Kontroverses: Wir sind alles Brüder? Hä?

Ein geflügeltes Wort?

Es kommt immer mal wieder vor, dass ich von Membern anderer Clubs und Freebikern in Bikerforen oder den Socials Bruder oder Bro genannt werde. Und auch sonst beobachte ich das vielfach im Netz. Ganz unabhängig davon, dass ich so viel Empathie besitze, dass ich davon ausgehe, dass damit wohl eher der Bruder im Geiste gemeint ist, ist es für mich ein absolutes No Go dieses öffentlich so zu kommunizieren. Meine Brüder tragen mein Colour und fertig.

Natürlich gibt es Szenegänger, mit denen ich seit geraumer Zeit Kontakt habe und zu denen ich ein Vertrauensverhältnis aufgebaut habe, zu manchen bestehen mittlerweile gute und gefestigte Freundschaften, aber sie sind nicht meine Brüder. Meine Freunde würden auch selber nicht auf die Idee kommen, mich Bruder zu nennen.

In den Farben getrennt, in das Sache vereint? Jo, wenn es passt. (Bild: Motorcycle Jamboree / Archiv)

Ich habe echt keine Ahnung, wann und warum sich das so in der Szene eingeschlichen hat. Waren es Formate wie Sons of Anarchy oder ähnliches, die plötzlich die Clubszene bei einer breiten Masse so in den Fokus gestellt haben, dass es einfach trendy wurde sich Bruder zu nennen?

Ist es der Ausdruck von einem gemeinsamen Spirit? Wenn ja, worin besteht dieser? Ist es der sehnliche Wunsch, dass sich die Clubszene weitaus stärker wieder auf das Gemeinsame fokussiert? Wenn ja, warum bist du plötzlich mein Bruder, obwohl du mit mir noch kein einziges persönliches Gespäch hattest?

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Meine Intention ist ganz klar, ich finde die Clubszene cool, nehme an deren Inhalten teil und versuche Clubanliegen bestmöglich zu präsentieren, aber nicht, weil andere Szenegänger meine Brüder sind, sondern weil wir uns überall dort treffen sollten, wo es eine echte Schnittmenge gibt und wir gemeinsam trotz unterschiedlicher Philosophie, sogar gelegentlich gegensätzlicher Ausrichtung, gemeinsam positive Apekte setzen können. Die kann man aber nicht einfach herbeirufen, dass muss erbeitet werden und es baucht Zeit, damit es organisch wächst.

Enge Freunde, aber keine Brüder. (Bild:Archiv)

Eines sollte jedem klar sein, wenn es im Karton rappelt und ans Eingemachte geht, zählt nur das, was man auf dem Rücken trägt und genau daran wird man von seinen eigenen Clubbrüdern gemessen! Es gibt nicht umsonst eine Hangeround- und Prospectzeit, in der wir prüfen, ob der Mann passt und unser Clubbruder werden kann oder ob er nur Bock auf ein Image hat. Wenn ich mir also diese Männer sehr lange Zeit genau anschaue, um zu ergründen, ob sie dieselbe Intention haben, darf sich niemand wundern, wenn ich auf den Zuruf Bruder ab und an sensibel reagiere. My 5 Cents!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.