Kontroverses: Spaltung auch in der Bikerszene?

Diese Frage beantworte ich aus meiner Sicht direkt. Ja, wir sind gespalten! Eine Erkenntnis, die keinesfalls überrascht, denn letztlich ist auch die Bikerszene als solches nur ein Spiegelbild der Gesellschaft. Tun wir daher also bitte nicht so, als wenn jeder mit einem Hobel unter dem Arsch ein potenzieller Rebell ist und uneingeschränkt für seine Überzeugungen vollumfänglich einzustehen bereit ist.

Spätestens dann, wenn man persönliche Nachteile real zu befürchten hat, trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich will das gar nicht bewerten, ich selber kann mich nämlich auch nicht zu 100 % davon freisprechen. Darum geht es mir aber auch nicht. Mein Anliegen besteht eher in der Überlegung, wie man es gemeinsam schafft, sich nicht stetig selbst zu attackieren, selbst dann, wenn man an sich das dasselbe Ziel verfolgt. Das lautet für an sich fast alle Eisentreiber: Keine generellen Fahrverbote für Biker und Biker Ladys!

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Warum klappt das nicht?

Als Beispiel dient mir die Drucksache 125/20 des Bundesrates, sprich die Forderung nach einem temporären Fahrverbot. In dieser Sache bin ich firm und habe ausreichende Erfahrungen gesammelt, um mir ein Urteil zu erlauben.

Als das Thema aufpoppte war die Empörung groß. Ein Aufschrei ging durch die Bikerszene. Irgendwie bekam man das Gefühl, dass niemand damit gerechnet hatte, dass es jemals dazu kommt, dass man pauschal allen Bikern das Befahren bestimmter Strecken temporär verbieten will, selbst dann, wenn sie legal unterwegs sind. Denkste!

Es bildeten sich Gruppen im Netz, die in kürzester Zeit einen immensen Zulauf hatten. Da waren 10.000 Mitglieder oder mehr durchaus keine Ausnahme. So entstand schnell eine Gruppendynamik, nun, die Gruppen boten schließlich eine Plattform, auf der man sich entrüsten konnte. Anstatt diese Gruppen auf das Kernanliegen zu fokussieren, fing man aber sehr schnell an in den eigenen Reihen die Schuldigen für das Dilemma des politischen Willens zu suchen. Und bereits an dieser Stelle hat man der Drucksache 125/20 voll in die Hände gespielt, denn mit den stetigen Hinweisen auf Knieschleifer, Harley-Fahrer oder wen auch immer, hat man selbst die völlig unnötige Spaltung innerhalb der Gegner der Drucksache 125/20 vollzogen, ohne überhaupt in der Lage zu sein, das eigene Statement faktisch zu unterfüttern. Zudem hat man mit den Schuldzuweisungen die Drucksache auch noch legitimiert, da man sich ja vehement mit dem Thema Schuld in den eigenen Reihen beschäftigte.

Einige wenige machten sich dennoch dazu auf Demos zu organisieren und/oder den Schulterschluss mit anderen Interessenvertretungen zu suchen. Es entstanden Kampagnen, sogar ein Strategiepapier verschiedener Internetgruppen, dass von allen angenommen wurde, mit dem jedoch nie gearbeitet wurde. Doch selbst auf dieser Basis verglich man sich noch mit anderen Playern und erhob die bloße Anzahl an Demoteilnehmern und/oder Gruppenmitgliedern als Legitimation dafür, dass man größer oder besser sei, als andere Interessenvertretungen, ohne echte Kompetenz nachzuweisen. Was für ein Schwachsinn!

Ich rede in meinem Job mit Leuten, die sich voll in das Thema reingekniet und erkannt haben, das Emotionen letztlich gar nichts bewirken. Es braucht Inhalte und Fakten. Daran arbeiten diese Leute. Insofern sind sie für mich viel mehr ein legitimer Ansprechpartner, denn sie haben erkannt, dass man dem Rechtsstaat nur mit den Waffen begegnen kann, die dieser selber nutzt. Nur standen diese Leute nicht an der Spitze der Bewegung, sie wurden bestenfalls hier und da als Instrument genutzt, um aber letztlich nur die selbsternannte Legitimation zu unterfüttern.

Und jetzt?

Wo sind denn nun all diese Gruppen mit 10.000 Mitgliedern oder mehr? Fast ausnahmslos dümpeln sie im Nirvana des Internets herum und sind faktisch am Ende. Selber schuld! Wieso ist es uns nicht möglich übergordnete Themen auszumachen, an denen wir die Grundintention beharrlich festmachen, egal, ob wir uns in den Nuancen eben nicht einig sind? Nun, dass hat m. E. viel mit dem eigenen Ego und dem Anspruch auf eine stetige Deutungshoheit zu tun.

Leute, das Schwadronieren bekannter Lebensweisheiten generiert zwar einen hohen Zuspruch on Point, aber es hat keine nachhaltige Wirkung. Gepaart mit einem starken Fundament, dass als Modus Operandi aktzeptiert wird, sieht das aber anders aus. 5.000 Leute zu einer Demo zu bewegen ist das eine, diese 5.000 Leute auf der Demo als Mitstreiter in der Sache nachhaltig zu gewinnen, ist aber die eigentliche Aufgabe. Und offensichtlich können wir das nicht.

Die Politikprofis haben es da viel einfacher. Sie nutzen konsequent die Komplexilität des Rechtsstaates und entscheiden einfach. Wem das nicht passt, der muss halt klagen. So läuft das Spiel, das sie meisterhaft beherschen und welches wir meistens ohenhin erst dann durchschauen, wenn es zu spät ist, weil wir immer noch glauben, dass die Politik doch klar erkennen müsste, das unser Protest berechtigt ist.

Die allgemeine Spaltung forciert das alles. Wir zerreiben uns auf Nebenschauplätzen, beleidigen uns, stigmatisieren sogar selbst bestimmte Communitys in der Bikerszene und wundern uns dann darüber, dass wir am Ende zwar wie verbale Samurais auf zwei Rädern rüberkommen, aber das Tiroler Modell demnächst vermutlich kommunal entschieden wird, weil man den 45er STVO nutzt oder das Thema generell kommunal regelt, alles noch schön unterfüttert durch die Lobbyisten der Deutschen Umwelthilfe, für die Biker ganz sicher ein rotes Tuch sind.

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Lösungsansatz?

Hier dient mir tatsächlich Fridays for Future als Vergleich. Solange die sich auf ihren Kernbereich konzentriert haben, war aus deren Sicht alles ok. Nun hat Ikone Greta aber diesen Kernbereich verlassen und mit ihrem Statement in Punkto Palästinenser dafür gesorgt, dass sich etliche von ihr aus den eigenen Reihen distanzieren. Hätte sie sich weiterhin auf das Kernthema konzentriert, wäre alles im Lot.

Sowas passiert immer mal gerne dann, wenn bestimmte Personen mit Lob und Beifall überhäuft werden Das kenne ich aus den Bikergruppen auch. Leute, die fachlich null Ahnung haben, fühlen sich plötzlich dazu berufen, sich auch in anderen Bereichen zu engagieren und Statements abzugeben, die mit dem eigentlichen Anliegen nichts zu tun haben. Und plötzlich entstehen genau dort Nebenschauplätze, auf denen das Hauen und Stechen beginnt. Die Gruppen infiltrieren sich selbst mit negativem Content.

Daher halte ich es für wesentlich klüger, einfach eine Art Charta zu verfassen, hinter der sich die große Mehrheit in der Bikercommunity versammeln kann. Das Teil muss keine intellektuelle Abhandlung werden, nee, in der Kürze liegt die Würze. Unterfüttert mit Fakten, Gutachten. Gerichtsentscheidungen und belegbaren Aspekten steht das Teil dann für sich.

Fazit!

Ich habe kein Patenrezept, wie man der Spaltung begegnen kann. Ich kann nur sagen, dass wir in der bisherigen Form des Umangs untereinander die großen Anliegen der Bikerszene auf der Basis einer klaren Mehrheitsmeinung nicht nachhaltig in die Gesellschaft hineintragen werden.

Wer sich in Sachen Substanzarbeit schlau machen möchte, findet hier sehr gute Ansprechpartner:

https://www.facebook.com/dialogstattverbot

https://www.facebook.com/schraeglagenfreiheit

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.