Leserbrief: Störte 1%er auf dem Weg nach Sturgis!

Störte 1%er meldet sich ja immer mal wieder zu Wort und beamt uns den ein oder anderen Leserbeitrag rüber. Und als er mir von seinem erneuten Trip über den großen Teich in die USA berichtete, hatte ich die leise Hoffnung, dass er uns auch dieses mal an seinen Erlebnissen dort teilhaben lässt. Jo, lässt er. Kaum wieder zurück, kam bereits Teil 1 an, den ich ruckzuck sehr gerne einstelle. Was hat er zu berichten?

Leserbrief!

Moin Obelix1%er!

Hier der Reisebericht einer ziemlich ungewöhnlichen Reise, von der Ostküste der USA zum Mekka der Biker: Sturgis in den Black Hills, South Dakota…und zurück…mit meinem eigenen Bike von Old Germany aus!

Es war mir schon vor zwei Jahren klar, das der Run zum Grand Canyon nicht die letzte Tour durch die Staaten sein würde, und nun stand sie an, Sturgis das Ziel, oder ist es doch der Weg dahin, oder beides? na wie auch immer: erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

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Die zwölfhunderter Sporty, die ich ein wenig umgebaut, und mit all meinem Können custommäßig angepinselt hatte, stand schon im Hafen von Newark (New York), als ich auf dem gegenüber liegenden Airport landete. Ich hatte sie vier Wochen vorher, von Bremerhafen aus, dorthin verschiffen lassen. Ich wartete vergeblich am Gepäckkarussel auf mein Gepäck. Das war wegen der Verspätung des Fliegers in Genf beim Umsteigen liegen geblieben.

Na Bravo! und die Leute konnten mir keine verlässliche Auskunft darüber geben, wann es denn nachkäme. Vielleicht Mitwoch, vielleicht Donnerstags!? und jetzt hatten wir Montag Mittag. Keine Reise ohne Kalamitäten dachte ich, und traf die Entscheidung: Nachschicken nach Kansas City. Dort hatte ich eine konstante Adresse!

Ich werde also mit leichtem Gepäck meine erste Etappe antreten, will sagen, Tshirt, Hoody, Rand Mc Nelly, Kleinkram und der Schlafsack den ich als Handgepäck mit im Flieger hatte. Drei Pack Van Nelle, Sprit im Tank, was brauche ich eigentlich mehr?- bis auf meine Kutte—! jo ich fuhr fast nackt, but anyway…lets roll.

Störte 1%er mit seiner gepainten Sporty, mit der er in Sturgis an der Bike-Show teilnahm.

Störte 1%er mit seiner gepainten Sporty, mit der er in Sturgis an der Bike-Show teilnahm.

In einem Laden für Scateboardfreaks erstand ich wenigstens noch einen Scateboarderhelm. Was anderes konnte ich in dieser Gegend eines urbanen Molochs nicht auftreiben, und ohne Helm landest du auch schonmal für 24h im Jail, mindesten,wenn die Cops deine Tattoos inspizieren und die 1%er Raute entdecken.

Die Tatsache, das das Büro für Landwirtschaft von New Jersey am Dienstag noch die Harley begutachten musste, kostete mich eine Nacht in einem miesen Motel an der Hafenkante,- wahrscheinlich suchten sie Flöhe oder Läuse auf dem Bike, nie stand sie in einem Kuhstall, oder in Hühnerkacke.- Nachmittags gegen vier Uhr war ich dann endlich auf dem Freeway 78 Richtung Westen unterwegs. Die Brüdes in KC hatte ich anrufen können, sie wussten Bescheid.

Ich kam noch bis Harrisburg PA, und ein freundlicher Ranger überlies mir ein Cabin für umme. Auch schenkte er mir ein nützliches kleines Buckknife. Im Tshirt nach KC!, er schüttelte nur den Kopf…Kurz nach Sonnenaufgang war ich wieder on the road, durch eine Landschaft die an das Sauerland erinnert, Apalachen, und ich hatte meine erste Erscheinung: in gestrecktem Gallop ritt ein Bärtiger mit Strohhut zur Tanke, auch überholte ich eine Kutsche, und noch eine, Amisch People- yes Sir, die gibt es wirklich.

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Dann kam ich durch Germantown, ausgestorben, aber hinter jedem Fenster vermutete ich mindesten einen Schroter. Das mit dem Foto von so einem, klappte nicht. Der hatte echt was dagegen,- akzeptiert! Diese Leute haben vor hunderfünfzig Jahren den Stecker gezogen, und so leben sie, in völliger Ablehnung der Moderne, – na wenn es gefällt!?…aber Sprit für die Kettensäge an der Tanke holen, dann bitteschön auch Bäume fällen mit der Trommsäge…

Da ich keine Ohrenstöpsel oder ähnliches in meinen Lauschern vertrage, knotete ich mir aus einem meiner Trombosestrümpfe ein Bandana. Das saß hervorragend und der Fahrtwind reduzierte sich auf ein erträgliches Geräusch. Let it run, immer Richtung Westen, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Nächste Nacht in ein Motel am Rande des Freeways.

Die Mautstrecke in Pennsylvenia (21$) lag längst hinter mir, nothing much but riding, turn the page…Rand MC Nelly Roadatlas, Ohio, Indiana, Illinois,durch unerträgliche Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit, manchmal hatte ich Schwierigkeiten bein Athmen, und das wird die nächsten Wochen zur Normalität. Durchziehende Gewitterfronten mit heftigem Regen zwangen mich zweimal zu einem Stop, klatschnaß, aber die folgende Hitze trocknete alles schnell wieder durch.

St.Louis mit seiner undurchsichtigen Verkehrsführung hatte ich ja schon hinter mir. Noch ein paar Stunden bis KC, aber im Hellen werde ich das wohl nicht mehr schaffen. Allein die Vorstellung, in der Dunkelheit auf diesen beschissenen Straßen zu fahren, ließ meinen Adrenalinpegel steigen. Durch ein Bumphole rutschte sogar mein rechter Auspuff vom Krümmer.

Echte Kunst. Störte 1%er hat seine Sporty selber mit Pinsel bemalt. Herausragend!

Echte Kunst. Störte 1%er hat seine Sporty selber mit Pinsel bemalt. Herausragend!

Selbstmörderisch, wegen der Blowups und den tiefen Schlaglöchern. Die Trucker, die sich nen Dreck an dir stören, fahren rücksichtslos. Und immer waren sie viel schneller als ich….solch schlechte Straßenzustände erinnern sich mir aus längst vergangenen Zeiten,hinterm eisernen Vorhang….aber hier? naja, und überall liegen kaputte Truckreifen, die keiner wegräumt. Mir ist ja schon mal einer um die Ohren geflogen!! Knalltrauma, Rockertalk…da war mal was…

Auch des Nachts wird es im mittleren Westen nicht kühler. Ca. 22.00 Uhr war ich bei Rick und Becky. Fahrzeit nicht ganz drei Tage.(1300mls). Die hatten sich echte Sorgen gemacht, aber nun war alles gut! Mein Gepäck war auch schon angekommen, leider fehlte das Zelt und andere Dinge, die ich von außen an die Reisetasche geschnallt hatte. Das wird noch ein Nachspiel haben, hat aber Zeit. Hauptsache die Juppe war noch in der Reisetasche.

Zu einigen amerikanischen Onepercentern pflegt Störte 1%er einen intensiven Kontakt!

Zu einigen amerikanischen Onepercentern pflegt Störte 1%er einen intensiven Kontakt!

Mehrere Brüder machten am folgenden Tag ihre Visite, und mit einigen mir sehr verbundenen, gab es ein herzliches Wiedersehen. Alle fragten auch nach meiner O`lady Chrissy, der ich diesen Run aber nicht habe zumuten wollen.

Das Wochenende war ich mit den amerikanischen 1%ern unterwegs. Barhopping und Partyhopping. Die Tour endete sehr entspannt bei einem Supporterclub in einem Stadtteil von KC der schon in Kansas liegt.

Die Party fand sowohl im Clubhaus, als auch im Hood statt, wobei zu erwähnen ist, das die Band auf einem leerstehenden Grundstück zwischen den Häusern aufspielte. Mit unaufdringlichem Südstaatenrock konnte man es sich auf Sofa oder Sessel bequem machen. Ein Hängaround eskortierte mich gegen drei Uhr in der Frühe zurück in den Norden von KC; alleine hätte ich nie zurück gefunden. Sonntags schmiss Becky eine Party mit Burger und Bratwurst vom Grill. Lecker!

Die nächste Etappe meiner Reise war eine etwas kürzere. Sie führte mich nach Sioux City. Dort holten mich EF Moose1%er, Urgestein der amerikanischen Rockerscene (50 Jahre Fullpatchmember!) und mit Sicherheit einer der ersten, der richtige Chopper baute, in Begleitung eines Bruders von der Tanke persönlich ab.

Ich war echt überrascht, und es war mir Ehre und Freude gleichzeitig. Mit seinen Männern fuhren wir einige Bars an. Die Nacht bei endlosen Gesprächen in ihrem Clubhaus werde ich nie vergessen.

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Member des El Forastero MC holten Störte 1%er ab.

Am anderen Morgen konnte ich sogar noch die Chopperschmiede von Moose1%er besichtigen. Mit einem nur ganz großen Männern eigenen Selbstverständniss konnte er mir zu fast jeder Maschine eine kleine Geschichte erzählen. Die etlichen Rahmen und zum Mogup aufgebauten Schätze standen in geordnetem Chaos in der kleinen Halle, mindestens zwei Ersatzteillager, mir kamen fast die Tränen,—ach könnten wir nur in Deutschland…So what the Fuck is TÜV? ihr wisst was ich meine!

Was wohl der deutsche TÜV dazu sagen würde. Grins……

Yes Sir, Moose1%er ist etwas ganz besonderes, one of a kind! Nach herzlicher Verabschiedung und mit ganz vielen Impressionen, und Respekt und was weiß ich nicht alles, in Geist und Seele, ging es über Sioux Falls dann immer nach Westen, – Sturgis ich komme!

Nach wie vor drückende Hitze mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit, und in den unermeßlichen Weiten der Plains kein Baum der Schatten bieten könnte, und dazu dieser heiße Wind, von der Seite.Trotz Lichtschutzfaktor 50, Hitzepocken und pellende Haut an den Armen. Du beeilst dich beim Tanken, trinkst Wasser, immer Wasser, das süße Zeug löscht nicht den Durst, Cola, Dr Pepper, Mountain Dew…ok, aber nur manchmal…und außerdem kann man sich nur Wasser auch mal hinten und vorne reinkippen…
der Fahrtwind kühlt dann, aber nur ne Viertelstunde, dann klebste wieder vom Schweiß.

Moose 1%er, Urgestein der amrikanischen Customizer-Szene!

Moose 1%er, Urgestein der amrikanischen Customizer-Szene!

In Chamberlain South Dakota baute ich das Zelt von Becky auf. Nach dem Duschen sah ich dann auf der anderen Seite des Missouri Rivers, der hier gestaut war, diese riesige pechschwarze Wand aus Wolken. Das wird heftig, und der Boekragen mit den weißen Wölkchen kam rasch näher. Ich band die Harley mit einem extra dicken Packriemen an einem Baum fest. Auch das Zelt sicherte ich mit zusätzlichen Seilen am Campingtisch.

Dann gings los, und zwar so schlimm, daß ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. Es hörte sich an, als wenn ein Güterzug angerollt kommt. Ich spurtete zu den Sanitär-räumen, in der schon einige andere Leute Zuflucht gesucht hatten. Blitz und Donner gleichzeitig, unzählig, und es wurde immer mehr. Wann ich da raus bin – keine Ahnung – es nieselte noch, dann war alles still.

Ich fand am Morgen meinen Helm am Ufer des Missouri, das Handtuch, was um den Tank gebunden, war hing in irgendeinem Busch. Etliche Sachen, auch aus dem Zelt! inklusive Kühltasche , waren über den Platz verstreut. Einige Sat-Schüsseln von Wohnmobilen hatten sich dazugesellt. Zwei Farmer an der Tanke unterhielten sich über fünf Inches Hagel im Korn und einen kurzen Tuochdown,als ich mich wieder auf den Weg machte. Was auch immer das heißen sollte.

Es ging weiter nach Westen. Mir fiel auf, das nicht gerade viele Biker auf ihren Maschinen saßen. Nein, die meisten zogen sie auf Anhängern hinter sich her. Wenn das die neue Art ist, nach Sturgis zu reisen, mache ich bestimmt etwas verkehrt. Aber das wird sich zeigen. (Ende Teil 1)

Ein Mann, ein Bike und ein endloser Weg. That's Störte 1%er!

Ein Mann, ein Bike und ein endloser Weg. That’s Störte 1%er!

Alter Falter, dieses mal will er es aber wissen. Störtes Tour-Beschreibungen entsprechen so ganz und gar nicht denen der kommerziellen Travel-Anbieter. Und das ist gut so. Es sind die Details, auf die man achten muss. Wer mit Namen wie Galloping Goose oder El Forastero nichts anfangen kann, dem wird vermutlich schnell langweilig. Wer sich für echte Biker-Historie interessiert, setzt jetzt einen Klick.

Störte 1% fährt alleine, natürlich in Kutte. Egal wo, er ist immer Störte 1%. Ohne Wenn und aber. Freut euch auf Teil 2 mit seiner Platzierung in Sturgis. In Bälde!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.