Wer in eine Verkehrskontrolle gerät, muss eben damit rechnen, dass er bei Verstößen gegen die Vorschriften einen Denkzettel erhält. Von daher könnten wir meine Erfahrungen hinsichtlich der Verkehrskontrolle im Rahmen des Motorcycle Jamboree 2014 auch als persönliches Pech oder eigene Dummheit ad acta legen. Da jedoch die Kontrollen insgesamt bei den Besuchern als pure Schikane bewertet wurden, erlaube ich mir einen etwas tieferen Blick!
Der Anlass!
Zugegeben, die Fahrt zum Geldautomaten hätte ich mir schenken können. Denn ich wußte um die Kontrollen. Da es in den letzten Jahren aber immer recht human ablief und ich zudem mit einer so frühen Präsenz der Polizei gar nicht gerechnet hatte, wagte ich den Versuch, der dann prompt in die Hose ging. Es gab die Kelle!
Ok, rein in die Kontrollstelle und mal gleich die Papiere rausgeholt. Den Affen muss man dann ohnenhin nicht mehr machen, es wird nur schlimmer. Die erste Frage nach Alkohol konnte ich mit gutem Gewissen verneinen. Den angebotenen freiwilligen Alk-Test hätte ich ja auch noch über mich ergehen lassen, doch den haben sie vermutlich im Kontroll-Wahn einfach nur vergessen. Nicht mein Problem!
Und dann ging es los: Spiegel, Motor-Entlüftung, Auspuffanlage, Hinterreifen, dass ganze Programm. Ich fing bereits an das Bußgeld und die vermutliche Punktezahl im Kopf zu berechnen. Last but not least kam es dan aber noch dicker. Denn der Neigungswinkel meines Kennzeichens entsprach nicht den Vorschriften. 15 Grad zu viel und damit eine strafbare Handlung! Ich weiß nicht, wieviele Kontrollen ich in der Vergangneheit bereits über mich ergehen lassen musste, aber die Nummer war für mich nun völlig neu. Es wurde lauter!
Nach zweiten Tagen in brütender Hitze ist es auch nicht gerade ein Geschenk, wenn die Kontrollboxen an Stellen errichtet wurden, wo die Biker größtenteils der puren Sonne voll ausgesetzt sind. Als man dann noch die Lautsärke meiner Auspuff-Anlage messen wollte, wurde es richtig komisch. Die netten Beamten verkrochen sich unter der Markise ihres Einsatzfahrzeges und bereiteten alles vor. Der Lars stank mittlerweile vor sich hin, mir floss der Schweiß literweise den Arsch herunter. Das ich mich vorher mit Insulin gespritz und noch nichts im Magen hatte, können sie ja nicht wissen, aber generell sehe ich diese Art Kontrollen im Rahmen von Großveranstaltungen als sehr sensibel an und erwarte von der Behörde diesbezüglich einfach mehr Fingerspitzen-Gefühl. Sie müssen uns dort ja nicht gleich einen Pool hinstellen, aber ein Zelt mit ausreichend Schatten, hätte sicherlich der ohnehin schwierigen Stimmung deeskalierend entgegen gewirkt.
Zum Schluss hin hatten sie dann ein Einsehen und ich durfte den Hobel im Schatten platzieren!
Zu meinem Glück, erwies sich das Drehzahl-Mess-Gerät als defekt, so dass eine Messung nicht möglich war. Jeder, dessen Tüten dort kontrolliert und bemängelt wurden, sollte diese Info mal an den Anwalt weiter geben. Das Gerät hat nicht korrekt gemessen! Es wurde eingepackt! So ein Pech aber auch!
Da sie mir ja nun das volle Paket verpasst hatten, war ich echt überrascht, dass sie mir die bedingte Weiterfahrt zum Event-Gelände und für den Heimweg gestatteten. Da haben sie glatt mal Punkte gut gemacht!
Auch dieser lustige Zeitgenosse musste in die Kontrolle!
Ich bin dann mal während der ca. 30minütigen Kontrolle etwas auf und ab gegangen und sperrte meine Lauscher auf. Generell hatte ich das Gefühl, dass bestimmte Kollegen der Behörde mächtig gut informiert waren und andere keinen blassen Schimmer hatten. Sätze wie “ Wegen der Kleinigkeit fange ich mit Dir keinen Krieg an“ finde ich reichlich deplaziert, genauer gesagt dumm, denn sie verdeutlichen m.E. recht klar, worum es hier eigentlich ging. Die wollten da einfach Stärke zeigen!
So so, bis zu 21 Beamte rockten die Kontrollen. Zählt mal alleine die Fzg. an diesem Point durch! Das waren mind. 6!
Ein Blick auf das Begleitschreiben zur Mängelkarte verdichtete meinen Verdacht. Die Kontrollen beim Jamboree wurden vom Kraftradkontrolltrupp der Polizeiinspektion Rotenburg a.d. Wümme/PD Lüneburg durchgeführt.
Offiziell wurde es in einer amtlichen Mitteilung im Netz als Erfahrungs-Austausch unter Kollegen betitelt. Lächerlich, ich stand neben zwei Beamten, die sich erst einmal fragten, woher sie denn kämen und was sie sonst machen würden. Die kannten sich da teilweise gar nicht. Klar, so ein Erfahrungsaustausch wird ja innerhalb der Behörde mal ganz spontan ohne vorherige Abpsrache angesetzt. Wer verarscht hier jetzt wen?
Meine Laune war natürlich erst einmal im Ar….! Auf dem Platz hörte ich dann weitere Beschwerden von Bikern, die den Status der Schikane mehr als belegten. Einem mir bekannten Rocker haben sie ein Verwarngeld aufgedrückt, weil er auf die Kelle hin nicht in die Kontrollstelle hinein geblinkt hatte. Tja, wenn man an dem Hobel nichts findet, dann tut so ein 5-Euro-Verwarngeld der geplagten Beamten-Seele doch noch ganz gut. Aber wieso der Mann deswegen eine Anzeige schreibt, ist mir scheierhaft. Das Angebot zur sofortigen Bezahlung hätte den Verwaltungsakt mal direkt beendet. So bekommt der Kollega Post und vermutlich oben drauf satte Gebühren berechnet. Würde ich sofort gegen angehen, wenn dem so ist. Die Beamten hatten die Möglichkeit die sofortige Bezahlung anzubieten!
Bei den Faxen von Attila bekam ich gleich wieder gute Laune!
In einem weiteren Fall, sprang ein Beamter dem Biker quasi aus dem Dickicht heraus vor den Bock. So so, nun stehen sie also schon im Wald und lauern auf ihre Opfer! Achtung Unfallgefahr!
Die gesamten Maßnahmen wurden von der Polizei als Einsatz ohne besondere Vorkommnisse bewertet. 670 Fahrzeuge und deren Lenker wurden von bis zu 21 Beamten kontrolliert, 17 OWI-Anzeigen wurden geschrieben und weitere 76 Verstöße mit einem Verwarnunggeld belegt. In fünf Fällen wurde Alkohol-Missbrauch festgestellt. In einem Fall gab es eine Stranzeige wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz. Der Halter hatte einen Schlagring in den Rahmen verschweißt. Wie geil ist das denn?
Also, wenn er damit zuschlägt,tut es brutal weh! Grins….
Bis zu 21 Beamte? Ach nö, wem wollt ihr das denn erzählen! Alleine während meiner Kontrolle liefen da locker 12 Leute herum. Schichtwechsel gab es dann wohl keinen, die haben natürlich allesamt von morgens bis abends sämtliche Kontrollstellen mit dieser dünnen Personladecke abgedeckt. Ich glaube eher, die haben erfahren, dass die Stimmung auf dem Platz recht kritisch wurde und spielen die Nummer nun herunter. Der Veranstalter hatte die heftigen Kontrollen ja nun auch mitbekommen und sein Veto eingelegt. Wenn wir aber das Statement der Polizei als solches bewerten, dann gibt es in 2015 ja keinen Grund mehr für so heftige Kontrollen, denn gemessen an der hohen Besucherzahl ist dieses Ergebnis ja nehezu lächerlich!
Ich bin erwischt worden und muss bluten. Shit Happens! Aber macht euch mal in Zukunft Gedanken darüber, wie ihr beim 25ten Motorcycle Jamboree agieren wollt. Am Donnerstag um 10.00 Uhr bereits die Besucher mit heftigen Kontrollen zu begrüßen, ist doch wohl ein Witz. Diesmal ging die Nummer noch friedlich ab. In Anbetracht der stets heftigen Temperauren möchte ich aber nicht wissen, was los ist, wenn da mal ältere oder kranke Biker in der Kontrolle ob der Hitze den Klappermann machen.
In einer Zeit, wo Biker immer mehr Ressaintements ausgesetzt sind, muss auch die Rennleitung über die rein technischen Aspekte ihrer Tätigkeit hinaus sich darüber Gedanken machen, wie derartige Kontrollen auf die Zielgruppe wirken. Wie heißt es noch so schön: “ Die Polizei, dein Freund und Helfer!“
