Ab und an entwickeln sich die Dinge mit einer derart starken Eigendynamik, dass diese einen echt nur noch erstaunen lässt. So in etwa erging es mir beim Betrachten der Bilder und Videos der Aktion Krach für Kilian, die am letzten Samstag seinen Höhepukt im kleinen Ort Rhauderfehn in Ostfriesland fand.
Dort lebt der sechsjährige Kilian, der an Krebs erkrant ist. Ein großer Motorradfan, der leider in Bälde sterben wird, so die Prognose der Ärzte. Ihm galt an diesem Tag nahezu die gesamte Aufmerksamkeit der Motorradcommunity, denn es war sein großer Wunsch noch einmal all das zu sehen und zu hören, was der kleine so sehr mag. Motorräder! Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt.
Was ging ab?
Waren es nun 10.000, 15.000 oder doch über 20.000 Biker, die sich an dem Konvoi beteiligten? Keine Ahnung. Das spielt letztlich aber auch keinerlei Rolle. Fakt ist, der Aufruf im Netz fand in der gesamten Republik, ja sogar im Ausland, ein überwältigendes Echo und das, obwohl der zeitliche Vorlauf nach dem Aktionsaufruf absolut überschaubar war. Die Biker kamen dennoch spontan aus allen Himmelsrichtungen.
War es die Gemütslage vieler Biker, angeteasert durch die schrecklichen Bilder der Flutkatastrophe, oder gar das m. E. auch durch die Motorraddemos wieder ansteigende Gemeinschaftsgefühl, weshalb die Aktion derart viel Zuspruch erhielt? Ich weiß es nicht, denke aber das diese Aspekte emotional wenigstens eine Rolle spielten.
Entscheidend war jedoch sicherlich die Tatsache, dass sich Biker schon immer in den Dienst einer guten Sache gestellt haben und damit kontinuierlich beweisen, das sie das Herz am rechten Fleck haben und Menschlichkeit nicht nur predigen, sondern aktiv leben. Da, wo es darauf ankommt, können und wollen sie bei allen Unterschieden in ihrem Lifestyle und eigener Denkweisen zusammen halten. Nicht immmer, aber immer wieder. Das beweisen etliche Biker derzeit ja auch in den Notregionen, egal, ob dort Fahrverbote bestehen oder nicht.
Samstag spielte es daher auch so absolut keine Rolle, wer sich in das Pack einordnete. Ob Onepercenter, Clubmember, Freebiker oder Hobbyfahrer, alle traten für dasselbe Ziel ein, alle rockten das Ding gemeinsam. Hier ging es nicht um Fahrverbote, Ideologien oder Organsierte Kriminalität, es ging ausschließlich um einen kleinen Jungen!
Die entscheidende Frage wird nun sein, was wir aus der Aktion Krach für Kilian mitnehmen und ob übehaupt etwas hängen bleibt? Und was nehmen die Bürger aus der Aktion mit, die zu Tausenden am Straßenrand standen und den Bikern Applaus gaben, egal ob sie am Gashahn drehten oder nicht. Hier war der Krach explizit erwünscht! Da spielt es keinerlei Rolle, dass manche Kommentatoren im Netz die Aktion als reinen Marketing-Seller abtun. Nein, gottlob finden wir noch den Raum für Momente, in denen einfach nur das Herz über richtig und falsch entscheidet.
Fazit!
Eines hat diese Aktion erneut verdeutlicht. Die Motorradszene ist in der Lage sich hochgradig zu mobilsieren, denn da gibt es eben doch dieses Gemeinschaftsgefühl, was nicht davon abhängt, ob man streng der Norm entsprechend unterwegs ist oder nicht. Und so war es nicht die Armee der Finsternis, die Samstag Rhauderfehn zum Beben brachte, sondern ein Packt der Menschlichkeit! Danke für dieses Zeichen!
Fotos: Biker Frank
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