Salafisten-Rocker? Nachgehakt!

Tja, nun wurden durch ein Foto in der Bild-Zeitung ja wieder massig die Spekulationen angeheizt. Geben sich Salafisten neuerdings optisch wie Rocker. Hier denn mal gleich das Picture und danach die Spekulationen.

Von weitem besteht Verwechslungs-Gefahr!

Von weitem besteht Verwechslungs-Gefahr!

Stellt sich sogleich die Frage nach dem Hintergrund. Wenn ich mir das Foto näher anschaue, habe ich doch beträchtliche Zweifel, dass die Ordner tatsächlich live einen Top- und Buttom-Rocker auf dem Sweater trugen. Schaut es euch intensiv an. Der Sweater ist teilweise nass und recht faltig, die anderen Schriften wirken leicht ausgeblichen. Das Abzeichen prangt klar und deutlich auf dem Rücken. Es sieht aus wie neu. Leider habe ich nicht die technischen Möglichkeiten zur Analyse, doch riecht die ganze Nummer sehr stark nach einem Fake.

Gehen wir daher mal davon aus, dem ist so, was könnte dieser bezwecken.

Aus Sicht der Presse:

Das ohnehin vorhandene mediale Bedrohung-Szenario durch Rocker bekommt reichlich weiteren Zündstoff. Noch größer als die Angst vor Rockern, ist die Angst der Bevölkerung vor einer islamischen Unterwanderung. Salafisten werden intensiv vom Verfassungsschutz beobachtet, eine Menge Experten raten permanent zur Vorsicht und befürchten eine neue Bedrohungslage durch die Salafisten.

Diese Zutat würde demzufolge zukünftige Schlagzeilen in Bezug auf Rocker anheizen, die Auflagen steigen! Angst zieht an!

Fake der Presse? Möglich!

Aus Sicht der Salafisten:

Quer gedacht, besteht auch hier ein Motiv. Die Kollegen sind vielleicht verblendet, aber keineswegs dumm. Die Pressearbeit funktioniert und die Salafisten waren in der Vergangenheit recht kreativ in ihrem Auftreten. Auf dem Sweater steht Street Dawah. Unter diesem Begriff werden an stark frequentierten Orten Korane und CD’s kostenlos verteilt. Die Salafisten haben durchaus Interesse an Öffentlichkeit, sie verstecken sich keineswegs. Ein bewusstes Handeln in Richtung Rocker sichert Ihnen Presse und damit Aufmerksamkeit.

Ein Schaden der Rocker-Szene nimmt man sicherlich mit einem Grinsen in Kauf.

Fake der Salafisten? Nicht auszuschließen

Aus Sicht der Hells Angels:

Rocker sind im Grunde eher unpolitische Menschen. Die ganzen Reports zum Thema Rocker mit Migrationshintergrund, deren dominantes Auftreten in der Szene, einer möglichen Wachablösung der alten Recken im MC selbst und das immer vorhandene Schwert einer Verbotsverfügung einzelner Charter oder des gesamten Clubs, ist mit Sicherheit nicht die Art von Public Relation, welche sich das PR-Team 81 auf die Fahne geschrieben hat. Daher:

Fake der Hells Angels selber? Höchst unwahrscheinlich

Aus Sicht des Staates:

Nun wird es komplex. Kennt ihr den Begriff des Agent Provocateur? Nein? Das sagt Wikipedia dazu:

„Als Agent Provocateur (frz. ‚provozierender Agent‘, Lockspitzel) bezeichnet man eine Person, die üblicherweise im Auftrag des Staates einen oder mehrere Dritte zu einer gesetzeswidrigen Handlung provozieren soll. Im weiteren Sinne wird damit auch ein Handeln bezeichnet, das durch die gezielte Vortäuschung oder auch Provokation einer ruchbaren Handlung die Stärkung der eigenen Position und die Legitimation für einen Eingriff anstrebt. Wegen der Gefahr, dass der Staat sich auf diese Weise zumindest indirekt als Gesetzesbrecher betätigt und Taten provoziert, die ohne den Agenten gar nicht begangen worden wären, ist der Einsatz solcher Agenten in Demokratien meist gesetzlich oder durch höchstrichterliche Rechtsprechung streng reglementiert.!“

Die Legitimation zu einem Eingriff? Jetzt wird es interessant. Stellen wir uns einmal vor, das Foto wurde von irgendeiner staatlichen Quelle geschickt über unbekannte Dritte positioniert. Die Presse stürzt sich auf das Thema und die Headlines erstellen den Zusammenhang von Salafisten und Rockern. Nun, damit würde man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Auf beide Fraktionen wird ein neuer Fokus gelegt, die Bevölkerung wird noch weiter verunsichert und das mediale Bedrohung-Szenario steigt. Damit könnte der Staat durchaus seine eigene Position stärken. Sehen sich nun die beiden Fraktionen auch noch veranlasst, gemeinsam oder getrennt Aufklärung zu betreiben, so wäre die nächsten Headlines save.

Haltet mich für bescheuert, aber so quer gedacht ist diese Annahme nicht.

Bereits zu Zeiten des sogenannten Rocker-Krieges in Skandinavien, wurde diese Taktik intensiv betrieben. Es ist bewiesen, dass Straftaten von staatlicher Seite begangen wurden, um eine Eskalation in der Rocker-Szene zu schüren und die eigene Position für erhebliche straf-prozessuale Maßnahmen zu stärken. Weiterhin steht mittlerweile fest, dass die aktuelle Taktik der Polizei stark von dem Strategie-Papier geleitet wird, dass seinerzeit in Skandinavien entwickelt wurde.

Macht der Dicke jetzt PR a la Hells Angels Media? Mitnichten! Ich gehe lediglich die Optionen durch, denn eines ist ja wohl klar. Rocker stehen sehr weit oben auf der Agenda. Und niemand würde der Szene eine Träne nachweinen, wenn es dem Staat tatsächlich gelingt, eine gesamte Subkultur an die Kette zu legen.

Deshalb sind wir gut beraten, wenn wir stets die Birne einschalten und uns durchaus Gedanken machen. Denn wenn der Staat erst einmal mit dem Vorschlag-Hammer durch unsere Reihen gedonnert ist, sind wir es am Ende, die heulend in der Ecke sitzen!

Fake des Staates? Möglich.

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.