Szene: Der Hollister Bash & das 1%!

Mythos, Selbstverherrlichung oder Medienwahn?

Es kommt immer mal wieder vor, dass ich von Kunden oder Lesern danach gefragt werde, was das 1% eigentlich bedeutet. Ok, dann lege ich euch mal meine Sichtweise an den Tag und ihr dürft danach genüsslich über mich herfallen.

Der Ursprung!

Historisch geht die Nummer zurück auf den 03. und 04. Juli 1947. An den beiden Tagen kam es im Rahmen einer Bikerveranstaltung im kalifornischen Hollister zu leicht chaotischen Zuständen. Betrunkene Biker lieferten sich Rennen und feierten eine wilde Party, so die Erzählung. Hier und da gab es unter den Bikern auch einen Beef. An sich nichts Gravierendes, aber letztlich rief das Geschehen vor Ort die Rennleitung auf den Plan, es kam zu vereinzelten Verhaftungen. Natürlich lockte das Spektakel die Presse an, die damals schon wusste, wie man Bilder initiiert. Die Nummer wurde jedenfalls unter dem damaligen Zeitgeist betrachtet ziemlich ausgeschlachtet und quasi als reines Chaos verkauft.

Das aber begründete nicht den 1%-Status. Der ausschlaggebende Punkt war eine Aussage eines führenden Funktionärs der AMA (American Motorcycle Association) gegenüber der Presse, der sich unmittelbar nach dem Bikertreffen dahingehend äußerte, dass 99 % aller Biker friedliebend seien, sich an die Gesetze halten und nur 1% der Biker das nicht tun würden. Für einige Beteiligte an dem Treffen war das wie ein Tritt in den Hintern, denn sie wurden von Gleichgesinnten ausgegrenzt. Die Message der AMA? Ihr gehört nicht zu uns!

Angepisst von dieser Äußerung machten einige klar, dass sie sich das nicht gefallen lassen würden und nun ihr eigenes Ding durchziehen, zukünftig keiner Konfrontation aus dem Weg gehen würden. Deren Message? Wenn wir nicht zu euch gehören, dann pfeifen wir auf euch und machen halt Stunk. Vermutlich ist diese Beschreibung historisch nicht in allen Facetten korrekt, aber es bringt den Urspung m. E. auf den Punkt. Man darf das alles zudem gerne auch unter dem Aspekt betrachten, dass der Krieg noch nicht lange vorbei war und ohnehin viele Veteranen unter den Bikern sich von der Gesellschaft ausgegrenzt fühlten.

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Mit dem Blick auf das Jahr 2025!

Ich bin über 20 Jahre im Club, seit 2013 betreibe ich das Onlinemagazin mit unzähligen Kontakten zu 1%ern verschiedener Clubs. Der Hollister Bash spielte noch nie unter uns Patchholdern in dieser Zeit eine markante Rolle und so wirklich weiß ohnehin niemand von uns, was seinerzeit wirklich abgelaufen ist. Insofern hat sich der 1%-Status sehr stark über die Veränderungen in der Szene selbst entwickelt.

Für uns Member ist das an sich auch gar kein Thema, für die Medien aber durchaus, denn sie üben einen ganz besonderen Einfluss aus. Deren konsequent negative Berichterstattung über die sogenannten Outlaw Motorcycle Gangs (OMCG’s) hat dazu geführt, dass die Wahrnehmung mittlerweile bei vielen so ist, dass 1%er eine erhöhte Affinität zu Gewalt und kriminellen Handlungen haben, sich an unsere Gesetze nicht gebunden fühlen. Manche gehen sogar so weit, dass sie den Rechtsstaat ablehnen und kriminelle Handlungen sogar die Voraussetzung zur Aufnahme in einem 1%-Club seien. Persönliche Anmerkung? Das ist Bullshit!

Ja, der 1%er ist oftmals vom Typhus her betrachtet alleine aufgrund seiner Mitgliedschaft in seinem MC bereit Restriktionen gegen sich in Kauf zu nehmen, seinen Club gegen Angriffe zu verteidigen, notfalls mit Gewalt, aber er ist keinesfalls ein Mann, der stetig proaktive Gewalt und den Konflikt sucht. An dieser Stelle mögen einige denken, was labert er denn da, es passiert doch genug, dann stellt sich aber direkt die Frage, ob er aus eigener Erfahrung spricht, oder ob sein vermeintliches Wissen nichts anderes als ein Konditionierungseffekt durch die jahrzehntelange negative Medienberichterstattung ist.

1%er sind oftmals schroffe Typen, hemdsärmelig und nicht unbedingt sich selbst reflektierend oder liberal. Klar, mit einigen möchte man ganz sicher keinen Streit bekommen. Aber kein MC wurde gegründet, um von der gesamten Gruppe ausgehend Straftaten zu verüben. Selbst die bisherigen Vorfälle, rechtferigen eine derartige Sichtweise nicht. Ja, es passieren teilweise gravierende Dinge, die man einfach nicht Schönreden darf, aber von der Breite her betrachtet geht es nach wie vor um Gemeinschaft und einen klar definierten Lebensstil, um das Leben in einer Bruderschaft, bei der es eben keine gesellschaftliche Normenkontrolle gibt und Brüder sofort ausgeschlosssen werden, weil sie vom vermeintlichen Pfad der Tugend abgekommen sind.

Sieg oder Niederlage spielt keine Rolle, stehe deinen Mann, laufe nicht weg und stelle dich der Situation. Achte die Werte des Clubs, sei stets bestrebt, deine Farben bestmöglich zu vertreten, fange dort an, wo andere aufhören. Und wenn du Scheiße baust, akzeptiere es, wenn du auch mal eine Ehrenrunde drehst, damit der Kopf wieder normal funktioniert und jammere nicht herum.

In Zeiten der Influencer, Leuten wie zum Beispiel Schlaffer, Kasra Z. aka „Der Perser“ oder auch den Journalisten Heise und Heuer, habe ich mit meinen knapp unter aktuell 10.000 Followern natürlich null Chance, um ein echtes Gegengewicht darzustellen, aber deshalb muss man sich dem Mainstream keinesfalls anpassen. Mich ärgert allerdings, dass manche aktiven Szenegänger offensichtlich sogar durchaus bereitwillig den Medien eine Plattform geben, um dem Bad-Boy-Image Nahrung zu verleihen. Das aber ist für mich ein Ausdruck des persönlichen Charakters, nicht der Gesamtausrichtung deines MC’s. „Your Brother is not allways right, but he ist allways your brother“ darf allerdings niemals zu einem Persilchein verkommen!

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Das Thema 1% ist an sich eine Steilvorlage für einen Rocker Talk. Das Problem ist nur, dass seitens des Staates keine Vertreter daran teilnehmen würden und ohne deren Präsenz würde es erneut nur die üblichen Verdächtigen interessieren, ergo von Außen als PR-Aktion der Szene bezeichnet werden. Da es aber auch in der Clubszene selbst etliche Protagonisten gibt, deren Blick auf das Thema mehr durch Hörensagen und Medien geprägt wird, will ich es dennoch mal nicht ausschließen, dass sowas noch mal kommt. Und nun Feuer frei!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.