Kontroverses: Gedanken über die Zukunft der Clubszene!

Früher war alles besser?

Einigen wir uns zunächst mal drauf, das es anders war. Die seinerzeit jungen Wilden trafen sich auf einer Wiese, hauten sich den Alk in den Schädel, ab und an gab es einen Beef, man vertrug sich wieder, soff weiter und schraubte gemeinsam an den Kisten. Außerhalb der Szene interessierte es keine Sau, was abging, selbst mit dem Dorfsherrif konnte man reden.

So in der Art haben es vermutlich viele erlebt und weil das heute irgendwie alles anders ist, hören wir immer wieder von den Oldschoolern, dass die Clubszene dem Untergang geweiht sei. Ist das wirklich so? Nun, je häufiger man das kommuniziert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, das es genau so kommt. Wenn man immer nur noch negativ über die heutige Zeit spricht, können daraus jedenfalls keine positiven Aspekte erwachsen. Das ist pure Psychologie.

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Vielleicht machen wir uns zunächst mal bewusst, dass die verschiedenen Epochen nicht vergleichbar sind. Der Zeitgeist war ein anderer, die Einflüsse waren andere, es gab bis in die 90er hinein an sich keine relevanten News in den Medien und auch nur selten ein massives staatliches Agieren gegen Clubs. An sich war man unter sich!

Das ist heute völlig anders. Daher bringt es uns nicht einen Deut weiter, wenn wir immer wieder auf die vermeintlich guten alten Zeiten hinweisen. Ja, sie waren cool, vielleicht auch besser, aber das lag nicht daran, dass die Leute besser waren. Sie waren anders, anders geprägt. Von den jungen Wilden heute kann man persé jedenfalls m. E. echt nicht erwarten, dass sie unter dem Einfluss eines völlig anderen Zeitgeistes in die Fußstapfen der alten Recken einfach mal eben so hineinschlüpfen. Zudem bringen die Youngster heute etwas ein, was damals ja nun auch nicht gerade weit verbreitet war, zum Beispiel Kreativität und Neugierde.

Es ist heute noch genauso möglich, auf absolute Oldschool-Art unterwegs zu sein. Ich kenne etliche Clubs, die stets versuchen einen Szene-Beitrag zu leisten. Sie fahren Karre, sie feiern, sie knüpfen Kontakte zu anderen Clubs, ohne sich wohlgemerkt zu verbiegen, pflegen diese über Jahre. Aber, und das ist tatsächlich eine Resultat staatlichen Agierens, selbst sie stehen unter Beobachtung. Insofern schwimmt da stets so ein Unbehagen mit, inwieweit die eigenen Aktivitäten einem vor die Füße fallen könnten. Das nimmt einem halt die Unbeschwertheit, die früher sicherlich viel verbreiteter war.

Ich weiß jetzt schon, dass etliche in den Kommentaren auf bestimmte Clubs, Brotherhoods oder Boxclubs hinweisen. Sie sind ja wohl das Maß aller Dinge. Ja, weil man das ständig zum Thema macht. Wie langweilig! Macht euch zum Thema, das was ihr auf die Kette bekommt. Besucht die Bikerpartys der Clubs, statt im Netz darüber zu lesen. Glaubt mir, es ist viel geiler, wenn man das Netz dazu nutzt, um über das zu berichten, was man selber live erlebt hat.

Sprecht mit den jungen Szenegängern, lasst euch auf sie ein. Ihr werdet merken, die haben teilweise weitaus mehr Potenzial, als ihnen zugestanden wird. Ob die nun aufgepunmpt sind oder nicht, ist doch völlig latte. Es zählt der Mann und das was er von sich gibt, nicht das, was man über ihn zu wissen glaubt.

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Fazit!

Clubleben ist das, was wir daraus machen. Jeder einzelne muss sich selbst hinterfragen, zum Beispiel dahingehend, ob seine Passivität nicht eher dem Umstand geschuldet ist, dass es auf dem Sofa oder im Gartenstuhl mittlerweile so bequem ist, das man den Arsch gar nicht mehr hochbekommt. Da müssen bei einigen dann gerne die veränderten Umstände dafür herhalten, das man sich nicht mehr bewegt, anstatt sich selbst zu reflektieren.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber das war es in früheren Zeiten auch nicht. Die Clubszene hat sehr wohl das Potenzial zu bestehen. Es gibt eine hohe Dichte an Clubs, die einem heute immer noch etwas bieten, was der Gesellschaft mittlerweile abhanden gekommen ist. Was das ist, nun, stellt es einfach selber fest. Ich für mich kenne die Antwort!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.