Meinung: Cybermobbing im Netz!

Selbst in der Biker-Szene ist man nicht mehr davor gefeit, dass Szenegänger unreflektiert und gnadenlos mittels Cybermobbing auf alles und jeden verbal eindreschen. Einer Szene, die für sich im besonderen Maße den Respekt miteinander und untereinander in Anspruch nimmt und einfordert. Ab und an habe ich sogar das Gefühl, dass es in unserer Szene überdurchschnittlich oft vorkommt.

Da werden Leute öffentlich an den Pranger gestellt, ohne auch nur einen Moment darüber nachzudenken, welche Auswirkungen das für die Betroffenen mit sich bringt. Kürzlich wieder so eine Nummer, dieses Mal in Bezug auf eine von Bikern organisierte Benefiz-Aktion, die letztlich beinahe durch Cybermobbing im Netz gegen einen bestimmten Teilnehmer dieser Aktion zu einer regelrechten Posse verkommen wäre. Beinahe nur deshalb, weil das Benefiz gottlob einen guten Zuspruch erhielt, letztlich ein sehr gutes Spendenaufkommen erzielte und die Initiatoren sich im Netz nicht an der Schlammschlacht beteiligt haben.

Und so geschieht es laufend, dass wir von den Netz-Rambos neues Futter geliefert bekommen, und sich jeder mit der Tastatur zum Helden aufspielen kann. Das ist erbärmlich!  Es geht dabei nicht um richtig oder falsch, dass können wir ohenhin bei den meisten Posts kaum ernsthaft beurteilen, nein, es geht darum, dass es seid jeher bei uns in der Szene üblich war, dass wir die Dinge intern regeln. Habe ich mit jemanden ein Problem, dann kläre ich das Face to Face bzw. oder meinethalben am Telefon. Alles andere ist schwule Scheiße.

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Das Netz ist ein extremer Multiplikator. In Windseile sind die News durch und werden von den meisten Nutzern völlig unreflektiert geteilt. Der Bauch sagt einem, welcher Partei man sich anschließt. Wenn im Nachhinein herauskommt, dass man sich getäuscht hat, kann man ja noch den eigenen Post ändern oder löschen und sich schnell noch der anderen Partei anschließen, um doch noch rechtzeitig auf der vermeintlichen Gewinnerseite zu stehen.. Das, was wir Politikern und Wirtschaftsbossen vorwerfen, tun wir selber. Hauen und Stechen um jeden Preis.

So geht das nicht, und es führt letztlich nur dazu, dass wichtige Werte im Umgang völlig in den Morast gezogen werden. Wenn ich jemanden nicht leiden kann, egal ob Club, Mann, Frau oder Partei, hat sehr wohl jeder das Recht seine Meinung im Netz zum Ausdruck zu bringen. Nur frage ich mich dann immer, warum das in der Regel zuerst im Netz und nicht im persönlichen Kontakt erfolgt. Sind wir evtl. doch nicht so taff? Fehlt da ggf. doch so ein Stück Arsch in der Hose? Ganz geil ist es, wenn man die Dinge dann so kommuniziert, dass jeder weiß wer gemeint ist, man den Namen aber nicht erwähnt. Ich meine, wenn schon denn schon oder einfach mal zurücklehnen und die eigene Kommunikation überdenken.

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Nun ist es nicht so, dass mir das noch nie passiert ist. Jo, auch ich habe mich schon zu so etwas hinreissen lassen. Das war allerdings vor meiner Tätigkeit für das Onlinemagazin und der damalige Shitstorm war heftig. Seitdem ich mit dem Magazin online bin lege ich jedoch viel Wert darauf, dass ich zuerst den Leuten das Wort gönne, egal, ob es ein Clubmember oder ein anderer Protagonist in der Szene ist. Worauf will ich hinaus? Nun, nehmt euch nicht so wichtig, erdet mal vorher, was eure Ansagen bewirken können. Ihr werdet feststellen, dass wenn ihr nur eine Minute mit dem Post wartet, letztlich der Post ganz anders strukturiert ist.

Viele glauben ja, dass die verbale Rambo-Nummer am besten kommt. Nee, nicht wirklich. Das mag in den 80ern noch angesagt gewesen sein, aber in 2020 ist das wahrlich nicht mehr die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen sollten. Höflichkeit und Sachlichkeit im Netz sind keine Schwäche. Gerade jetzt unter dem Einfluss von Covid-19 sollte man zwar einen Standpunkt vertreten, diesen aber nicht als „Absolut“ verteidigen, da die Faktenlage ja nun wahrlich nicht final feststeht. Gell! Feuer frei!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.