Rocker & Business: About Franky 1%er!

Vor kurzem habe ich euch das Buch „Gratwanderung“ von Franky 1%er vorgestellt. Es war direkt klar, dass er für mich ein Aspirant für die Rubrik „Rocker & Business“ ist und das ich ihn unbedingt in dieser Rubrik vorstellen möchte. Sehr geil, dass Franky 1%er auf meine Anfrage hin mein Anliegen abgenickt hat.

Ich habe ihn seinerzeit im Rahmen der Beerdigung von Reiki 1%er als taffen und klar kommunizierenden Typen unter leider sehr unschönen Umständen kennengelernt. Irgendwie blieb er mir im Gedächtnis, es fehlte einfach der neuerliche Impuls. Sein Buch hat diesen nun erzeugt und wir steigen mal ohne weitere Umschweife in das Thema ein.

Heute im Mailinterview: Franky 1%er vom Freeway MC Division.

Das Mailinterview!

1. Franky 1%er, wann bist du in die Szene eingestiegen und welches waren darin deine bisherigen Stationen?

´89 als freier Biker eingestiegen und mit Swans MC, dem Bär, sowie Lüdi von den Freeways direkt gute Lehrmeister gehabt. 1992 Greif MC mitgegründet und mit der Truppe 2001 komplett zum Freeway Rider’s MC gewechselt.

2. Was war dein erster Hobel und mit welchem Bike cruist du heute durch die Gegend?

Eine Kawa 440er LTD und heute 1400er Intruder. Ich bin ein Langstreckenfahrer und besitze keinen Autoführerschein.

2. Du bist ein 618er. In welchem Chapter fährst du und bekleidest du dort ein Amt?

Durchgehend seit 2001 in Hennef und seitdem Vorstand/President. Für den Gesamtverband über 15 Jahre als Pressesprecher tätig gewesen.

3. Was machst du eigentlich beruflich?

Maler und Lackierer

4. Macht dir das Spaß?

Spaß habe ich beim Moped fahren und Bier trinken, die Arbeit finanziert das. Es ist okay. Man sieht am Ende des Tages ein Ergebnis und da ich gut in meinem Job bin, erfahre ich Wertschätzung. Es gäbe auch nicht vieles, was ich sonst machen könnte. Ich bin nicht der filigrane Techniker, für hohe Jobs war ich auf der Schule zu rebellisch und wäre für den Verkauf zu jähzornig, wenn mir einer auf den Sack geht.

5. Hast du schon einmal negative Wechselwirkungen aufgrund deiner MC-Mitgliedschaft in deinem Job erfahren müssen?

Im Gegenteil, jeder weiß, was ich mache, und nimmt es ernst, wenn ich drohe. Führte auch dazu, dass ich für Kollegen Kastanien aus dem Feuer holte, wenn die normale Diplomatie versagte. Umgekehrt besuchen mich Kollegen auch auf Partys im Clubhaus. Auf dem Bau ist es ohnehin rustikaler und es herrscht Fachkräftemangel im Handwerk. Ich habe einen Einser-Abschluss und 30 Jahre Berufserfahrung. Niemand kündigt mich, weil ich Rocker bin und ich hätte genügend Telefonnummern, um morgen bei 5 Firmen anzufangen.

Schmankerl: Im Büro hatten wir vertretungsweise eine Dame aus einem MF, die mir versicherte „von Member zu Member“, dass mein Urlaub genehmigt würde. Ich sagte, „fein, wenn das jetzt szenetechnisch läuft, denn falls nicht, mache ich euren Verein wegen Wortbruch dicht.“

6. Aspekt Szene. Wo geht deiner Meinung nach die Reise hin?

Sie wird sich verändern. Aufgrund der Politik wird es mehr Auflagen geben, allein umwelttechnischer Art. Machorocker sind auch keine schützenswerte Art in der bunten Genderworld, gelten eher als Verbrenner fahrende Primaten. Mit Klima kann man heute alles durchsetzen. Auch dass das Lagerfeuer ausbleibt, und vielleicht futtern wir auch zu viel Fleisch. Ich habe auch die Theorie, dass die großen Clubs eher überleben als die kleinen MCs.

Jüngere Leute wollen Kameradschaft wie die Alten, aber anders. Das raffen viele Ältere nicht, mit Sweet Home Alabama am Lagerfeuer und Kuttentaufe bekommt man in Zukunft keinen Nachwuchs hinter der Wärmepumpenanlage hervorgelockt. Was soll ein 25-Jähriger auch zwischen 10 Silberrücken, die von früher und ihrem Rheuma erzählen? Im großen Club ist das anders, weil die Community dort breiter aufgestellt ist und der Jungspund sich über den Chapterrand ein Netzwerk zu Gleichaltrigen in anderen Chaptern aufbauen kann.

7. Was ist es, was dich in der Szene hält?

Es ist der engste Freundeskreis, den man haben kann. Ich habe Unmengen guter Leute über die eigene Farbe hinaus kennenlernen dürfen. Wenn ich wegen eines Problems anrufen würde, drängeln sich andere mir zu helfen, wo sich die Normalgesellschaft wegduckt und das Handy ausmacht. Ich habe Member, die mir blind vertrauen und in jede Situation gehen würden. Mein Vice ist 30 Jahre an meiner Seite, in einem Interview wurde er gefragt, wie weit er mit mir gehen würde. Antwort: bis zum Ende. Solche Leute findet man woanders nicht und könnte ich auch nie im Stich lassen. Deshalb gilt auch für mich: bis zum Ende.

8. Was stört dich an der Szene?.

Was mich stört: Wir sind so viele harte Typen, aber lassen uns von der Politik gängeln. Es gibt zu viel Profilneurosen und Angst, jemand schnappt ein paar Krümel des kleinen Kuchens weg. Wir sind top durchorganisierte Macher und können kämpfen – wenn es gegen andere MCs geht. Aber gegenüber dem Staat bekommen wir wenig auf die Kette, wenn es um unsere Interessen geht.

Vor meiner MC-Zeit war ich Autonomer im schwarzen Block. Da sind viele Frauen bei und Leute mit dünnen Ärmchen, aber Fantasie und Willen. Mit denen würde man nicht die Hälfte machen, was wir schlucken. Als es um die Sonntagsfahrverbote ging, wurde von der Öffentlichkeit unbemerkt auf einsame Plätze geknattert und man hoffte, dass sich Politiker erbarmen, uns zu vertreten. Jetzt sehen wir, wie dürre Hanswurste sich auf die Straße kleben und Aufmerksamkeit ernten. Ich wünschte mir mehr Zusammenhalt. Von Manpower und Können her wären wir eine Macht, aber weil wir es zulassen werden wir behandelt wie Paria.

Als ich 89 angefangen habe, dachte ich, alle Rocker halten zusammen. Vor einer Kneipe bekam ein MC Hiebe von einer Gang. Aus dem Laden guckten andere Clubs zu, war ja keiner von ihnen. Ich ging als freier Biker raus, obwohl ich den Club nicht leiden kann. Aber für mich ist es so, greift man eine Kutte an, dann alle! (Ende Mailinterview)

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Anmerkungen!

Siehe da, der schwarze Block. Da musste ich schmunzeln. Hintergrund? In 1982 fand in Bremen im Weserstadion eine große Vereidigung von Bundeswehrsoldaten statt. Dagegen war die Antifa massiv aufmarschiert. Ich war im Kino Schauburg im Viertel und als ich rauskam, bekam ich direkt einen Polizeistock in die Fresse. Tja, ich war eben zur falachen Zeit an diesem Ort, da ein ganzer Zug Cops gerade im Viertel den schwarzen Block jagde und ich wohl ins Beuteschema passte. Eine ganze Woche tat mir meine Fresse weh.

Franky 1%er mit sener Trude on Tour!

Franky’s Ausagen wirken auf mich reflektiert und authentisch. Hier zeigt sich, dass es eben nicht notwendigerweise darauf ankommt, stets die Fahne von Glanz und Glorie hochzuhalten, sondern dass es vielmehr darauf ankommt, dass man Problembereiche erkennt und daran arbeitet, dennoch seinen Farben stets treu bleibt. In Bezug auf die jungen Leute in der Szene bin ich bei ihm. Das Thema Old School vs. New School sehe ich inzwischen als Old School featuring New School.

Mal schauen, ich bin ja dafür bekannt immer mal wieder Formate auszupacken, wo ich mit Membern aus anderen Clubs den Austausch suche. Fakt ist, nach dieser Aktion gehört Franky 1%er zu denjenigen, die ich wenigstens gefragt haben will. Und bei einigen Themen bin ich mir sehr sicher, dass er interessiert sein wird. Schauen wir also mal, was kommt.

Franky 1%er ist seit 2001 President im Chapter Hennef.

Danke für das Interview!

Über das Buch von Franky 1%er: https://bikesmusicandmore.com/rockerliteratur-gratwanderung-von-frank-ypsilon/

Impressionen! (Zum Vergrößern anklicken)

Hinweis: Die Rubrik ist quasi ein Pendant zu den Inhalten der sogenannten Manstreampresse, in deren Artikeln es nahezu ausnahmslos um Nutten, Koks und was weiß ich geht. Ich stelle die Szenegänger vor, die ganz normal malochen, ob im Büro, als Handwerker oder selbständig, denn das ist die breite Masse, von daher repräsentativ. Bringt nur nicht so viele Klicks. Und, scheiß drauf.     

Autor: Lars Petersen

Mitglied im DPV Deutscher Presseverband - Verband für Journalisten e.V. Über 30 Jahre Erfahrung als Vertriebsmann, davon 9 Jahre Anzeigenleiter bei der Borgmeier Media Gruppe GmbH in Delmenhorst. Steckenpferd? Texten. Zur Person? Vater und MC-Mitglied (1%er). Karre? 99er Harley Davidson Road King. KM pro Jahr? Das reicht schon! Mein Credo? Geht nicht, gibt es nicht!! Machen, nicht labern! Der Autor weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Tätigkeit mit der höchst möglichen Neutralität und Objektivität ausführt und die Inhalte im Online-Magazin nur von ihm entschieden werden, sofern es sich nicht um bezahlte Aufträge handelt. Besonderes: U. a. Veranstalter von Bikes, Music & More Vol.1 bis 5. - Das Biker-Festival in Delmenhorst, Organisator der Biker Meile im Rahmen des Delmenhorster Autofrühlings sowie Produzent vom Motorcycle Jamboree Journal. Ausrichter vom Rocker Talk 1 und 3.