Perspektive: Runder Tisch gefällig?

Persönliche Meinung!

In letzter Zeit werden die Stimmen lauter, die einen großen runden Tisch der MC’s fordern. Das Thema ist nicht neu, keimt immer wieder auf, vor allem dann, wenn die Lage an der Rockerfront mal wieder bedingt durch staatliche Maßnahmen besonders bedrohlich erscheint. Aktuell ist der Freeway Riders MC betroffen, die umfangreichen Razzien waren für mich überraschend, und schon spekuliert man über einen Total-Angriff auf die gesamte deutsche Club-Szene, da es eben nun auch die zweite Garde getroffen hat. Schauen wir mal perspektivisch auf die Sache!

Das Gestern!

Runde Tische gab es schon oft. Selten haben sie nachhaltig funktioniert. Von daher verloren sie irgendwann ihre Bedeutung. Zu oft hatten die Beteiligten das Gefühl, dass sie im Grunde nur den Interessen bestimmter Clubs dienen. Nennen wir das Kind beim Namen: Der Hauptvorwurf besteht darin, dass die großen Onepercenter die mittleren und kleineren Clubs irgendwann in die Enge treiben, sie ganz einfach vor vollendete Tatsachen stellen. Das Gespräch auf Augenhöhe um die Belange der regionalen Szene verlor seine Bedeutung, am Ende entstand der Eindruck, der runde Tisch diene an sich nur noch der Durchsetzung der Interessen der großen MC’s, keinesfalls dem Interesse aller Beteiligten. Motto: Groß schluckt Klein! Versuch gescheitert!

So sah es in der Vergangenheit oftmals aus. Der Große lenkt die Kleinen!

So sah es in der Vergangenheit oftmals aus. Der Große lenkt die Kleinen! Zum Scheitern verurteilt!

Die Gründe!

Machen wir uns doch nichts vor. Als Vertreter eines großen 1%-Clubs tritt der Beisitzer vom Start weg selbstbewusst auf. Er weiß um seinen Background und kokettiert damit. Er formuliert recht schnell den Führungsanspruch, meistens wird ihm das Feld freiwillig überlassen.. Sein Gegenüber weiß natürlich auch um diesen Umstand, befindet sich von vorne herein in der Defensive, es sei denn, er hat verdammt große Eier, ein klares Standing, und ihm ist es schlittweg egal, wie der große MC dieses deutet. Die Regel? Wohl kaum!

Sätze wie „Ihr müsst dann aber auch auf unsere Partys kommen“ erzeugen bereits Druck, widersprechen dem Aspekt der Gleichberechtigung, denn als MC entscheide ich selber, wo ich hinfahre und wo nicht. Und nur, weil ich mit einem großen Club an einem Tisch sitze, muss ich nicht das tun, was ich vorher auch nicht gemacht habe. Tue ich es trotzdem,  so basiert der Besuch nicht dem eigenen Interesse der Kontaktpflege, sondern eher dem Schutz vor unangenehmen Gesprächen. Nur ein Beispiel!

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Es fehlt aktuell ganz einfach das Vertrauen darauf, dass die Nummer wirklich gleichberechtigt stattfindet. Stattdessen wird den großen MC’s der Vorwurf gemacht, dass sie immer nur dann nach der Szene rufen, wenn sie mal wieder unter besonders starken behördlichen Druck geraten. Ansonsten macht man, was man will. Eine Fehleinschätzung? Wohl kaum!

Zu wenig Substantielles ist in der Vergangenheit passiert, um den Kritikern entgegen zun treten. Zwar nehmen einige Clubs für sich in Anspruch, dass es bei Ihnen funktioniert, nur halte ich dieses eher für Eigen-PR, da sie nach einer Weile auch zugeben, dass es von dem Verhalten oder Nichtverhalten des Großen abhängt, ob der runde Tisch wirlich rund läuft oder nicht.

Natürlich befürworte ich das Gespräch unter den Clubs. Nur sehe ich zum jetzigen Zeitpunkt dafür keine wirkliche Perspektive. Im Gegenteil: die meisten Clubs werden große Bedenken haben, dass sie in den behördlichen Sog mit hinein gezogen werden. Dann doch eher nach dem Motto.“ Was interessiert es mich, ob die Großen auf den Kopf kriegen. Ich bin nicht betroffen!“. Kann man es ihnen vorwerfen? Nein!

So sollte ein runder Tisch funktionieren. Alle auf Augenhöhe und gleichberechtigt!

So sollte ein runder Tisch laufen. Alle auf Augenhöhe und gleichberechtigt! Undenkbar?

Die Zukunft!

Statt runde Tische aus dem Boden zu stampfen, sollte man einfach nur das tun, was am einfachsten zu realisieren ist. Respekt geben, Respekt nehmen. Die großen Clubs müssen den anderen MC’s das Gefühl vermitteln, dass sie wichtige Stützen der Rocker-Kultur sind, sie müssen eine sachliche Kontroverse zulassen, ohne gleich den Macker raushängen zu lassen. Auf der anderen Seite müssen aber auch die mittleren und kleineren Clubs einfach realisieren, dass man es mit Männern zu tun hat, die alleine aufgrund ihrer Membership und dem „teilweise“ harten Weg hin zu einem großen Club, ein überdurchschnittliches Selbstbewußtsein mitbringen und in bestimmten Situationen einfach auch ein klares Standing einfordern, zum Beispiel dann, wenn Leute in die Szene eindringen, die offensichtlich nicht passen. Dann muss man bei Bedarf auch gemeinsam marschieren, egal, wie die Konsequenzen sind. Nur darauf zu vertrauen, dass es die Großen schon richten, damit man es sich weiter in der Hängematte gemütlich machen kann, ist billig.

Eine Gedanke!

Da die momentane Situation wohl kaum eine gelebte Gleichberechtigung an runden Tischen zulässt, fangen wir doch dort an, wo alle Clubs trotz größter Unterschiede eine totale Schnittmenge haben: Sie sind Motorrad-Clubs. Ich persönlich würde es schon recht cool finden, wenn man in großen regionalen Runs die Böcke auf die Straße bekommt, um sich an einem zentralen Punkt der Republik zu treffen. Logistisch eine Herkules-Aufgabe, daher die Nummer evtl. zunächst auf die vier Himmelsrichtungen aufteilen, aber am selben Tag durchziehen.  Dazu bedarf es auch nicht solcher Bezeichungen wie „Liberty Run“ oder „Back to the Roots Run“,  lediglich die Motivation und das Interesse sich auf das zu konzentrieren, was alle verbindet. Die Karre!

Statt etwas künstlich herbei zu reden, zeigen wir doch mal der Politik und dem Staat, wen sie hier konstertiert in die staatsbedrohende Ecke hinein drängen. Doch leider habe ich das Gefühl, dass selbst ein gigantischer Motorrad-Konvoi nicht alles an Biker-Power motiviert, was real möglich wäre. Denn ich müßte es in Kauf nehmen, mit jemanden on the Road zu gehen, den man evtl. nicht mag. Na und, wozu gibt es Sternfahrten? Der zentrale Anlauf-Punkt sollte denn auch dazu dienen, für die Szene relevante Themen zu kommunizieren. Entscheidend ist dabei der Aspekt, dass deratige Maßnahmen real mitgetragen werden.

Haltet mich für einen Träumer, aber ich bin davon überzeugt, dass sowas gelingen kann, wenn alle an einem Strang ziehen. Zudem hat es eine Message. Natürlich wird die Presse erneut in die bekannte Kerbe hauen, seine verbale Keule schwingen. Na und, wir fahren doch nur Motorrad! Ich habe euch da mal ein Video heraus gesucht, wleches meine Gedanken recht gut darstellt.

„Um die Zukunft zu gestalten, muss man erst die Vergangenheit begreifen!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.