The Wheels Garage: Das „Von der Ohe Bike“!

Customizing mit Handicap!

In Sachen Bike-Optik entscheidet bei mir ausschließlich der erste Eindruck. Entweder werde ich angefixt oder eben nicht. Bei diesem Ofen war ich sofort in Hab-Acht-Stellung. Der Grund? Irgendwo im Fratzenbuch entdeckte ich ein gefälliges Video und da ich auf Bobber stehe, obwohl ich selbst keinen fahre, entschied ich sofort, den Kollegen beame ich mal zwecks Bike-Vorstellung an.

Der Impuls verdichtete sich sogar noch, als ich las, dass Biker Christian durch einen Horrorcrash seine rechte Hand verlor und seitdem eine Prothese trägt. Wow, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Meine Neugierde stieg jedenfalls immens an und da Christian direkt Bock auf die Nummer hatte, kamen wir zügig in die Produktion.

Ich habe mich hier ganz klar für die Interviewform entschieden, um der ganzen Nummer mehr Personality zu geben. Christian darf das gerne als Zeichen der Anerkennung für sein Bike-Projekt unter m. E. nicht ganz normalen Umständen ansehen. Steigen wir ein!

Heute stelle ich euch ein interessantes Bike und den nicht weniger interessanten Erbauer vor.

Das Interview!

1. Christian, hat dein Bike einen Namen?

Das Bike wurde nach dem Umbau auf den Namen „von der Ohe Bike“ getauft. In Groß Oesingen gibt’s die Familie, von der Ohe. Die mittlere Tochter, Jacqueline von der Ohe hat die Harley im Jahr 2019 gebraucht gekauft. Ich durfte das Bike umbauen und mich so gesagt dran testen, was ich drauf habe.

Hinter diesem Namen verbirgt sich eine durchaus leidvolle Vita.

2. Mit welcher Intention bist du an das Projekt herangegangen?

Beruflich bin ich Kfz-Techniker-Meister und bin im Nutzfahrzeug und PKW-Bereich tätig. Seit meiner Kindheit schon, träume ich von Harleys. Nach einem Unfall 2015 mit Schädelbruch, Hirnblutung usw., welchen ich auch nur mit Glück ohne Folgeschäden überlebt habe, habe ich mir ein Evo im Starrahmen gekauft und das Customizing hat mich gepackt. Jacqueline hat nur gesagt, sie möchte ihr Bike in Schwarz mit etwas Gold. Ich durfte mich also daran austoben und mein Ziel war es, ein Meisterstück hinzustellen, was alle Erwartungen übertrifft, da ich bislang nur aus dem Bereich Nutzfahrzeuge und PKWs bekannt bin.

Geht nicht, gibt es nicht! Man @ Work

3. Warum eine Softail?

Jacqueline hatte mich damals gebeten, eine angenehme Chopper zu finden, womit man ohne Probleme lange Strecken fahren kann. So habe ich ihr eine Softail vorgeschlagen.

4. Kannst Du mir die wesentlichen technischen Daten benennen?

Harley Davidson / FXST / 15.03.1989 / 1319 ccm / 47KW-64PS / S&S Vergaser u. Luftfilter / 2in2 Supertrapp Auspuff / TTS Big Spoke Felgen / PM Bremssattel / Black Fat Bubba Gabel 12° gereckt / 5 3/4  LED Scheinwerfer / 3in1 Kellermann Blinker / Kustom Tech Fussrastenanlage / BDL 3“ Street Belt Drive Kit / mitschwingendes Heck / Bobber Solo Sattel / alle Bauteile lackiert und nicht pulverbeschichtet

5. 100% Selfmade. Bedeutet das, selbst die Features hast du allesamt selbst gedengelt?

Genau, ich habe alles selbst gemacht, außer vier Distanzhülsen. Ansonsten sämtliche Schweiß- und Karosseriearbeiten. Für den alten Lack oder Chromteile, habe ich mir extra eine Sandstrahlkabine gekauft, Lackierung ebenso alles selbst ausgeführt, die Elektrik komplett neu und ordentlich gemacht und joaa..alles selbst.

6. Infolge eines Unfalles hast du deine rechte Hand verloren und trägst eine Prothese. Inwieweit hat das die Projektarbeit am Bike beeinflusst?

Ich bin Unfälle schon gewohnt. Am 22.08.2010 bin ich beim Freestyle Motocross gestürzt und habe mir mein Lenker in den Bauch gejagt. Durch ein Wunder keine Organe getroffen und was mir nicht bewusst war, da mich ein Kumpel ins Krankenhaus gefahren hat, bin ich nicht verblutet.

Projektimpressionen!

Am 19.07.2015 kam es zu einer Auseinandersetzung und ich landete mit Hirnblutung, Schädelbruch, Kieferbruch im Krankenhaus. Da gerade, wie Gott es wollte, mein Trommelfell platze, konnte das Blut dort austreten und es musste nicht in meinen Kopf gebohrt werden. Wieder wie ein Wunder, keine Folgeschäden und ich habe das Krankenhaus verlassen, als wäre nie was gewesen.

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Am 27.11.2020 krachte es wieder, es deutet auf ein Reifenplatzer hin, ich war im Auto wach und sah andere Autos auf der A2 an mir vorbeifahren. Meine rechte Hand wurde nur durch Haut am Körper gehalten, aber ich habe mir gesagt, „ruhig bleiben, du packst das, ich gehe nicht vor meiner Mutter!“ Meine kleine Cousine, die wie eine Schwester für mich war, ist 2016 durch einen unverschuldeten Autounfall verstorben. Noch einen Rückschlag sollte es also nicht geben. Als ich im UKB Berlin wach wurde, war das zweite, was ich gesagt habe, „Komme was wolle, ich werde wieder Harley fahren“. Ich habe zwei Hightech Hände.

Detailansichten!

Die Rentenversicherung bezahlte mir eine Prothese zur Teilhabe am Arbeitsleben, die echt gut für die Arbeit ist und nachdem ich mich dran gewöhnt habe, geht alles wie vorher auch, abgesehen davon, ich darf sogar PKW-Schaltwagen fahren und mache gerade wegen eines Kündigungsverfahren, auch meine Fahrprobe zum Busführerschein. Es gibt also keine Beeinträchtigung, es sei denn, ich stecke meinen Kopf in den Sand. Meine handwerkliche Arbeit ist so gesagt nur zu 50 % elektrisch geworden.

Christian strahlt sehr viele Lebensfreude aus. The Wheels Garage wird rocken!

7. Du planst eine Werkstatt. Wie soll das Baby heißen und wann geht es los?

Die Werkstatteröffnung stand vor meinem Unfall 2020 bereits fest. Mit 16 hatte ich eine Yamaha DT 125 und durfte die eine Garage von meinem Elternhaus zum Schrauben einnehmen. Erstmal musste ich die Garage aber frei räumen und die ganzen alten Reifen, die dort drin standen, haben mich ziemlich gefordert. Einfach so, kannste die ja nicht in Müll schmeißen. Das werde ich niemals vergessen und daher wird die Werkstatt den Namen „The Wheels Garage“ tragen.

Mein Logo besteht aus Flügel und einem Schwert. Ich wurde zwar in eine Familie reingeboren, in der mein Erzeuger selbständig mit Personenbeförderung ist, aber es hat gedauert, bis ich gemerkt habe, dass ich gar nichts davon in Zukunft haben werde. Als ich damit meinen innerlichen Frieden gefunden hatte, war mir sofort klar, ich mache mein eigenes Ding.

Das Schwert steht für den ewigen Kampf und die Flügel für die Freiheit. Der Name und das Logo sind mittlerweile durch Patente geschützt und die Domains für die Homepage sind ebenso gesichert. Ich warte also nur noch auf den Bebauungsplan meiner reservierten Gewerbefläche hier in Müden/Aller, hoffe, dass alles klappt mit den Krediten und dann ist kein Halten mehr.

Detailansichten!

8. Ist das als Gewerbe oder als hochambitioniertes Hobby angedacht?

Das wird ein richtiges Gewerbe, aber keine normale Werkstatt, wie man es eigentlich ab und zu gewohnt ist. Ich habe mal eine Zeit mit hilfsbedürftigen Menschen und schwererziehbaren Jugendlichen gearbeitet. Vor meinem Unfall 2020 war mir klar, die werden definitiv Teil meines Vorhabens sein.

Mein Grundriss des Gebäudes und die Werkstatt sind behindertengerecht gezeichnet, dass ich selbst einen Rollstuhlfahrer einstellen kann. Es gibt genügend Menschen, die einen Schicksalsschlag erlitten haben und von eben auf jetzt abgestempelt werden. Dass ich mal dazugehöre, hätte ich nie gedacht und die Ärzte im UKB haben nicht nur gute Arbeit mit der verlorenen Hand gemacht, man darf nicht vergessen, dass meine Beine komplett zertrümmert waren und ich wieder normal gehen kann. Mein Ziel ist es also nicht, Schwerverdiener zu werden, da ich mir meine verlorene Hand eh nicht wieder kaufen kann. Aber Dankbarkeit ist unbezahlbar.

Das wird somit „The Wheels Garage“ und ich sehe mich nicht im Mittelpunkt, sondern bin nur der, der mit allem haftet und man erkennt mich nur, durch die Hightech Hand. Die Werkstatt wird sich auf Nutzfahrzeuge, PKWS und Harleys/Chopper konzentrieren. Ziemlich große Ziele, gebe ich ehrlich zu, aber dafür kämpfe ich.

Detailansichten!

Persönliche Anmerkungen!

Als ich mir Christians Antwort in Bezug auf seine vielen Unfälle durchlas, geriet das Bike von The Wheels Garage tatsächlich kurzzeitig in den Hintergrund. Der Mann hat es aber mal so richtig abgekriegt. Umso erstaunlicher, mit wie viel Energie er an sein Projekt herangeht. Irgendwie habe ich das Gefühl, die Werkstatt kann nur ein Erfolg werden. Wovon soll sich Christian nach all den Schicksalsschlägen denn noch runterziehen lassen? Nee, das packt er.

Das Fazit ist für mich insofern ganz easy. Ein interessantes Bike, ein hochinteressanter Typ und eine Vision, die ich ultra gerne auch weiterhin begleiten werde. Da Christian derzeit sein Gewerbe noch im Nebenerwerb zu laufen hat, hätte er sicherlich kein Problem damit, wenn er nun Anfragen aus der Szene erhalten würde. Hut ab und gutes Gelingen bei all deinen Projekten. Ab in den Kontakt.

Das Bike von The Wheels Garage!

Kontakt: https://www.facebook.com/chris.tian.37669

https://www.instagram.com/chris.tianku/?hl=de

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.