Kommentar zum Interview des BVDM e.V.!

Das von mir gestern veröffentliche Interview mit Michael Lenzen, 1. Vorsitzender des BVDM e.V., hat klar aufgezeigt, dass der Verein sämtliche Forderungen der Aufklärungskampagne von Silent Rider mit Ausnahme der  E-Mobilität ablehnt. Da der BVDM e.V. sich bereits vor der Festlegung dieser Forderungen nach eigenem Bekunden der Kampagne selbst angeschlossen hatte, stelle ich mir die Frage, warum man in dieser verbleibt, obwohl man offenkundig keinerlei Einfluss auf das aktuelle Wirken der Kampagne selbst hat, damit die Interessen der eigenen Mitglieder in vielen Bereichen im Vorstand von Silent Rider nicht durchsetzen kann.

Potenzielle Gründe?

Lasst mich mal an dieser Stelle etwas spekulieren.

Der BVDM e.V. ist der Meinung, dass man Verkehrslärm drosseln muss. Vermutlich war das ein allgemeines Kriterium für den Beitritt zur Kampagne. Ja, da liegt er sogar richtig, womit sein Begehren grundsätzlich auch nachvollziehbar ist. In der Tat sind die Beschwerden von Anwohnern teilweise nachvollziehbar. Wenn an deinem Haus ständig LKW vorbei brettern, diese zudem dem Straßenbelag ordentlich zusetzen, man als Anlieger an der Autobahn tagtäglich Tausende PKW’s sowie den Schwerlastverkehr ohne Lärmschutzwand erdulden muss oder am Sonntag eine hohe Anzahl von Bikern die grüne Wiese in der Eifel oder dem Hochsauerland beackern, dann kann man den Frust der Leute durchaus nachvollziehen.

Nun ist der BVDM e.V. aber nicht der Bundesverband alle Verkehrsteilnehmer, sondern der Bundesverband der Motorradfahrer. Er vertritt die Interessen von Motorradfahrern. Und wenn man schon selber zum Ausdruck bringt, dass man die Einseitigkeit der Forderung nach Fahrverboten gänzlich ablehnt, jedoch im Vorstand keinen Stich macht, dann ist es halt schwer nachvollziehbar, dass man weiterhin in der Kampagne Silent Rider verbleibt und jedes Jahr ordentlich Kohle dafür berappt, dass man den Sitz behält. Und genau das scheint das Problem vieler Biker zu sein. Es kommt ihnen so vor, als wenn der Verein mit dem politischen Gegner paktiert.

Denn mit der Drucksache 125/20 ist klar, wohin die Reise gehen soll. Auf sie mit Gebrüll und aus vollen Rohren geschossen. Wir packen das Übel Motorradfahrer an den Wurzeln an und tun alles, um diese aus den Regionen zu verbannen. Ob Fahrverbot oder Streckensperrung ist latte, wichtig ist nur, sie finden nicht mehr statt und die Anwohner haben Ruhe vor Ihnen. Da werden legale Produkte auch mal eben als legale Manipulation bezeichnet, um dem Aspekt Klappenauspuffanlage einfach mal so einen anrüchigen bzw. illegalen Touch zu verpassen. Da die Käufer nichts Illegales tun, müssen wir sie halt verbal attackieren. Selbiges gilt für Motorräder, die völlig legal gekauft wurden. In diesem Fall sind halt die Hersteller schuld und die Käufer unterstützen ein an sich asoziales Produkt.

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Spätestens an dieser Stelle würde ich den Vorstand von Silent Rider verlassen oder den Verein, wenn dieser der Kampagne treu bleibt. Aber der BVDM e.V. bleibt dabei. Um das zu verstehen, muss man sich mit der Struktur eines Vereins etwas auskennen. Es gibt eine Satzung, einen Vorstand, Sitzungen usw.. Das ist schon ein recht starres Gebilde und es gibt Regularien, die es zu beachten gilt. Zudem ist der BVDM e.V. bereits seit 1958 aktiv. Silent Rider zu verlassen, immerhin hat der Bundesrat diese Kampagne durch das Einfügen in die Drucksache legitimiert, kommt durchaus einer verkehrspolitischen Bankrotterklärung gleich. Verlässt man die Kampagne, verliert man vermutlich die vorhandenen Kontakte in die Politik hinein.

Nun will ich aber nicht gänzlich über den BVDM e.V. das Schwert der Ablehnung richten, denn tatsächlich ist er bis dato meines Wissens der einzige Verein, der erfolgreich gegen Streckensperrungen klagte. Warum sitzt er er aber dennoch weiterhin am Tisch mit dem potenziellen Gegner? Die Begründung des Vereins liegt darin, dass man nur in direkten Gesprächen etwas erreichen kann. Das mag sein, führt aber zwangsläufig zu einer sehr gespaltenen Wahrnehmung der Ziele des Vereins innerhalb der Motorradszene. Als selbst ernannter Bundesverband hat man dann halt das Problem, dass sich etliche Motorradfahrer nicht angesprochen fühlen, sondern eher zu der Erkenntnis gelangen, dass der Verein einer Art Vereinsklüngel unterliegt und sich weiterhin im Lichte der politischen Wahrnehmung sonnen möchte. Mit Kollege Scheuer zu reden macht ja auch mehr Sinn als mit einem Rocker. Besser wäre mit beiden zu reden!

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Fazit!

Meines Erachtens hat der BVDM e.V. ein echtes Kommunikationsproblem, da er es nicht geschafft hat, seine Ziele in allen relevanten Bereichen des Protestes gegen die Drucksache 125/20 klar zum Ausdruck zu bringen. Zudem hat er dieses kaum versucht und versteckt sich zu sehr hinter seiner eigenen Base. Und das liegt u. a. darin, dass man mit den neu gegründeten Initiativen so gut wie keine Gespräche führt und anscheinend Anfragen aus der Motorradszene oftmals unbeantwortet lässt. Wer das tut, macht sich nicht gerade beliebt und erweckt zudem den Eindruck, dass er mit bestimmten Bereichen der Motorradszene nichts zu tun haben möchte. Er stellt sich eher elitär dar, was bei Motorradfahrern allgemein nicht gerade positiv rüber kommt. Umweltaktivisten mögen das evtl. anders beurteilen! (Gruß an die Grünen!)

Trotzdem nimmt der BVDM e.V. an dem Protest gegen die Drucksache 125/20 merklich teil und hat vor der Entschließung des Bundesrates durchaus Erfolge erzielt, die andere noch nicht vorweisen können. Ob es zwischen den Initiativen jemals zu einer Annährung kommt, nun, ich weiß es nicht, denn der Aspekt E-Mobilität wird ja nun auch bei den Verehrern des Verbrenners nicht gerade als verbindendes Element bewertet. An sich sollten alle an einem Strang ziehen, wie schwer das jedoch ist, habe ich gerade selber erfahren. Mich würde echt mal interessieren, wie die Mitglieder des BVDM e.V. das insgesamt sehen. Kooperation mit anderen Gruppen der Motorradszene? Ja oder nein?

Das Interview findet ihr hier: Drucksache 125/20: Interview mit dem BVDM e.V.!

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.