchhandel und dennoch erwähnenswert!
Ande 1%er ist Tätowierer, Rocker und war lange Zeit der President der Hofer Hells Angels, bevor er den MC verließ. In dieser Funktion hatte ich ihn in 2020 persönlich in Delmenhorst kennengelernt. Hintergrund unserers Treffens war ein angedachter Rocker Talk im Clubhouse der Hofer Hells Angels.
Ich lernte seinerzeit einen aufgeräumten und interessierten Rocker kennen, der bereit war die Intention des Formates Rocker Talk voll mitzutragen. In unserem Gespräch sprudelte er förmlich vor Ideen und Anregungen. Für mich war danach klar, dass ich das Format mit ihm angehe. Nun, es kam letztlich doch nicht dazu.
Ande 1%er – Am Rande der Gesellschaft!
Was jetzt kommt, ist keine klassiche Rezession eines Rockerbuches. Es ist lediglich die Beschreibung meiner Empfundungen, die ich beim Lesen des autobiografisch geprägten Bildbandes von Ande 1%er empfand.
Das Buch folgt einem klassichen Muster: Kindheit, Teenager, erste Rockerallüren, zaghafter Einstieg in die Szene als Jugendgang, Weiterentwicklung als feste Truppe mit den Meetings im sogenannten „Loch“, Annäherung an die MC-Szene, erster MC bis hin zur Ernennung zum Vollcharter im HAMC Germany als erstes Charter in Franken.
All das beschreibt Ande 1%er völlig unspektakulär, die oftmals zur Schau gestellte Bad-Boy-Attitüde anderer Autoren findet mit Ausnahme gelegentlicher Hinweise auf den einen oder andere Beef nicht statt. Wer also ausschließlich auf diese Form der Selbstdarstellung steht, braucht sich den Bildband nicht kaufen.
Ande 1%er präsentiert sich m. E. vielmehr als ein Mann, dem stets das Wohl der Gemeinschaft aller Clubbrüder am Herzen lag. Zu keinem Zeitpunkt bekam ich beim Lesen das Gefühl, dass er sich als One-Man-Show zu etablieren versucht. Im Gegenteil, er räumt Fehler der Vergangheit ein, die zum Beispiel zu einem absoluten Drogenverbot in seinem Charter führten, was ich ihm glatt abnehme. Auch der Aspekt Rotlicht wird kritisch betrachtet. Motto? „Nicht unser Weg!“
Das mag den einen oder anderen jetzt zum Schmunzeln bringen, aber so beschreibt Ande 1%er halt seinen Lebensweg als Rocker. Da mir die Hintergründe seines Ausstieges bei den Hells Angels nicht bekannt sind, stelle ich das daher auch nicht in Frage.
Fazit!
Der Buch ist lesenswert, weil es eben nicht das klassische Klischee eines Bad Boys bedient, sondern maßgeblich das Leben in der selbstgewählten Gemeinschaft beschreibt. Der Bildband ist zudem sehr gut illustriert, wobei Ande 1%er selbst nur auf wenigen Bildmotiven dargestellt wird, was meine o. g. These in Punkto No-One-Man-Show meines Erachtens untermauert.
Würde Ande 1%er in Sachen Rocker Talk eneut auf mich zukommen, würde ich mich mit ihm wieder unterhalten, sofern die aktuellen regionalen Umstände in Hof und Umland dieses zuließen. Fakt ist, irgendwann besuche ich das öffentliche Famlilienfest, welches immer noch auf dem großen Areal des ehemaligen Clubhouses stattfindet.
Kontakt: https://www.facebook.com/ande.ram.1